Russische Armee plant wohl zweiten Angriff auf Kiew – „Zermürbungskrieg“ als Kriegsziel
Der Kreml hofft auf einen „umfassenden Sieg“ noch in diesem Jahr. Schwere Verluste trüben die gute Stimmung kaum.
Kiew/Moskau – Bevor die russische Invasion in der Ukraine Ende Februar begann, zog Wladimir Putin zwischen 150.000 und 200.000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine zusammen. Seitdem beklagt das Militär schwere Verluste, während der Kreml versucht, die Propaganda aufrechtzuerhalten.
Sowohl der ukrainische Generalstab als auch der britische Geheimdienst sprechen von mehr als 30.000 gefallen Soldaten aus der russischen Armee. Es seien „verheerende Verluste“, hieß es am Montag (30. Mai) im Bericht des britischen Verteidigungsministeriums zum Ukraine-Krieg.
Ukraine-News: Trotz schwerer Verluste – Hoffnung auf Sieg im Kreml
Und dennoch: Russland erzielte in den vergangenen Tagen erhebliche Fortschritte, insbesondere im Donbass. Die „Befreiung“ der Ostukraine hat laut Angaben von Außenminister Sergej Lawrow weiterhin „bedingungslose Priorität“. Eine der Donbass-Regionen, der Oblast Luhansk, soll sich internationalen Beobachterinnen und Beobachtern zufolge bereits zu 95 Prozent unter russischer Kontrolle befinden. Die Eroberung des Donbass ist einem Bericht des russischen Nachrichtenportals Meduza, das mittlerweile aus dem Exil in Riga berichtet, das Minimalziel der russischen Invasion.

Demnach soll es trotz zahlreicher Rückschläge im Kreml weiterhin die Hoffnung geben, „dass ein umfassender Sieg in der Ukraine vor Ende des Jahres möglich ist“. Das erklärten jedenfalls drei Kreml-nahe, anonyme Quellen dem Nachrichtenportal. Ein zweiter Großangriff auf die Hauptstadt Kiew soll demnach erwägt werden. Der erste Versuch scheiterte am enormen Widerstand der ukrainischen Armee.
Den Hoffnungen im Kreml stehen allerdings die Fakten der Verluste gegenüber. Beispielsweise hieß es im Bericht des britischen Verteidigungsministeriums, dass zahlreiche Brigade- und Bataillonskommandeure bereits gefallen seien. Ausrüstung und Ausbildung werden als Mängel genannt.
Hinzu sollen vereinzelte Meutereien kommen. Bereits im Laufe des März mehrten sich Berichte über die schlechte Moral der russischen Soldaten. Anfang Mai sollen Soldaten ihre Panzer sabotiert haben. Die Disziplin und Ausdauer der Streitkräfte spricht nicht unbedingt für einen „Zermürbungskrieg“, was laut Meduza-Bericht das Ziel des Kreml sein soll. (tu)