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Ukraine äußert ersten konkreten Chemiewaffen-Verdacht - neuer Leichen-Fund in Keller bei Kiew

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Von: Florian Naumann, Patrick Freiwah, Michelle Brey, Christoph Gschoßmann

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Aus Mariupol gibt es Berichte über einen möglichen Giftgas-Angriff. Nahe der ukrainischen Hauptstadt wurden sechs tote Zivilisten gefunden. News-Ticker zum Ukraine-Krieg.

Update 13. April, 6.25 Uhr: Über das eigentliche Kriegsgeschehen in der Ukraine wurde in der Nacht zum Mittwoch wenig bekannt. Weder vom ukrainischen Generalstab noch von den Gebietsverwaltungen gab es die sonst üblichen Mitteilungen.

Russland hatte das Nachbarland vor knapp sieben Wochen angegriffen und bereitet nach Einschätzung der Ukraine und westlicher Regierungen eine Großoffensive im Osten des Landes vor. Aus der Umgebung der Hauptstadt Kiew hatte sich das russische Militär hingegen in den vergangenen Tagen zurückgezogen. Dort wurden großflächige Zerstörungen, Massengräber und Leichen in den Straßen gefunden.

Die seit Wochen umkämpfte ukrainische Stadt Mariupol ist nach Kiewer Angaben in der Nacht zum Mittwoch erneut Ziel russischer Luftangriffe gewesen. Wie das ukrainische Militär mitteilte, griffen russische Truppen auch den Hafen der Stadt und das Stahlwerk Asowstal an. In dem ausgedehnten Industriekomplex haben sich ukrainische Soldaten verschanzt.

Kriegsgeschehen in der Ukraine: Mariupol noch immer hart umkämpft - viele Angaben nicht überprüfbar

Die Großstadt Charkiw im Osten des Landes sei von russischer Artillerie beschossen worden, hieß es. Die Angaben zum Kampfgeschehen waren nicht unabhängig überprüfbar. Der ukrainische Morgenbericht deutete aber darauf hin, dass sich die militärische Lage nicht stark verändert hat. Für die kommenden Tage oder Wochen wird eine großangelegte russische Offensive im Osten der Ukraine erwartet.

In Mariupol harren trotz der Zerstörung vieler Häuser immer noch Zivilisten aus, wie Vizebürgermeister Serhij Orlow den ARD-„Tagesthemen“ am Dienstag sagte. Die Menschen hielten sich in Kellern und Schutzräumen auf, um dem Beschuss zu entgehen. „Das ist kein Leben. Das ist Überleben“, sagte Orlow. Die ukrainische Verwaltung des Gebiets Donezk, zu dem Mariupol gehört, teilte am Dienstag mit, nach Schätzungen seien dort mehr als 20.000 Menschen getötet worden. Auch diese Zahl ist nicht überprüfbar.

Update vom 12. April, 18.24 Uhr: Die Kämpfe um die Hafenstadt Mariupol am Assowschen Meer dauern weiterhin an. Wie der US-amerikanische Nachrichtensender CNN berichtet, rechnet Pavlo Kyrylenko, der Militärgouverneur der Region Donezk, in der auch Mariupol liegt, mit einer erheblichen Zahl an Todesopfern in der Stadt. Vorläufigen Schätzungen zu Folge haben bei den Kämpfen um die Metropole bis zu 22.000 Menschen ihr Leben verloren.

Die genaue Zahl der Todesopfer sei aufgrund der weiterhin andauernden Belagerung der Stadt zwar schwer einzuschätzen, die aktuellen Schätzungen würden jedoch mit zwischen 20.000 und 22.000 Todesopfern in der Stadt rechnen. Die Schätzungen lassen sich in der aktuellen Situation nicht unabhängig überprüfen. Präsident Selenskyj sprach ebenfalls davon, dass in Mariupol „Zehntausende“ ihr Leben gelassen hätten.

Kampf um Mariupol spitzt sich weiter zu: Lebensmittelvorräte in der Stadt gehen zur Neige

Update vom 12. April, 15.40 Uhr: In der umkämpften und fast völlig zerstörten Hafenstadt Mariupol haben ukrainische Soldaten Medien zufolge über zur Neige gehende Lebensmittel- und Munitionsvorräte berichtet. Seit Beginn der Belagerung durch russische Truppen vor rund sechs Wochen seien keine Lieferungen mehr zu ihnen durchgekommen. Das sagte ein Soldat in einem am Dienstag zuerst auf Facebook veröffentlichten Video.

Der Soldat betonte, er und die anderen würden sich trotz der schwierigen Lage nicht ergeben. „Wir haben unsere Positionen nicht verlassen und bleiben (der Ukraine) immer treu.“ Dann filmt er durch den fensterlosen Raum, in dem mehrere seiner Kameraden ebenfalls in Militärkleidung sitzen. „Alle Ukrainer müssen sich an den Preis für diesen Widerstand erinnern. Und die Sache zu Ende bringen. Den Sieg bis zum Ende durchfechten!“

„Köche und sogar das Orchester“ kämpfen, hieß es in einem öffentlichen Statement der Brigade. Ein Überblick zur prekären Lage in Mariupol.

Im Ukraine-Krieg offenbar erschossen: Sechs tote Zivilisten in Keller bei Kiew gefunden

Update vom 12. April, 14.35 Uhr: In einem Keller in einem Vorort der ukrainischen Hauptstadt Kiew sind nach ukrainischen Angaben sechs Tote entdeckt worden. Die russische Armee hatte sich Ende März aus den Gebieten zurückgezogen. Die sechs Zivilisten seien erschossen worden, teilte die Staatsanwaltschaft in Kiew am Dienstag mit.

Die ersten Erkenntnisse legten nahe, „dass Militärs der Russischen Föderation die Zivilisten in der Ortschaft Schewtschenkowo ermordet haben“, erklärte die Anklagebehörde weiter. In den vergangenen Tagen wurden nach Angaben der ukrainischen Behörden mehrere hundert Leichen getöteter Zivilisten in den Ortschaften rund um Kiew gefunden.

Unterdessen rückt auch eine andere Stadt in den Fokus der Kämpfe: Dnipro könnte nach Einschätzung eines Experten eine entscheidende Rolle für den Kriegsausgang* spielen.

Chemiewaffen in Mariupol eingesetzt? Ukraine äußert ersten konkreten Verdacht

Update vom 12. April, 13.20 Uhr: Prorussische Separatisten haben den Vorwurf ukrainischer Kämpfer zurückgewiesen, sie hätten einen Giftgasangriff in der Hafenstadt Mariupol ausgeführt. Eduard Bassurin, ein Sprecher der Donezker Separatisten, sagte der russischen Agentur Interfax am Dienstag: „Die Streitkräfte der Donezker Volksrepublik haben in Mariupol keine chemischen Waffen eingesetzt.“ In der Nacht hatte das ultranationalistische ukrainische Asow-Regiment von einem solchen Angriff berichtet. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür allerdings auch von ukrainischer Seite nicht.

„Nach vorläufigen Angaben gibt es die Annahme, dass es wohl Phosphorkampfmittel waren“, sagte die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maljar im ukrainischen Fernsehen. Endgültige Schlussfolgerungen könne es erst später geben. Welche Kampfmittel genau zum Einsatz gekommen sein sollen, sagte Maljar nicht. Das Risiko eines russischen Chemiewaffeneinsatzes sei jedoch groß, betonte sie.

Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj zufolge wird Mariupol von etwa 10.000 russisch geführten Soldaten belagert - auf ukrainischer Seite ist von weitaus weniger Kämpfern auszugehen. Früheren Angaben zufolge waren dort mindestens 3000 ukrainische Soldaten, von denen sich mittlerweile Hunderte ergeben haben. 

Indes sagte Vadym Denysenko, Berater des ukrainischen Innenministers, bereits am Montag: „Aus meiner Sicht hat die große Offensive bereits begonnen.“ Er bezog sich dabei auf die Donbass-Region im Osten der Ukraine. „Ja, es gibt noch keine großen Schlachten“, sagte er in einer Rede im nationalen Fernsehen, wie CNN berichtete. „Aber im Allgemeinen können wir sagen, dass die Offensive bereits begonnen hat“, fuhr er demnach fort. Er warnte, dass sich weitere russische Streitkräfte in der Region sammelten. Nach dem Rückzug der russischen Truppen aus dem Großraum Kiew und dem Norden der Ukraine wird eine Großoffensive im Osten des Landes* befürchtet.

Giftgas-Angriff und verzweifelte Kämpfe um Stahlwerke? Dramatische Nachrichten aus Mariupol

Update vom 12. April, 10.35 Uhr: Die russischen Streitkräfte haben laut eigenen Angaben in der Nacht 32 militärische Objekte in der Ukraine beschossen. Dabei seien unter anderem ein Luftabwehrraketensystem vom Typ Buk-M1 sowie ein Munitionslager und eine Flugzeughalle mit ukrainischer Luftwaffentechnik zerstört worden. Das teilte Igor Konaschenkow, Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, am Dienstag mit.

Zudem berichtete die Behörde von heftigen nächtlichen Kämpfen in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol. „Die auf dem Territorium des Werks ‚Iljitsch‘ eingeschlossenen Reste der ukrainischen Streitkräfte haben einen erfolglosen Versuch gemacht, aus der Stadt auszubrechen“, sagte Konaschenkow. Seinen Angaben zufolge haben etwa 100 ukrainische Soldaten den Ausbruchsversuch unternommen, die Hälfte davon sei getötet worden. Diese Angaben waren zunächst nicht unabhängig überprüfbar.

Zuvor hatten russische Militärs über die weitgehende Einnahme Mariupols berichtet. Verbliebene ukrainischen Kräfte hätten sich in einem anderen Stahlwerk der Stadt namens „Asowstahl“ verschanzt. Eduard Bassurin, ein Sprecher der prorussischen Separatisten, hatte am Montag vorgeschlagen, die Ukrainer dort, vor allem Mitglieder des nationalistischen Asow-Regiments, mithilfe von Chemiewaffentruppen „auszuräuchern“*. Das Asow-Regiment berichtete anschließend von einem angeblichen Giftgaseinsatz.

Mariupol
Mariupol steht seit Wochen unter Beschuss. © IMAGO/Sergei Bobylev

Britischer Geheimdienst erwartet verstärkte Angriffe auf den Osten der Ukraine

Update vom 12. April, 9.30 Uhr: Die britischen Geheimdienste erwarten im Ukraine-Krieg in den kommenden zwei bis drei Wochen verstärkte Gefechte im Osten der Ukraine. In einem Update des Verteidigungsministeriums am Dienstagmorgen hieß es, dass die russischen Angriffe fokussiert auf Ziele nahe von Donezk und Luhansk blieben. Des Weiteren gebe es einen neuen Vorstoß in Richtung der Stadt Kramatorsk. Hier waren zuletzt bei einem Raketenangriff auf den Bahnhof dutzende Menschen ums Leben gekommen.

Die Briten sehen unter Berufung auf ihre Geheimdienste außerdem Anzeichen dafür, dass weitere russische Truppen aus Belarus abgezogen werden - wohl mit der Absicht, sie in der Ostukraine einzusetzen.

Im Ukraine-Krieg übernimmt der „Schlächter Syriens“ Putins Feldzug. Die Ernennung eines neuen Befehlshabers sehen Experten im Weste als „gefährliches Zeichen“.

Ukraine-Krieg: Russische Truppen sollen Offensive im Osten vorbereiten

Update vom 12. April, 8.22 Uhr: Russische Truppen wollen Angaben aus Kiew zufolge mit einer bevorstehenden Offensive bis an die Verwaltungsgrenzen des ostukrainischen Gebiets Donezk vordringen. Russland werde versuchen, die bereits heftig umkämpfte Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer sowie die Kleinstadt Popasna im Gebiet Luhansk einzunehmen. Das teilte der ukrainische Generalstab am Dienstagmorgen mit. Von dort aus solle ein Angriff auf Kurachowe gestartet werden. Derzeit seien die Russen dabei, ihre Truppenverlegung in die grenznahen russischen Gebiete Belgorod und Woronesch abzuschließen.

Selenskyj im Ukraine-Krieg: Uns fehlen Waffen zur Befreiung von Mariupol

Update vom 12. April, 6.14 Uhr: Im Osten der Ukraine zeichnet sich nach Erkenntnissen westlicher Militärs eine russische Großoffensive mit Zehntausenden Soldaten und dem massiven Einsatz von Panzern, Artillerie und Luftwaffe ab. Russland habe seine Truppen dort vergangene Woche von 30.000 auf 40.000 Mann aufgestockt, so ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums am Montag. Der österreichische Kanzler Karl Nehammer äußerte sich nach einem Treffen beim russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau pessimistisch. Die russische Armee bereite eine Offensive in der Ostukraine vor, sagte er: „Diese Schlacht wird mit Vehemenz geführt werden.“

Am späten Montagabend hat sich Wolodymyr Selenskyj in einer Videoansprache zu Wort gemeldet. Laut des Präsidenten fehlen der Ukraine die schweren Waffen, um die von russischen Kräften fast eroberte Stadt Mariupol zu befreien. „Wenn wir Flugzeuge und genug schwere gepanzerte Fahrzeuge und die nötige Artillerie hätten, könnten wir es schaffen.“ Er sei zwar sicher, dass die Ukraine irgendwann die Waffen bekommen werde, die sie brauche. „Aber nicht nur Zeit geht verloren, sondern auch das Leben von Ukrainern.“ Dafür seien diejenigen verantwortlich, die nicht jetzt die Waffen lieferten.

Die Lage in der seit Wochen umkämpften und fast völlig zerstörten Stadt Mariupol hat sich für die ukrainische Seite zugespitzt. Westliche Militärexperten beobachten Geländegewinne der russischen Truppen im Häuserkampf. Der ukrainische Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj bekräftigte am Montag, die Verbindung zu den Verteidigern Mariupols sei nicht abgerissen. Er reagierte damit auf angebliche Vorwürfe der dort eingesetzten Marineinfanteristen, es gebe seit zwei Wochen keinen Kontakt mehr zur ukrainischen Militärführung.

Ukraine-Krieg: Giftgasangriff in Mariupol? Westen droht mit Konsequenzen

Das ebenfalls in Mariupol kämpfende Regiment Asow teilte am Montagabend mit, russische Kräfte hätten eine unbekannte chemische Substanz über der Stadt abgeworfen (siehe voriges Update). Eine Bestätigung gab es zunächst nicht.

Die westlichen Staaten warnten Moskau vor ernsthaften Konsequenzen, falls es in dem vor fast sieben Wochen begonnenen Krieg Chemiewaffen oder andere Massenvernichtungswaffen einsetzen sollte. Nach den Berichten aus Mariupol schrieb die britische Außenministerin Liz Truss auf Twitter, man arbeite mit Partnern daran, Details zu verifizieren. Jeder Einsatz solcher Waffen wäre eine Eskalation, für die man den russischen Präsidenten Wladimir Putin und seine Führung zur Verantwortung ziehen werde.

Auch ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums sagte, es gebe keine Bestätigung für den Einsatz von Chemiewaffen. Sollten die Berichte stimmen, wäre das sehr beunruhigend. Es passe zu Befürchtungen, dass Russland in der Ukraine chemische Mittel zur Unterdrückung großer Menschenmengen einsetzen könnte, so etwa Tränengas gemischt mit anderen Chemikalien, sagte Sprecher John Kirby.

Ukraine-Krieg: Bericht über Giftgasangriff in Mariupol

Update vom 11. April, 23.51 Uhr: Kurz nach einer russischen Drohung mit dem Einsatz von Chemiewaffen in Mariupol hat das ukrainische Asow-Regiment von einem angeblichen Angriff mit Giftgas berichtet. Eine unbekannte Substanz sei mit einer Drohne über der seit langem umkämpften Stadt abgeworfen worden, teilte Asow am Montagabend in seinem Telegram-Kanal mit. Die Angaben ließen sich zunächst nicht überprüfen.

Ukraine-Krieg: Asow-Regiment meldet russischen Giftgas-Angriff in Mariupol

Der öffentlich-rechtliche ukrainische TV-Sender Suspilne berichtete aber, es gebe keine Bestätigung durch offizielle Stellen. Militärquellen hielten die Wahrscheinlichkeit eines Chemiewaffen-Angriffs durch die russische Seite für „sehr hoch“. Der Sender bemühe sich um eine Bestätigung durch Militär oder Geheimdienst. Den Asow-Angaben zufolge litten die getroffenen Personen unter Atembeschwerden und Bewegungsstörungen..

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verwies in seiner nächtlichen Videoansprache auf die Drohung eines möglichen Chemiewaffen-Angriffs. „Wir nehmen das höchst ernst.“ Ein solcher Angriff sollte für ausländische Staaten Anlass sein, noch härter auf die russische Aggression zu reagieren, sagte Selenskyj.

Ukraine-Krieg: Tote durch Artilleriebeschuss in Charkiw gemeldet

Update vom 11. April, 23.34 Uhr: Im ostukrainischen Gebiet Charkiw sind offiziellen ukrainischen Angaben zufolge durch russischen Artilleriebeschuss mindestens acht Zivilisten getötet worden. Weitere 19 seien verletzt worden, teilte Gouverneur Oleh Synjehubow am Montag im Nachrichtenkanal Telegram mit. Unter den Todesopfern war demnach ein 13-jähriges Kind und unter den Verletzten zwei Kinder zwischen vier und neun Jahren. Die russischen Truppen sollen auch aus der Luft abgeworfene Verzögerungsminen einsetzen, die erst auf Bewegung reagieren. Die Angaben ließen sich zunächst nicht überprüfen.

In den 24 Stunden zuvor waren in dem Gebiet ukrainischen Angaben zufolge elf Menschen getötet worden, darunter auch ein siebenjähriges Kind. Russische Truppen sollen über 60 Mal mit Artillerie, Mehrfachraketenwerfern und Mörsern angegriffen haben. Russland führt seit beinahe sieben Wochen einen Angriffskrieg gegen sein Nachbarland.

Feuerwehrleute arbeiten daran, ein Feuer in einem Haus nach einem russischen Angriff zu löschen.
Feuerwehrleute versuchen, ein Feuer in einem Haus in Charkiw zu löschen. © Felipe Dana/dpa

Ukraine-Krieg: Russland berichtet über Einnahme von Hafen in Mariupol

Update vom 11. April, 17.02 Uhr: Der Hafen der seit Wochen umkämpften südostukrainischen Stadt Mariupol soll unter russischer Kontrolle sein. Streitkräfte der selbst ernannten Volksrepublik Donezk hätten die Kontrolle übernommen, schrieben die russischen Agenturen Ria und Interfax am Montag unter Berufung auf den Donezker Separatistenführer Denis Puschilin.

Die Ukraine warf Russland derweil vor, ein Schiff am Hafen von Mariupol besetzt zu haben. 18 Matrosen sowie die Frau des Kapitäns seien gefangen genommen worden, schrieb die Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments, Ljudmyla Denisowa, am Montag bei Telegram. Zuvor hätten russische Truppen das Schiff unter liberianischer Flagge beschossen. Unter den Gefangenen sei neben ukrainischen Staatsbürgern auch ein Ägypter.

Am Sonntag hatten die prorussischen Separatisten mitgeteilt, ukrainische Truppen hätten in Mariupol zwei ausländische Schiffe samt Besatzung in ihre Gewalt gebracht und würden von dort aus die Stadt beschießen.

Ukraine-Krieg: Bundeswehr fliegt verletzte Ukrainer aus Polen aus

Update vom 11. April, 16.41 Uhr: Mit einem Spezialflugzeug hat die Bundeswehr am Montag kriegsverletzte Ukrainer zur Behandlung nach Deutschland gebracht. Der Airbus A310 MedEvac holte die verletzten Kinder und Erwachsenen am Montag im südostpolnischen Rzeszow ab, wie die Luftwaffe mitteilte. Bei den Verletzten handele es sich um Zivilisten.

Die Verletzten wurde den Angaben zufolge bereits während des Fluges medizinisch betreut. In Deutschland sollten sie in zivilen Krankenhäusern behandelt werden, sagte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums. Die Bundeswehr sei nur für den Transport zuständig, koordiniert werde die Aktion vom Bundesinnenministerium.

Der Flug war der erste dieser Art seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Die Stadt Rzeszow liegt im Südosten Polens rund 90 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt.

Ukraine-Krieg: Unmittelbarer Großangriff aus den Osten der Ukraine könnte bevorstehen

Update vom 11. April, 15.47 Uhr: Ein neuer, großer Angriff Russlands auf den Osten der Ukraine könnte unmittelbar bevorstehen. Dies lassen Satellitenbilder des US-Unternehmens Maxar Technologies befürchten - und auch Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) geht von russischen einer Offensive aus.

Auf Bildern vom Freitag (8. April) ist ein langer russischer Konvoi östlich der ukrainischen Stadt Charkiw zu sehen. Laut New York Times soll der Konvoi aus hunderten Militärfahrzeugen bestehen und um die 13 Kilometer lang sein. Die Fahrzeuge bewegten sich demnach in Richtung Süden zur Stadt Isjum.

Ukraine-Krieg: Ukrainische Streitkräfte bereiten sich auf eine „letzte Schlacht“ um Mariupol vor

Update vom 11. April, 14.04 Uhr: Die ukrainischen Streitkräfte bereiten sich nach eigenen Angaben auf eine „letzte Schlacht“ um Mariupol vor. „Heute wird wahrscheinlich die letzte Schlacht sein, da die Munition zur Neige geht“, erklärte die 36. Marinebrigade am Montag auf Facebook. Die Soldaten seien von der russischen Armee „zurückgedrängt“ und „umzingelt“ worden. Die Eroberung werde „den Tod für einige von uns und Gefangenschaft für den Rest“ bedeuten.

Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj* sagte in einer Videobotschaft vor dem südkoreanischen Parlament, er gehe davon aus, dass „zehntausende Bürger von Mariupol getötet“ wurden. Die Russen hätten die seit Wochen belagerten südukrainische Hafenstadt „vollständig zerstört“. In seiner Rede bat er Südkorea auch um militärische Unterstützung, „von Flugzeugen bis zu Panzern“.

Die Hilfsorganisation Caritas International meldete unterdessen den Tod zweier Mitarbeiter im vom Krieg schwer gezeichneten Mariupol*. Zwei ukrainische Mitarbeitende sowie eine dort Hilfe suchende Person seien bei einem Raketenangriff auf ein Gebäude der Organisation getötet worden.

Update vom 11. April, 14.00 Uhr: Wladimir Putin hat offenbar einen neuen General mit der Leitung des russischen Angriffs auf die Ukraine betraut. Nach Informationen der Washington Post spielte der Militär bereits beim blutigen Luftkrieg in Syrien eine tragende Rolle*.

Update vom 11. April, 13.30 Uhr: Für die Zivilbevölkerung in umkämpften Gebieten in der Ostukraine wurden laut Regierungsangaben neun Fluchtkorridore eingerichtet. Aus der besonders schwer von russischen Angriffen betroffenen Hafenstadt Mariupol sei ein Weg für Privatfahrzeuge in Richtung der Stadt Saporischschja ermöglicht worden, wie Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk per Telegram-Botschaft erklärte.

Auch aus der Stadt Berdjansk sowie weiteren Orten der Region sollten Fluchtrouten eingerichtet werden. Aus umkämpften Gebieten in der Region Luhansk führen nun fünf Korridore in die Stadt Bachmut, führte Wereschtschuk aus. Jeden Tag werden neue Routen aus den Konfliktpunkten angekündigt. Wie Wereschtschuk außerdem mitteilte, konnten am Sonntag rund 2800 Zivilisten aus umkämpften Regionen flüchten. Die Kriegsparteien Russland und Ukraine werfen sich immer wieder gegenseitig vor, die Evakuierung von Ortschaften und Städten zu sabotieren. Derweil sorgt der Besuch von Österreichs Kanzler Karl Nehammer in Moskau für Aufsehen.

Ukraine-Krieg: Russlands Truppen berichten von 78 zerstörten Militärobjekten

Update vom 11. April, 12.46 Uhr: Die russischen Streitkräfte eigenen Angaben zufolge weitere 78 ukrainische Militärobjekte zerstört. Ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums erklärte: „Die russischen Luftabwehrsysteme haben bei der Ortschaft Isjum zwei ukrainische Kampfflugzeuge vom Typ Su-25 abgeschossen“, so Igor Konaschenkow. Darüber hinaus sei im Gebiet Cherson ein ukrainischer Kampfhubschrauber vom Typ Mi-24 abgeschossen worden.

Zudem seien angeblich mehrere ukrainische Kommandopunkte, Munitions- und Treibstofflager sowie Luftabwehrsysteme vernichtet. Darunter befindet sich russischen Angaben zufolge auch ein von der EU geliefertes S-300-System nahe der ostukrainischen Millionenstadt Dnipro.

Ukraine-Krieg: Putins Verbündete wollen Luhansk und Donezk „vollständig befreien“

Update vom 11. April, 10.13 Uhr: Ramsan Kadyrow, Präsident der russischen Teilrepublik Tschetschenien, droht im Ukraine-Krieg angeblich mit weiteren Angriffen auf ukrainische Städte. „Es wird eine Offensive nicht nur auf Mariupol geben, sondern auch andere Orte, Städte und Dörfer“, erklärte der Sohn des 2004 verstorbenen Machthabers der Teilrepublik, Achmat Kadyrow. Diese militärischen Streitkräfte* aus der autonomen Teilrepublik sind dem russischen Militär zugeordnet und kämpfen im Ukraine-Krieg für das Land von Wladimir Putin.

Auf einem bei Telegram veröffentlichten Video habe der 45-Jährige erklärt, man werde erst die Städte Luhansk und Donezk „vollständig befreien“, danach Kiew und weitere Regionen. „Kämpfer aus der Tschetschenischen Republik erfüllen zusammen mit dem Militärpersonal der Russischen Föderation und des Donbass erfolgreich die von der Führung unseres Staates gestellten Aufgaben in strikter Übereinstimmung mit dem Plan“, lässt Kadyrow in der Video-Botschaft seine Follower wissen. Kadyrow wird von westlichen Medien oft als „Bluthund“ von Wladimir Putin bezeichnet.

Ukraine-Krieg: Selenskyj telefoniert mit Scholz - Und lobt deutsche „Veränderung“

Erstmeldung: Moskau/Kiew - Am Sonntag hatte Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj mit Bundeskanzler Olaf Scholz telefoniert. Es ging um drei konkrete Dinge im Zuge des Ukraine-Konflikts: Wie man Kriegsverbrecher zur Rechenschaft ziehen kann, Sanktionen gegen Russland verschärfen und Russland dazu bringen könne, den Frieden zu suchen.

Während die ukrainische Seite komplett Russland die Schuld zuschiebt, ist man im Land der Angreifenden entgegengesetzter Meinung. Wichtig im Zusammenhang mit der Eskalation in der Ukraine sind die Vorgänger, die zwischen 2014 und 2021 im Osten stattfanden. „Sie haben die Krim geschnappt, daran sind wir angeblich schuld“, erklärt der Ukraine-Präsident. „Sie haben jedes normale Leben im Donbass vernichtet.“ Zudem zeigte sich der Regierungschef erfreut, dass sich die deutsche Position in letzter Zeit „zugunsten der Ukraine verändert“ habe.

Die russische Seite erklärt, dass seit dem Regierungsputsch in der Ukraine* (2014) die russischstämmige Bevölkerung in diesem Landesteil zunehmend schikaniert, vertrieben und auch getötet wurde. (PF) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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