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Warum Russland verstärkt Kulturgut aus Museen in der Ukraine plündert

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Von: Delia Friess

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In der Ukraine werden in von Russland kontrollierten Gebieten offenbar zunehmend Wertgegenstände aus Museen in andere Gebiete gebracht.

Kiew - Der Ukraine-Konflikt hat auch Folgen für Kulturgüter und Museen in der Ukraine. Rund 250 Museen und Denkmäler in der Ukraine seien zerstört oder durch Beschuss beschädigt worden, wie The New York Times und The Guardian berichten. Zudem hätten den Berichten zufolge Soldaten aus Russland rund 2000 Wertgegenstände entwendet. Demzufolge soll es sich vor allem um Kunst und historische Stücke handeln, die einen hohen kulturgeschichtlichen Wert für die Ukraine haben. Das Ziel Wladimir Putins sei, dem kulturellen Gedächtnis und der kulturellen Identität der Ukraine damit zu schaden.

Ukraine-Krieg: Russland entwendet Kulturgut der Ukraine aus Museen

Ein Beispiel sei das Heimatmuseum in Melitopol im Süden der Ukraine. Die Direktorin Leila Ibrahimova habe rund 2000 Jahre altes Gold aus Skythien zu Kriegsbeginn versteckt. Als Russland die Stadt erobert habe, sei sie verhört worden, habe aber das Versteck nicht preisgegeben. Daraufhin sei die Kuratorin des Museums, Galina Andriivna Kucher, mit vorgehaltener Waffe ins Museum gebracht worden, um die russischen Soldaten zu dem Kulturgut zu führen. Die Kuratorin soll danach entführt worden und bis heute verschwunden sein.

Laut New York Times fanden russische Soldaten das versteckte Gold dann in einer Kiste im Keller des Museums. Das Kulturgut sei dann zur „Sicherheit“ nach Donezk in der russisch kontrollierten Region Donbass gebracht worden. Ein neuer von den Russen im Museum eingesetzter Direktor ließ verlauten, dass das Gold „von großem kulturellen Wert für die gesamte ehemalige Sowjetunion“ sei – und nicht nur den Ukrainern gehöre.

Blick in die Ausstellung „Die Krim: Gold und Geheimnisse des Schwarzen Meeres“ im Allard-Pierson-Museum in den Niederlanden. (Archivbild)
Blick in die Ausstellung „Die Krim: Gold und Geheimnisse des Schwarzen Meeres“ im Allard-Pierson-Museum in den Niederlanden. (Archivbild) © Bart Maat / dpa

Ukraine-Konflikt: Russland beansprucht Kulturgüter der Ukraine für sich

Bereits 2014 nach dem russischen Überfall Moskaus auf die Krim gab es Streit um Kulturgüter: Ein Archäologiemuseum in den Niederlanden hatte sich Gegenstände von Kiew zuvor vertraglich ausgeliehen und in der Ausstellung „Die Krim: Gold und Geheimnisse des Schwarzen Meeres“ gezeigt. Nach der Annexion der Krim entstand ein jahrelanger Rechtsstreit um das Eigentum der Kulturgüter. Russland beanspruchte das Gold ebenfalls für sich. Dennoch entschied ein niederländisches Gericht, dass das Kulturgut Eigentum der Ukraine sei.

Die Bundesregierung will der Bedrohung des Kulturgutes in der Ukraine offenbar entgegenwirken: Hilfsmaßnahmen ukrainischer wie deutscher Kultureinrichtungen seien koordiniert worden. „Der kriegerische Angriff Russlands auf die Ukraine ist ein Angriffskrieg gegen die Menschen des Landes, gegen ihr Leben und ihre Freiheit. Gleichzeitig bedroht der Angriff - gezielt und gewollt - die kulturelle Identität der Ukraine, ihr kulturelles Erbe und ihre Kunstschätze. Wir werden den Menschen in der Ukraine mit allen unseren Kräften helfen, ihre Kultur zu bewahren und zu verteidigen“, erklärte Katja Keul, Staatsministerin im Auswärtigen Amt. (df)

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