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Mann will ein Jahr Elternzeit nehmen - so krass reagiert sein Chef

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Von: Andrea Stettner

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Wenn sich Väter länger als zwei Monate Elternzeit nehmen, stößt dies in vielen Unternehmen auf Unmut.
Wenn sich Väter länger als zwei Monate Elternzeit nehmen, stößt dies in vielen Unternehmen auf Unmut. © pixabay (Symbolbild)

Ein Vater will sich ein Jahr nur um sein Kind kümmern. Wie sein Arbeitgeber auf den Elternzeit-Antrag reagiert, hätte er selbst nicht für möglich gehalten.

Die Geburt des ersten Kindes ist eine ganz besondere Zeit. Ganz klar, dass auch die Väter möglichst viele Momente mit ihrem Nachwuchs erleben möchten. Deshalb nehmen sich inzwischen viele Väter Elternzeit. Meist sind es jedoch nur zwei Monate - die Mindestanzahl, die nötig ist, um den vollen Anspruch auf Elterngeld zu erhalten. Darauf haben sich auch viele Unternehmen inzwischen eingestellt. Doch haben Vorgesetzte auch Verständnis dafür, wenn sich Väter eine längere Auszeit für ihr Kind nehmen? 

Vater nimmt sich ein Jahr Elternzeit - und wird gemobbt

Thomas Bolte hat damit keine guten Erfahrungen gemacht. Als sich bei ihm und seiner Lebensgefährtin das erste Kind ankündigte, wollte sich der PR-Profi ein Jahr Elternzeit nehmen: "Ich fand Gefallen an dem Gedanken, von Anfang an viel Zeit mit dem eigenen Kind zu verbringen. Und dem Kind nicht erst nach Feierabend beim Schlafen zuzusehen", schreibt er in einem Gastbeitrag für das Karriere-Netzwerk Xing

Doch als er bei seinem Unternehmen, einem börsennotierten Biogasanlagenbauer, den Elternzeit-Antrag einreicht, erlebt er sein blaues Wunder. Seine E-Mails an den Vorstand, mit dem Bolte als Pressesprecher eng zusamenarbeitete, wurden erst nicht beantwortet, dann verweigerte man ihm eine bereits angekündigte Bonuszahlung. Schließlich beschwerte sich der Vorstandsvorsitzende unverblümt, warum Bolte vorher nicht mit ihm über seinen Elternzeitwunsch gesprochen hätte - schließlich könne er ihm jetzt vorerst nicht mehr kündigen! 

Bolte reichte seinen Antrag nämlich erst acht Wochen vor der Elternzeit ein. Eine Schutzfrist vom Gesetzgeber, in der Vätern bis zum Ende der Elternzeit nicht mehr gekündigt werden darf. 

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Reaktion der Firma auf Elternzeit-Antrag überrascht Vater negativ

Eine kluge Entscheidung, wie sich im Nachhinein herausstellte. Schließlich hatte der werdende Vater wohl schon geahnt, dass sein Elternzeit-Antrag gar nicht gut ankommt. "Ganz ehrlich, ich hatte Ärger eingerechnet", schreibt Bolte,  "schließlich kannte ich Mentalität und Denkweise des Vorstands recht gut. Die unverblümte Ankündigung mir zu kündigen, war dann aber doch eine Enttäuschung." 

Doch es ging noch weiter,  denn die Unternehmensleitung wollte diese "Dreistigkeit" nicht auf sich sitzen lassen: Der Vorstand kündigte unverhohlen an, er wolle Boltes Vertrag nach der Schutzfrist "so schnell wie möglich auflösen, etwa über eine betriebsbedingte Kündigung".

Enttäuschter Vater verlässt Firma 

Nach dieser Erfahrung stellte sich Bolte die entscheidende Frage: "Will ich wirklich bei einem Arbeitgeber arbeiten, der die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Sonntagsreden zwar vorgibt, für die männlichen Mitarbeiter in der Realität aber ausschließt?" Der Pressesprecher entschied sich gegen sein Unternehmen - und bat um einen Aufhebungsvertrag.

Bolte arbeitet heute übrigens als selbstständiger PR-Manager, und springt in dieser Funktion bei Unternehmen ein, die vorübergehend Stellen in der Unternehmenskommunikation vergeben - zum Beispiel während der Elternzeit ihrer Mitarbeiter. "Auf diese Idee hat mich der Ärger mit meinem Ex-Arbeitgeber gebracht. Dafür bin ich ihm aus heutiger Sicht schon fast dankbar", verrät der glückliche Vater.

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Von Andrea Stettner

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