„Haben Harpune dabei“ – bissiger Fisch greift Badegäste in Südfrankreich an

An Stränden in Südfrankreich klagen Schwimmer derzeit über Bisse von Fischen – allein an einem Tag wurden über 40 Badegäste attackiert, berichten lokale Medien.
Côte d’Azur – Kugelfische, Würfelquallen, Frösche – die Zahl der gefährlichen Tierarten, auf die man im Urlaub treffen kann, ist nicht klein. Zwar leben die 10 giftigsten Tiere der Welt primär in exotischen Gegenden wie Australien oder Asien, der Klimawandel jedoch begünstigt deren Verbreitung auch in südeuropäischen Staaten. Im Mittelmeer etwa wurde schon eine Kugelfischart gesichtet, die für Menschen extrem gefährlich ist, denn:
Badegäste in Südfrankreich von Drückerfischen attackiert – über 40 Fälle
Laut Berichten von echo24.de können die scharfen Zähne vom Hasenkopf-Kugelfisch sogar Metall durchbeißen, zudem ist der Fisch wie alle Kugelfischarten extrem giftig und sollte deshalb nicht verzehrt werden. Damit schaffen es die Kugelfische in das Ranking der 10 gefährlichsten Tiere, die in Deutschland und Europa leben. Aber ein Tier, das gerade am Mittelmeer Probleme macht, ist in der Liste nicht aufgeführt: der biss-freudige Drückerfisch.
Allein am Montag (8. August 2022) sollen in Südfrankreich Berichten von Travelbook zufolge mehr als 40 Badegäste am Strand von Hendaye nahe der spanischen Grenze von Drückerfischen gebissen worden sein. Auch in der Nähe von Cannes – an der Côte d’Azur – ist es zu Drückerfisch-Angriffen gekommen. Hier soll ein Mann im nur 50 Zentimeter tiefen Wasser attackiert worden sein, zudem sind Berichte über einen Fall in der Bucht von Saint-Tropez bekannt.
Grauer Drückerfisch (Balistes capriscus)
Die 30 bis 45 Zentimeter langen grauen Drückerfische (Balistes capriscus) sind wie alle Drückerfischarten verwandt mit den Kugelfischen – doch anders als ihre Artgenossen in exotischen Gewässern leben sie auch im Mittelmeer. Die Fische ernähren sich primär von Muscheln, Schnecken und verschiedenen Krebstieren und gelten selbst als wohlschmeckende Speisefische, wenn sie richtig zubereitet werden.
Der Drückerfisch hat 14 Zähne im Ober- sowie acht im Unterkiefer, also insgesamt 22 Zähne. Diese nutzt er, um Muscheln, Krabben oder Seeigel zu knacken. Für die Menschen sind die Bisse zwar schmerzhaft, aber in der Regel ungefährlich. Wie nach allen Tierbissen sollte die Stelle aber gut desinfiziert und bei Bedarf mit Verbandsmaterial abgedeckt werden. Wenn nach einem Biss körperliche Beschwerden auftreten, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Im Video „HEFTIGER als Piranhas“ des YouTube-Kanals „Zoo Zajac“ können User sich von der enormen Bisskraft des „mit fast schon menschlichen Zähnen“ ausgestatteten Fischs überzeugen. Ein Kommentator bezeichnet das Tier dort gar als „einen der krassesten Fische der Welt“.
Experte warnt, beißende Drückerfische in Fortpflanzungsphase aggressiv
Warum es gerade jetzt vermehrt zu Angriffen auf Menschen kommt, ist unklar. Die Zeitung Le Parisien berichtet, dass die Fische mit insgesamt 22 Zähnen aufgrund des Klimawandels und infolge der akuten Wassererwärmung zur Nahrungssuche verstärkt in seichte Gewässer vordringen – und in der Urlaubssaison auf viele Badegäste treffen. Gerade in ihrer Fortpflanzungsphase im Sommer seien die ohnehin nicht menschenscheuen Fische aggressiv, sagte Meeresfisch-Experte Benjamin Lafon der Zeitung.
Auf Facebook können es einige User gar nicht glauben, dass es in Südfrankreich solche biss-freudigen Fische gibt, die bisher nur in Portugal und Spanien gesichtet wurden. „Sie haben nicht mehr genug Nahrung“, schlussfolgert ein User. Wieder eine andere Userin nimmt die Nachricht über die Drückerfisch-Attacken im Mittelmeer mit Humor: „Wir haben eine Harpune dabei, die werden aufgegessen bevor sie beißen.“
Drückerfisch beinahe ausgestorben, steigende Temperaturen locken ihn zurück
Die Bisse der grauen Drückerfische können schmerzhaft sein, sind für Menschen aber meist ungefährlich, sagte Lafon. Sein Kollege, der Meeresforscher Samuel Somot vom Nationalen Meterologischen Forschungsinstitut (CNRM), erklärte gegenüber dem Parisien, dass das Wasser an der französischen Mittelmeerküste statt der üblichen 21 bis 22 Grad derzeit bis zu 28 Grad warm sei. Dies begünstige die Rückkehr des an den französischen Küsten fast ausgestorbenen Fisches.
Die immer höheren Temperaturen wirken sich aber nicht nur auf die Tiere im Meer aus. Auch in Deutschland und speziell in Baden-Württemberg werden immer häufiger Tiere heimisch, die ursprünglich aus exotischen Gegenden stammen. Das „tödlichste Tier der Welt“ etwa ist am Bodensee angekommen. Und in Pforzheim und Karlsruhe wurde die giftige Nosferatu-Spinne nachgewiesen, die bis zu acht Zentimeter groß werden kann.