Der neue Toyota RAV 4: Eine Hybrid-Rakete startet voll durch

Noch nie war der Toyota RAV 4 so stark: Gleich drei Motore treiben das neue Plug-In-Hybrid-Flaggschiff an. Ein Verbrenner, zwei E-Maschinen. Macht 306 PS und eine Sprintzeit von 0 auf 100 in 6 Sekunden. Wir waren mit dem bärenstarken SUV auf einer ersten Probefahrt.
- Der neue Plug-In-Hybrid legt 75 Kilometer rein elektrisch zurück.
- Zwei E-Maschinen und ein Benziner treiben das Japan-SUV an.
- Ein Detail macht RAV-4-Besitzer zu beliebten Gästen bei Outdoor-Festen.
Als Hybrid war der Toyota Prius ein Welterfolg. Die aufladbare Variante konnte sich jedoch nie so recht durchsetzen. Nun versuchen es die Japaner zum zweiten Mal mit einem so genannten Plug-In-Hybrid* (PHEV). Angeboten wird der Zwitter aus Verbrenner und E-Maschinen jetzt auch im erfolgreichsten SUV* der Welt. Der RAV 4 ist 26 Jahre alt und hat sich in sechs Generationen schon rund zehn Millionen Mal verkauft.
Toyota RAV 4: An der schwarzen Farbe erkennt man den PHEV
Dass in dem neuen Plug-in-Hybrid viel Power schlummert, sieht man dem SUV auch an. Die Designer haben tief in den schwarzen Farbtopf gegriffen und den Kühlergrill glänzend dunkel beschichtet, das Chrom an den Hauptscheinwerfern geschwärzt und auch die Heckschürze und der Unterbodenschutz machen einen düsteren Eindruck.
Obwohl die größere Batterie mehr Platz braucht, hat sich am Raumangebot für die Passagiere im Vergleich zum nicht aufladbaren Hybrid-RAV nichts geändert, auch der Tank fasst nach wie vor 55 Liter. Nur beim Kofferraum gibt es marginale Einbußen, weil der Boden um 35 Millimeter höher ist. Trotzdem passen 520 Liter rein.

Die Kraft der drei Herzen
Gleich drei Maschinen werkeln im Plug-In-Hybrid. Einmal der bekannte 2,5 Liter-Benziner (185 PS), der bislang eher nervte, weil er nur bei konstant hohen Touren wirklich in Schwung kam. Kombiniert wird der Verbrenner mit einem 182 PS starken Front-Motor und einer auf der Hinterachse montierten E-Maschine. Diese 54 PS greifen aber nur dann ein, wenn Traktion oder Allrad gebraucht werden.
Einer der Motoren im Toyota RAV 4 nervt immer noch
Gemeinsam ist das Trio stark: Über 300 Pferdestärken machen aus dem hochbeinigen SUV zwar kein Rennpferd, aber einen veritablen Traber. Die sechs Sekunden von Null auf Tempo 100 sind sehr ordentlich. E-Maschinen und Verbrenner arbeiten perfekt zusammen, die Übergänge merkt man kaum. Dafür aber leider das Wimmern des Benziners, der nach der Überarbeitung zwar besser ist als sein Vorgänger, aber immer noch über 3.200 Touren braucht, um das ohnehin schmale Drehmoment von 227 Nm zu entwickeln. Das hört man noch – obwohl der PHEV für das elektrische Fahren zusätzlich gedämmt wurde.

Die Nagelprobe: Wie weit kommt der RAV elektrisch?
E fahren ist immer eine Erfahrung, die entspannt. Lautlos und kraftvoll bewegt sich der knapp zwei Tonnen starke Japan-SUV dank elektronischer Helfer auch leichtfüßig durch die Gegend. 75 Kilometer lang – versprechen die Verantwortlichen von Toyota. Nicht unmöglich – stellen wir nach den ersten Testfahrten fest. Nach genau 72 Kilometern ist Schluss. Die 18,1 Kilowattstunden der Batterie sind weg. Aber ein wenig Benzin hat sich der RAV laut Digital-Anzeige schon auch noch genehmigt. 3,1 Liter auf 100 Kilometer, das ist weit mehr als die angegebenen 1,0 Liter. Aber kein Wunder – bei dieser Systemleistung sticht einen ambitionierten Fahrer schon mal der Hafer und er drückt vielleicht ein paar Mal zu oft auf die Tube.

In der Stadt schafft er fast 100 Kilometer
Positiv: So langsam kehrt Realismus bei den Reichweiten-Angaben ein. Die 75 Kilometer sind jedenfalls mehr als das, was der durchschnittliche Pendler täglich braucht. 50 Kilometer sagt die Statistik – da bleibt noch Reichweite für einen Abstecher zum Einkaufscenter. Und wenn der Nachwuchs dann überraschenderweise bei Freunden abgeholt werden muss, dann hat man noch den Verbrenner. Bei viel Stadtbetrieb und entsprechender Rückgewinnung der Bremsenergie (Rekuperation)* steigt die Reichweite sogar auf 98 Kilometer. Insgesamt, also mit Benziner, soll der RAV dann knapp 700 Kilometer weit kommen – urlaubstauglich.
Elektrisch fahren bis 135 km/h

Gefahren wird üblicherweise immer im Elektro-Modus. Das heißt der Verbrenner greift nicht ein. Bis Tempo 135 flüstert der RAV 4 lautlos vor sich hin, das reicht auch für emissionsfreie Fahrten auf der Stadtautobahn. Wer will kann aber auf Doppelbetrieb umschalten, so dass der Verbrenner immer unterstützt. Oder man ist im Batterielademodus unterwegs, weil man später in eine Umweltzone einfährt.
Und das kann der Toyota RAV 4 im Gelände

Natürlich ist der Toyota-SUV auch geländetauglich. Die Offroad-Eigenschaften haben sich sogar verbessert, weil das Antriebssystem die Allradkraft fein dosiert von der Vorderachse zur Hinterachse verschieben kann. Je nachdem, wo es gebraucht wird. Außerdem verfügt der RAV 4 über sperrbare Differenziale. Im sogenannten Trail Mode wird das Antriebsmoment immer auf die Reifen mit dem höheren Grip geschickt. So lassen sich lose, nasse oder matschige Straßen und Hohlwege locker bewältigen.

Für Spezialisten hier die wichtigsten Offroad-Werte:
- Die Bodenfreiheit liegt je nach Reifengröße bei den 18-Zöllern bei 180 Millimetern, bei 19-Zöllern bei 190 Millimetern.
- Der Böschungswinkel vorne beträgt 17,5 Grad, hinten 20 Grad.
Zur Not kann man den Toyota RAV 4 an der Haushaltssteckdose laden

Aufgeladen wird der RAV 4 idealerweise an einer Wallbox. Dann dauert es nur rund 4,5 Stunden, bis die 75 Kilometer Reichweite wieder im Akku sind. Wenn nicht vorhanden, dann geht es zur Not auch mit einer 230-Volt-Haushaltssteckdose, die mit 10 Ampere abgesichert ist. Die volle Ladung dauert dann etwa 7,5 Stunden, am besten über Nacht.
Man kann das ganze auch von der Ferne überwachen und steuern – mit dem Smartphone und der neuen Toyota-App MyT. Zum Beispiel kann man hier die Ladezeit so einstellen, dass Strom nur während der günstigen Nachttarifstunden gezapft wird. Das spart bares Geld. Und wer es im Winter kuschelig warm haben will, der startet einfach die Heizung mit dem Handy. Innerhalb von 20 Minuten ist das Auto angenehm temperiert, die Scheiben sind frei. Und natürlich kann man die Klimaanlage an besonders heißen Tagen zum Vorkühlen einsetzen. Voraussetzung ist allerdings immer, dass das Auto an einer Strom-Zapfstelle angeschlossen ist.
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Diese Spielerei macht RAV-Besitzer als Party-Gäste beliebt
Und dann gibt es Detail, das so nur in einem mit einer ausreichend großen Batterie ausgestatteten Auto möglich ist. Eine eigene 230 Volt-Steckdose im Kofferraum. Für alles was Outdoor Spaß macht. Zum Beispiel für eine Soundanlage oder für einen kleinen Kühlschrank. So sind RAV-4-Faher sicher beliebte Gäste beim Fest am Baggersee. (Rudolf Bögel) *tz.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes.
Datenblatt Toyota RAV 4 Plug-In-Hybrid
Hubraum: | 2.487 ccm |
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Motor: | Verbrenner 185 PS / 227 Nm Drehmoment |
E-Motoren (Front/Heck): | 182/54 PS; 270/121 Nm |
Systemleistung: | 306 PS |
Batteriekapazität: | 18,1 kWh |
On-Board-Lader: | 6,6 kW |
Ladedauer: | 4,5 Stunden (Wallbox, 230 Volt) |
Elektrische Reichweite (WLTP gesamt): | 75 km; (innerorts) 98 km |
Länge / Breite / Höhe: | 4,60 / 2,12 / 1,66 Meter |
Leergewicht/Zul.: | 1.910 / 600 kg |
Anhängelast gebr.: | 1.500 kg |
Kofferraum: | 520 – 1.604 l |
0-100 km/h: | 6,0 Sekunden |
Spitze: | 180 km/h |
Normverbrauch: | 1,0 l Super / 100 km / 16,6 kwH Strom / 100 km |
CO2-Emission: | 22 g/km |
Preis: | ab 46.293 Euro |