Nahost-Konflikt: Islamischer Dschihad verkündet Waffenruhe mit Israel
Die Welt blickt sorgenvoll auf den Dauerkonflikt in Nahost. Nach dem Tod eines militanten Palästinenserführers fliegen Raketen auf Israel. Doch eine vereinbarte Waffenruhe hält.
- Gewalteskalation im Nahen Osten: Islamischer Dschihad kündigt für Sonntagnacht Feuerpause an.
- Israel in Militäraktion „Morgengrauen“: Wohl zweiter Dschihad-Militärchef getötet
- Nach Tötung von Dschihadisten-Chef: Mehrere Raketen auf Israel abgefeuert
- Dieser News-Ticker zur Gewalt-Eskalation in Nahost ist beendet.
Update vom 8. August, 7.20 Uhr: Die nach dreitägiger Gewalteskalation vereinbarte Waffenruhe zwischen Israel und der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad im Gazastreifen hat in der Nacht zum Montag zunächst gehalten. Kurz vor Inkrafttreten der Feuerpause am späten Sonntagabend führte die israelische Armee noch Luftangriffe auf den Gazastreifen aus, in Israel gab es erneut Luftalarm. In den Stunden nach Inkrafttreten der Vereinbarung blieb es dann ruhig.

Der UN-Sonderbeauftragte Tor Wennesland sprach von einer „weiterhin sehr zerbrechlichen Situation“ und mahnte die Konfliktparteien, die Waffenruhe einzuhalten. US-Präsident Joe Biden begrüßte die Vereinbarung und forderte alle Beteiligten auf dafür zu sorgen, dass Treibstoff und humanitäre Hilfe in den Gazastreifen gelangten.
Gewalteskalation im Nahen Osten: Islamischer Dschihad verkündet am Sonntagabend eine Waffenruhe
Update vom 7. August, 21.25 Uhr: Waffenruhe in Gaza: Die militante Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad verkündete am Sonntagabend eine Waffenruhe mit Israel. Diese solle um 23.30 Uhr Ortszeit (22.30 Uhr MESZ) in Kraft treten, teilte die Organisation im Gazastreifen mit. Man begrüße die ägyptischen Vermittlungsbemühungen. Der Dschihad poche aber auf sein Recht, „auf jede israelische Aggression zu reagieren“. Von israelischer Seite gab es zunächst keine offizielle Bestätigung für die Waffenruhe. Am Abend war eine hochrangige ägyptische Delegation in Gaza eingetroffen, um über Details der möglichen Waffenruhe zu verhandeln.
Update vom 7. August, 17.04 Uhr: Ägyptische Vermittler wollen nach palästinensischen Angaben am Sonntagabend eine Waffenruhe im jüngsten Gaza-Konflikt verkünden. Sie solle um 20 Uhr Ortszeit (19 Uhr MESZ) in Kraft treten, hieß es laut dpa aus Kreisen in Gaza, die der extremistischen Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad nahestehen.
Israel habe einer Waffenruhe zugestimmt, hieß es aus Ägypten. Die ägyptischen Vermittler warteten noch auf eine Antwort von Seiten der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad, verlautete am Sonntag aus Sicherheitskreisen in Kairo. Ein Vertreter des Islamischen Dschihad bestätigte die Gespräche gegenüber der Nachrichtenagentur AFP und betonte: „Der Widerstand wird nicht aufhören, wenn die Aggression und die Verbrechen der Besatzer nicht aufhören“.
Das israelische Militär hatte am Freitag die Militäraktion „Morgengrauen“ gegen den Islamischen Dschihad im Gazastreifen gestartet. Die eng mit Israels Erzfeind Iran verbundene Gruppe wird von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft. Seitdem haben militante Palästinenser nach Militärangaben Hunderte von Raketen auf israelische Ortschaften gefeuert. Seit Freitag starben nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums im Gazastreifen 31 Menschen. Mindestens 275 seien verletzt worden.
Update vom 7. August, 14.16 Uhr: Das palästinensische Gesundheitsministerium warnt davor, dass die medizinische Versorgung im Gazastreifen binnen 48 Stunden eingestellt werden könnte. Hintergrund sei, dass das einzige dortige Kraftwerk am 6. August aus Treibstoffmangel eingestellt worden sei, hieß es in einer Mitteilung.
Die Stromversorgung in dem Küstengebiet mit mehr als zwei Millionen Einwohnern wurde bereits an dem Tag laut Stromgesellschaft von zwölf auf vier Stunden reduziert. Die Notgeneratoren der Krankenhäuser seien bereits fast leer.
Israel hatte am 1. August die Treibstoffeinfuhr in den Gazastreifen gestoppt und dies mit der Angst vor Angriffen nach der Festnahme des Dschihad-Anführers Bassem Saadi begründet.
Raketen auf Israel: Ampel-Koalition sieht „Anlass zu großer Sorge“
Update vom 7. August, 10.57 Uhr: Die Bundesregierung sieht in der jüngsten Gewalt-Eskalation im Nahen Osten „Anlass zu großer Sorge“. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts erklärte weiter: „Wir verurteilen den Raketenbeschuss israelischer Städte und Gemeinden auf das Schärfste; er muss sofort aufhören.“
Israel könne sich wie jeder andere Staat auf das Selbstverteidigungsrecht berufen, unterstrich die Sprecherin. „Zivilisten dürfen niemals das Ziel von Angriffen sein.“ Es gelte nun unter anderem, „die völkerrechtlich gebotene Verhältnismäßigkeit zu wahren“:
Israel in Militäraktion „Morgengrauen“: Wohl zweiter Dschihad-Militärchef getötet
Update vom 7. August, 8.29 Uhr: Gewalteskalation im Nahen Osten: Die Zahl der Todesopfer durch israelische Angriffe ist auf 29 gestiegen. Dem palästinensischen Gesundheitsministerium im Gazastreifen zufolge wurden seit Freitag (5. August) unter anderem sechs Kinder und vier Frauen getötet und darüber hinaus 253 Menschen verletzt.
Die israelischen Behörden bestritten die Opferzahl: Nach Angaben des Militärs wurden die Betroffenen im Flüchtlingslager Dschabalia durch eine fehlgeleitete Dschihad-Rakete getötet. Das israelische Militär hatte 5. August die großangelegte Militäraktion „Morgengrauen“ gegen den Islamischen Dschihad gestartet.
Die eng mit Israels Erzfeind Iran verbundene Gruppe wird von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft.
Dschihad feuert Raketen auf Israel - Luftalarm in Region Jerusalem
Der Islamische Dschihad feuerte als Reaktion auf die Angriffe zahlreiche Raketen in Richtung Israel ab. Am Sonntagmorgen wurde nach Armeeangaben erstmals seit Beginn der jüngsten Konfrontation Luftalarm in der Region um Jerusalem ausgelöst. Der Islamische Dschihad bekannte sich kurz darauf zu den Angriffen.
Ein Großteil der Geschosse wurde vom israelischen Raketenschutzschild abgewehrt. Israels Armee hat nach eigenen Angaben einen weiteren Dschihad-Militärchef im Gazastreifen gezielt getötet: Chalid Mansur bei einem Luftangriff in der Stadt Rafah. Zwei weitere ranghohe Dschihad-Mitglieder seien dabei ebenfalls getötet worden, darunter Mansurs Stellvertreter.

Nach Tötung von Dschihadisten-Chef bei Luftangriff: Mehrere Raketen auf Israel abgefeuert
Erstmeldung vom 5. August: Tel Aviv - Eine seit Jahrzehnten schwelende Feindschaft droht wieder zu eskalieren: der Nahost-Konflikt. Nach der Tötung eines militanten Palästinenserführers im Gazastreifen sind mehrere Raketen auf Israel abgefeuert worden.
In mehreren Städten bis zum südlichen Rand der Küstenstadt Tel Aviv war am Freitagabend Luftalarm ausgelöst worden. Verletzt oder getötet wurde dabei offenbar niemand. Israelischen Medienberichten zufolge gingen die Raketen auf offenem Gelände nieder oder wurden vom Raketenabwehrsystem Iron Dome abgefangen.
Tod des Palästinenserführers Taisir al Dschabari könnte Nahost-Konflikt neu entflammen
Auslöser der neuesten Spannungen ist der Tod von Taisir al-Dschabari. Der Militärchef der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad (PIJ) im Gazastreifen war gezielt durch israelische Streitkräfte getötet worden. Dem Militär zufolge war al-Dschabari verantwortlich für zahlreiche Raketenangriffe aus dem Gazastreifen und geplante Angriffe auf Zivilisten. Der Islamische Dschihad wird von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft.
Bei der Militäroperation sollen palästinensischen Angaben zufolge mindestens zehn Menschen getötet worden sein. Den Luftangriffen soll neben al-Dschabari auch ein fünfjähriges Kind zum Opfer gefallen sein.
Nahost-Konflikt: Israels Ministerpräsident hat kein Interesse an Militäroperation im Gazastreifen
Israels Ministerpräsident Jair Lapid sagte am Freitagabend zwar, dass Israel keine breite Operation im Gazastreifen plane, doch wie schnell der Konflikt hochkochen kann, wurde 2019 sichtbar. Damals hatte Israel bereits al-Dschabaris Vorgänger, Dschihad-Militärchef Baha Abu al-Ata, gezielt getötet.
Die Folge waren massiver Beschuss aus dem Gazastreifen auf israelische Orte sowie Gegenangriffe. Erst nach einigen Tagen konnte mit Hilfe von Unterhändlern Ägyptens und der Vereinten Nationen eine Waffenruhe erreicht werden. (mt/dpa)