Stellenmarkt: Diese Jobs bleiben am längsten unbesetzt

46 Prozent der Jobinserate im Einzelhandel sind im Schnitt länger als zwei Monate online.
Auch in IT- und Ingenieursjobs sind Mitarbeiter Mangelware – mit Folgen.
Der Fachkräftemangel ist aktuell für viele Branchen und Unternehmen eine zentrale Herausforderung. Das zeigt sich auch daran, dass sich der Zeitraum zur Besetzung von offenen Stellen spürbar verlängert bzw. Stellenausschreibungen schlichtweg dauerhaft ausgeschrieben sind. Die Jobseite Indeed hat vor diesem Hintergrund untersucht, welche Stellenanzeigen im Jahr 2021 besonders häufig länger als zwei Monate online waren. Das Ergebnis: Der Einzelhandel hatte offenbar die größten Herausforderungen, seine Vakanzen zu besetzen und war kontinuierlich auf der Suche nach neuem Personal* – selbst im Gesundheits- oder IT-Bereich war der Anteil der Stellenanzeigen, die länger online sind, nicht so hoch.
Der Einzelhandel sucht über alle Positionen hinweg
Demnach bleiben der Indeed-Auswertung zufolge im Schnitt 46 Prozent aller Inserate im Einzelhandel mehr als zwei Monate online. Damit steht die Berufskategorie in dieser Hinsicht mit deutlichem Abstand an der Spitze.
So bleiben Ausschreibungen in leitender Funktion wie Handelsfachwirte und stellvertretende Filialleiter zu 91 bzw. 56 Prozent länger als zwei Monate online. Aber auch Lebensmittel-Verkäufer sind der Analyse zu Folge besonders schwer zu ersetzen. Immerhin 67 Prozent der Jobangebote für diesen Beruf bleiben länger als 60 Tage unbesetzt oder sind dauerhaft ausgeschrieben. Selbst bei weniger qualifizierten Stellen wie denen für Aushilfen im Verkauf beträgt dieser Anteil 41 Prozent.
Berufskategorien | Anteil der Jobanzeigen länger online als 60 Tage in 2021 |
Einzelhandel | 46,50% |
Bank- & Finanzwesen | 38,30% |
Lebensmittelzubereitung, -herstellung, -verkauf & Gastronomie | 37,80% |
Ingenieurwesen | 35,00% |
Softwareentwicklung | 34,30% |
IT-Support, IT-Infrastruktur | 33,90% |
Management | 33,70% |
Maschinenbau | 33,50% |
Bauingenieurwesen | 32,90% |
Data Analytics, Informationsmanagement | 32,80% |
Projektmanagement | 32,40% |
Fahrdienst | 31,50% |
Bauwesen | 30,20% |
Logistik | 29,00% |
Handwerk, Technik & Mechanik | 28,90% |
Gesundheits- & Krankenpflege | 24,70% |
Doch nicht nur auf Führungsebene hat der Einzelhandel mit Herausforderungen zu kämpfen, auch im Nachwuchs zeichnen sich die gleichen Herausforderungen ab: Ausbildungsangebote für Kaufleute im Einzelhandel, Fachrichtung Lebensmittel sind zu 91 Prozent länger als zwei Monate online, Ausbildungsplätze für Verkäufer zu 88 Prozent und Fleischerinnen zu 87 Prozent. Hier beginnt der Fachkräftemangel bereits beim Nachwuchs. Nicht umsonst werben Lebensmittelhändler wie Edeka, Netto, Lidl und weitere mit aufwändigen Kampagnen um ihren Nachwuchs.
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Handwerker sind schwerer zu finden als IT-Experten und Ingenieure
Neben dem Einzelhandel sind Handwerksberufe ebenfalls sichtlich vom Fachkräftemangel betroffen: Die Stellenanzeigen für Sprinklermonteure (78 Prozent), Beton- und Stahlbetonbauer (63 Prozent) und Poliere im Hochbau (58 Prozent) sind dabei sogar deutlich länger online als die von Ingenieuren. Von den Stellenausschreibungen für Ingenieure und IT-Spezialisten bleiben bei Wirtschaftsingenieuren im Schnitt 40 Prozent der Angebote länger zugänglich, im IT-Bereich sind es je nach Qualifikation und Berufsprofil zwischen 32 und 34 Prozent. Um diesem Trend entgegenzuwirken, forderte Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer zuletzt mehr staatliche Unterstützung bei der Ausbildung von neuen Lehrlingen.
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Intensivkrankenpfleger verzweifelt gesucht
Im Vergleich zum Einzelhandel fällt der Anteil der Stellenanzeigen, die länger online sind, im Berufsbereich Krankenpflege eher gering aus. Er liegt im Schnitt nur bei 26 Prozent. Der Anteil schwankt allerdings stark nach der Qualifikation: Bei Stellenausschreibungen für Altenpflegehelfer liegt der Anteil zwar nur bei 21 Prozent, bei Krankenpflegern für Intensivpflege hingegen steigt er auf 46 Prozent der Fälle und liegt damit genauso hoch wie im Einzelhandel.
„Der Jobmarkt in Deutschland ist letztes Jahr regelrecht explodiert – und mit ihm der Fachkräftemangel. Aktuell zählen wir hierzulande fast 50 Prozent mehr offene Stellen als vor der Corona-Pandemie“, weiß Dr. Annina Hering, Ökonomin beim Indeed Hiring. „Während dies für Jobsuchende gute Nachrichten sind, stellt dies Unternehmen bei Stellenbesetzungen vor große Herausforderungen. Besonders stark hat sich die Lage in Engpassbereichen wie dem Einzelhandel, dem Handwerk oder in der Pflege zugespitzt. Dies zeigt sich beispielsweise an längeren Besetzungszeiten für offene Vakanzen, die sich unter anderem daran messen lässt, wie lange Stellen online bleiben. Arbeitgeber werden dieses Jahr ihre Angebote verbessern und Recruiting-Anstrengungen verstärken müssen, um besonders die jüngeren Generationen für sich zu gewinnen.”, so die Expertin.
In welchen Jobs und Branchen winkt aktuell der beste Verdienst? Der Gehaltsreport 2022 liefert die Antwort. *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.