Zecken-Saison startet: So können Sie sich vor Krankheiten schützen
Der Frühling steht bevor, und damit für viele Menschen auch mehr Zeit in der Natur. Dabei ist Vorsicht geboten, denn in Teilen von Deutschland sind die Zecken schon wieder aktiv. Die Parasiten können neben Borreliose auch FSME übertragen.
Fulda - Laut Robert Koch-Institut (RKI) sind zehn Städte und Kreise in Hessen als Risikogebiete für eine Infektion mit FSME eingestuft – darunter auch der Landkreis Fulda und der Main-Kinzig-Kreis. Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute, die durch Viren hervorgerufen wird.
Diese Viren werden über infizierte Zecken auf den Menschen übertragen. Wegen der wenigen Frosttage im Januar und Februar kommen die Blutsauger in Südhessen schon jetzt wieder vermehrt vor. „Bereits ab einer Temperatur von sieben Grad Celsius werden Zecken wieder aktiv“, erklärt Markus Stifter vom hessischen Landesjagdverband.
Start der Zecken-Saison: 6 Tipps zum Schutz vor Krankheiten
Die häufigste Zecken-Spezies hierzulande ist der „Gemeine Holzbock“. Aber auch die Ausbreitung exotischer Arten stellt nach Angaben des Landesjagdverbands Hessen ein zunehmendes Gesundheitsrisiko für Mensch und Hund dar. So verbreite sich die Braune Hundezecke oder die Riesenzecke Hyalomma immer mehr in Deutschland.
Dadurch steige die Gefahr, sich mit Erregern eher seltener Krankheiten anzustecken. So auch im Main-Kinzig-Kreis, der als FSME-Risikogebiet gilt: Dort wurde die Hyalomma im Jahr 2018 erstmalig nachgewiesen, wie das dortige Gesundheitsamt mitteilt. Sie kann eine Größe von bis zu zwei Zentimetern erreichen und Fleckfieber übertragen.
Das Gesundheitsamt des Landkreises Fulda hingegen hat bislang noch keine Meldung über das Vorkommen exotischer Zecken erhalten, wie die Kreispressestelle mitteilt. Auch sei der Behörde nicht bekannt, dass die Parasiten schon jetzt wieder vermehrt unterwegs sind.
Der Landkreis Fulda gilt seit Frühjahr 2021 als FSME-Risikogebiet. Weitere FSME-Risikogebiet sind aktuell in Hessen: Darmstadt, Offenbach, die Landkreise Bergstraße, Darmstadt-Dieburg, Offenbach Groß-Gerau, Marburg-Biedenkopf und der Odenwaldkreis. Unter anderem der Vogelsbergkreis gilt nicht als FSME-Risikogebiet.
Sechs Tipps im Umgang mit Zecken.
1. Tipp - Impfung: Gegen FSME kann man sich mit einer Impfung schützen. Diese empfiehlt für den Kreis Fulda auch Professor Dr. Daniel Jaspersen, Gesundheitsexperte der Fuldaer Zeitung. „Da das RKI auch Fulda und die Rhön als Risikogebiete einstuft, würde ich die FSME-Impfung in jedem Fall empfehlen. Das gilt besonders für die ländlichen Gebiete.“
Die Ständige Impfkommission empfiehlt eine FSME-Impfung für Personen, die in Risikogebieten leben oder sich dort aufhalten. Die Impfquoten sind laut RKI weiterhin auf niedrigem Niveau, insbesondere bei (männlichen) Personen im Alter über 60 Jahren, bei denen das Risiko einer schweren Erkrankung deutlich erhöht sei.
Die Mehrzahl (98 Prozent) der 2022 übermittelten FSME-Erkrankten war demnach gar nicht oder unzureichend geimpft, das bedeutet die Grundimmunisierung war unvollständig oder Auffrischimpfungen fehlten. Den Ergebnissen einer Studie zufolge stehen vor allem Alter und Bluthochdruck in Verbindung mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für eine schwere FSME-Erkrankung.

2. Tipp - Schnelle Entfernung: Da FSME-Viren nach Angaben des RKI bereits bei Beginn des Saugakts auf den Menschen übertragen werden, müssen sie umgehend entfernt und die Wunde desinfiziert werden. Nach Aktivitäten in Wiesen, Wäldern und im Garten sollte man den Körper also möglichst schnell auf Zecken untersuchen.
3. Tipp - Helle, lange Kleidung: Die Gesundheitsämter empfehlen, lange Hosen zu tragen. Helle Kleidung habe zudem den Vorteil, dass sich Zecken darauf leichter entdecken lassen.
4. Tipp - Abwehrschutz: Bestimmte Stoffe könnten Zecken zudem durch ihren Geruch fernhalten. Solche sogenannten Repellentien werden demnach auf die Haut aufgetragen und bieten für einige Stunden einen gewissen Schutz. Sie sind in der Apotheke oder in Drogerien erhältlich.
FSME: Experte rät zur Impfung
5. Tipp - Richtiges Entfernen: Kommt es doch zum Stich, sollten die Zecken im Ganzen entfernt werden. Hierzu eignet sich eine Pinzette, eine Zeckenkarte oder ein Zeckenlasso. Nicht genutzt werden sollten Nagellackentferner oder Öl. Denn hierbei besteht die Gefahr, dass die Zecken in ihrem Todeskampf erbrechen und es zu einer vermehrten Infektion mit Viren kommt.
6. Tipp - Beobachten: Weiterhin sollte der Einstichbereich noch für längere Zeit beobachtet werden, ob sich eine Rötung, die nach außen fortschreitet – ein Zeichen für die häufiger und deutschlandweit vorkommende Borreliose – bildet. Erreger der Lyme-Borreliose werden oft erst Stunden nach Beginn des Saugakts übertragen. Nach einer ersten Rötung um die Einstichstelle herum können später Nerven, Gelenke und Herz von den Bakterien befallen werden.
Hintergrund: Krankheitsbild FSME
Symptome einer FSME-Erkrankung treten laut Bundesagentur für gesundheitliche Aufklärung typischerweise in zwei Phasen auf: Zunächst zeigen sich grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und allgemeines Krankheitsgefühl. Oft ist zu diesem Zeitpunkt der Zeckenstich vergessen und die Beschwerden werden als Erkältung fehlgedeutet.
Für die meisten Betroffenen ist die Erkrankung hiermit überstanden. Die Mehrheit der Infizierten (circa 70 bis 95 Prozent) bleibt beschwerdefrei oder die zweite Krankheitsphase bleibt aus. Bei den Übrigen kommt es nach etwa einer Woche zu einer Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns (Meningoenzephalitis). Eine Rückenmarksentzündung kann ebenfalls auftreten. Krankheitszeichen sind erneutes Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Ausfälle des Nervensystems.
Schwere Verläufe können mit Lähmungen an Armen und Beinen, Schluck- und Sprechstörungen, Atemlähmungen und starker Schläfrigkeit einhergehen. Als Folgeschäden können Lähmungen, Kopfschmerzen, geringere Belastbarkeit und Gefühlsschwankungen noch mehrere Monate anhalten. Eine folgenlose Heilung ist auch spät noch möglich. Es kann jedoch auch zu bleibenden Schäden kommen. Etwa 1 von 100 Erkrankten mit Befall des Nervensystems stirbt an der Infektion.
Zecken sind unliebsame Zeitgenossen. Viele Menschen fürchten sich auch vor Spinnen, vor allem der Nosferatu-Spinne, die zunehmen in Deutschland heimisch wird.