Russland führt gefangenen und verletzten Ukraine-Soldaten aus England in Video vor - Ex-Kamerad geschockt

Ein britischer Ex-Soldat kämpfte in der Ukraine - und wurde nun von den Russen festgenommen und in einem Propaganda-Video zur Schau gestellt.
Mariupol/München - Kämpfer aus NATO-Ländern im Ukraine-Krieg* - es gibt sie, und ein weiterer von ihnen wurde von den russischen Truppen in Mariupol (die aktuellen Entwicklungen zu Mariupol live im Ticker) gefangen genommen. Ein zweiter britischer Soldat, der mit der ukrainischen Armee kämpfte, wurde daraufhin im russischen Fernsehen vorgeführt.
Laut eigenen Angaben hat Shaun Pinner mit ukrainischen Marinesoldaten gekämpft, als Wladimir Putins Streitkräfte vor fast acht Wochen in die Ukraine einmarschierten. Der 48-jährige ehemalige britische Soldat wirkte in einem kurzen Propagandavideo, das am Samstagabend von russischen Medien ausgestrahlt wurde, müde und verletzt.
Video auf Twitter gepostet: „Ein weiterer Söldner wurde in Mariupol gefangen“
Im Video sagt Pinner: „Hi, ich bin Shaun Pinner. Ich bin britischer Staatsbürger. Ich wurde in Mariupol gefangen genommen. Ich gehöre zum 1. Bataillon der ukrainischen Marineinfanterie der 36. Brigade. Ich habe fünf bis sechs Wochen in Mariupol gekämpft und bin jetzt in der Volksrepublik Donezk.“
Wann das Video gedreht wurde, ist unklar. Das Video war Teil eines Interviews mit Andrey Rudenko, der eng mit dem russischen Staatsfernsehen zusammenarbeitet. Rudenko war der Reporter, der einen anderen gefangenen britischen Kämpfer, Aidan Aslin, verhörte. Der neue Clip wurde auf Twitter mit diesem Text gepostet: „Ein weiterer Söldner wurde in Mariupol gefangen. Shaun Pinner ist ein englischer Söldner. Er sagt, dass er den Krieg nicht mehr braucht und nach Hause will. Er schafft es nicht nach Hause.“
In einem anderen kurzen Video wird Pinner über seine Gefangenname befragt. Demnach wurde er im Industriebezirk Mariupols gefangen genommen.
„Ich bin hier, um meine Familie und meine Wahlheimat zu verteidigen“
Laut der Sun kämpfte Pinner an der Seite seines Freundes Aiden Aslin aus Nottinghamshire, von dem angenommen wird, dass er sich letzte Woche dem russischen Militär ergeben hatte, nachdem seinem Bataillon die Munition ausgegangen war. Von Aslin tauchten über prorussische Telegramkanäle Fotos auf, die ihn in Handschellen und mit Verletzungen im Gesicht zeigten.

Pinner soll vor vier Jahren in die Ukraine gezogen sein und mit seiner Frau im Donbass gelebt haben. Der ehemalige Soldat des Royal Anglian Regiment sagte im Januar, dass er in Schützengräben zehn Meilen außerhalb von Mariupol stationiert sei.
Er hatte der Daily Mail gesagt: „Ich bin hier, um meine Familie und meine Wahlheimat zu verteidigen. Russland hat diesen Krieg begonnen. Es wird von Russland finanziert und von Russland vorangetrieben, aber wir werden sie bekämpfen, machen Sie sich nichts vor.“
„Es ist schrecklich zu sehen. Sie werden offensichtlich verprügelt“
Pinner sprach auch mit dem britischen Medium von seiner Angst vor Gefangennahme: „Ich habe Angst um mein Leben. Die Russen werden uns anders behandeln, wenn wir gefangen genommen werden, weil wir Briten sind. Ich denke immer daran, dass ich gefangen genommen werde.“
Jayson Pihajlic, ein ehemaliger US-Marine der zusammen mit Pinner und Aslin in den Demokratischen Kräften Syriens gegen den Islamischen Staat kämpfte, sagte, die Männer seien „Standartenträger für die Demokratie“, die „als Freiwillige, nicht als Söldner“ kämpften. Pihajlic sagte dem Guardian: „Es ist schrecklich zu sehen. Sie werden offensichtlich verprügelt und das ist das Mindeste, was wir sagen können – wer weiß, was sonst noch vor sich geht. Sie werden als Söldner abgestempelt, aber diese Typen sind keine Söldner – sie sind richtige, uniformierte, ukrainische Soldaten.“
„Putin hat bereits alle Genfer Konventionen gebrochen“
Pihajlic sagte, er bete für ihre sichere Freilassung, jedoch: „Putin hat bereits alle Genfer Konventionen gebrochen, während er Stadtzentren voller Zivilisten bombardiert. Sie begehen Terrorakte in der ganzen Ukraine. Jetzt verstößt das Verprügeln von Kriegsgefangenen gegen Genfer Konventionen. Sie scheinen sich einfach nicht darum zu kümmern.“
Im Januar sagte Pinner, der Kampf in den Schützengräben sei „wie die Hölle“ gewesen, mit erschreckend nahen Scharfschützen. Er fügte hinzu: „Separatisten verwenden jetzt Drohnen, um Bomben und Mörser abzuwerfen – zusammen mit automatischen Granatwerfern und [schultergefeuerten] RPG-Raketen. Scharfschützen sind immer präsent und fast täglich wird mit Kleinwaffen geschossen.“ cg *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA