Um China von einer Invasion abzubringen, müssen die Kosten für eine solche jedenfalls weiter zu hoch bleiben. Und es muss Peking klar sein, dass die Taiwaner sich wehren werden, anstatt Pekings Soldaten mit Blumen zu begrüßen. Umfragen zeigen, dass nur zwei Prozent der Taiwaner eine schnelle Wiedervereinigung wollen. Mehr als die Hälfte will den Status quo trotz aller Unsicherheiten beibehalten. Ein Viertel ist für eine vorsichtige Bewegung hin zur Unabhängigkeit. Die Menschen haben über die Jahrzehnte eine eigene taiwanische Identität entwickelt und sehen sich weit weniger als Chinesen als früher.
„Verbesserte Verteidigungskapazitäten und wachsende internationale Unterstützung sind es, die die Volksrepublik China in Schach halten“, analysierte Vincent Chao, ehemaliger politischer Leiter der informellen Vertretung Taiwans in den USA, auf Twitter. „Kalte, harte Berechnungen des Risikos und der unüberwindbaren Kosten sind es, die Taiwan jetzt und in Zukunft sicher machen. In diesem Zusammenhang ist der Besuch von Pelosi sinnvoll.“ Stärkere Verbindungen zu beiden Parteien der USA, den Republikanern und Pelosis Demokraten, sorgten für Kontinuität in den Beziehungen Taiwans mit Amerika. „Die Unterstützung Taiwans – symbolisch und inhaltlich – ist angesichts des wachsenden Drucks aus China von entscheidender Bedeutung. Andere Länder werden das zur Kenntnis nehmen.“ Der Einschüchterungskampagne Pekings dürfe man nicht nachgeben, so Chao: „Wir dürfen der VR China keinen Spielraum geben, um die Beziehungen zwischen Taiwan und den USA zu verschlechtern. Sonst werden wir bald keine Beziehungen mehr haben.“ (ck)