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Laut UNO soll Präsident Maduro für tausende Hinrichtungen verantwortlich sein

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Der venezolanische Präsident Nicolas Maduro soll für tausende außergerichtliche Hinrichtungen verantwortlich sein.
Der venezolanische Präsident Nicolas Maduro soll für tausende außergerichtliche Hinrichtungen verantwortlich sein. © AFP / YURI CORTEZ

Die UNO hat Venezuela schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Präsident Maduro soll für tausende Hinrichtungen verantwortlich sein.

Caracas - UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet hat Venezuela schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Sie gehe davon aus, dass es in Venezuela in den vergangenen Jahren tausende außergerichtliche Hinrichtungen gegeben habe, erklärte Bachelet am Donnerstag. In einem neuen Bericht über die Menschenrechtslage in Venezuela macht sie die Sonderpolizei FAES für die Exekutionen verantwortlich und fordert deren Auflösung. Die venezolanische Regierung wies den Bericht wegen zahlreicher "Fehler" und "Ungenauigkeiten" zurück.

Die Zahl der mutmaßlichen außergerichtlichen Hinrichtungen in den vergangenen Jahren sei "schockierend hoch", erklärte Bachelet. Am Freitag will die ehemalige chilenische Präsidentin ihren Venezuela-Bericht, der auf ihrem Besuch im Land Ende Juni basiert, vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf vorstellen.

Hinrichtungen in Venezuela: UNO fordert Auflösung der Sonderpolizei in Venezuela

Allein im Jahr 2018 waren in Venezuela nach offiziellen Angaben bei Polizeieinsätzen mehr als 5200 Menschen getötet worden, die "Widerstand gegen die Staatsgewalt" geleistet hätten. Zwischen Januar und Mai dieses Jahres wurden 1569 weitere ähnliche Fälle bekanntgegeben. Erst vergangene Woche ist ein venezolanischer Marineoffizier zu Tode gefoltert worden. Beschuldigt wird ebenfalls die Maduro-Regierung.

Der Verdacht sei begründet, "dass diese Tötungen als außergerichtliche Hinrichtungen von Sondereinsatzkräften zu bewerten sind", erklärte Bachelet. Die Regierung in Caracas müsse die Sonderpolizei FAES auflösen und eine unabhängige und unparteiische Untersuchung der Hinrichtungen einleiten. Die Täter müssten zur Verantwortung gezogen und die Opfer entschädigt werden.

UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet wirft der venezolanischen Regierung tausende Hinrichtungen vor.
UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet wirft der venezolanischen Regierung tausende Hinrichtungen vor. © AFP / CRISTIAN HERNANDEZ

Die FAES war 2017 als "Elite"-Einheit der Polizei gegründet worden, um "die Kriminalität zu bekämpfen". Die ganz in schwarz gekleideten, schwer bewaffneten Mitglieder sind in der Bevölkerung gefürchtet. Die Menschenrechtsorganisation Provea wirft ihr gewalttätige Razzien vor allem in den Armenvierteln vor.

Bachelets Bericht dokumentiert außerdem eine Vielzahl weiterer Menschenrechtsverletzungen in dem südamerikanischen Land. Laut dem Bericht kommt es etwa bei der Vergabe sozialer Leistungen zu politischer Diskriminierung. Sozialprogamme würden als "Instrument sozialer Kontrolle" missbraucht.

Der Bericht bezieht sich auf die vergangenen zehn Jahre in Venezuela. Vor allem seit 2016 habe die Regierung eine Strategie implementiert, die auf die "Neutralisierung, Unterdrückung und Kriminalisierung" von politischen Gegnern und Regierungskritikern abziele. Bis Mai dieses Jahres seien in Venezuela 793 Menschen willkürlich inhaftiert gewesen.

Regierung von Nicolas Maduro dementiert UN-Bericht

Die venezolanische Regierung warf dem UN-Bericht "unzählige Ungenauigkeiten, Fehler" und "falsche Behauptungen" vor. Er sei "offen parteiisch" und zeuge von einer "selektiven Wahrnehmung", heißt es in einer 70 Punkte umfassenden Stellungnahme. Ohne auf die Zahl der Menschen einzugehen, die dem UN-Bericht zufolge wegen "Widerstands gegen die Staatsgewalt" getötet wurden, erklärt die Regierung, die Staatsanwaltschaft sei über 292 Vorgänge zwischen 2017 und 2019 informiert, in die 388 Vertreter der FAES wegen "Mordes, brutaler Behandlung und häuslicher Gewalt" verwickelt seien.

Der Oppositionsführer und selbsternannte Interimspräsident Venezuelas: Juan Guaidó
Der Oppositionsführer und selbsternannte Interimspräsident Venezuelas: Juan Guaidó © AFP / FEDERICO PARRA

Venezuela befindet sich seit Jahren in einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise. Seit Monaten liefern sich Präsident Nicolás Maduro und Oppositionsführer Juan Guaidó einen erbitterten Machtkampf. Ende April war ein Putschversuch von Teilen der Streitkräfte gegen Maduro gescheitert.

Der umstrittene Staatschef kann nach wie vor auf den Rückhalt der Militärführung zählen und wird unter anderem von Russland unterstützt. Guaidó hatte sich am 23. Januar zum Übergangspräsidenten erklärt. Etwa 50 Staaten, darunter Deutschland und die USA, haben ihn anerkannt.

AFP

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