Petro bezeichnete das Ergebnis im Online-Dienst Twitter als „ersten Sieg des Volkes“ in Kolumbien. Es sei „ein Festtag für das Volk“, Freude fülle das „Herz des Vaterlands“.
+++ 18.20 Uhr: Neben den beiden Stichwahl-Kandidaten bei der Präsidentschaftswahl in Kolumbien hat am Vormittag des Wahltags auch der aktuelle Amtsträger Iván Duque seine Stimme abgegeben. Der 45-Jährige wählte nach einem Bericht der Zeitung El Espectador als einer der ersten in der Hauptstadt Bogotá und betonte, dass alle Menschen in Kolumbien an diesem Tag „ohne Angst, ohne Einschüchterung, ohne Vorurteile, ohne Voreingenommenheit“, den nächsten kolumbianischen Präsidenten wählen könnten.
Auch der linke Präsidentschaftskandidat und ehemaliger Bürgermeister von Bogotá Gustavo Petro wählte bereits am frühen Morgen in der kolumbianischen Hauptstadt. Sein Gegner, Rodolfo Hernández, wählte in seiner Heimatstadt Bucaramanga. Wie die kolumbianische Tageszeitung berichtet, hätten beide Kandidaten am Morgen einen Anruf vom Wahlleiter erhalten und seien darauf hingewiesen worden, das offizielle Wahlergebnis – unabhängig des Ausgangs – zu akzeptieren.
+++ 14.50 Uhr: In wenigen Minuten öffnen am Tag des zweiten Wahlgangs der Präsidentschaftswahlen in Kolumbien die Wahllokale. Ab 8 Uhr Ortszeit (15 Uhr MESZ) können die Kolumbianerinnen und Kolumbianer dann ihre Stimmen für den Nachfolger des amtierenden Präsidenten Iván Duque abgeben. In der Stichwahl stehen der linke Ex-Guerillero Gustavo Petro für das progressive Bündnis Pacto Histórico sowie der Rechtspopulist und Bauunternehmer Rodolfo Hernández von der so genannten „Liga der Gouverneure gegen die Korruption“. Beide Kandidaten galten zu Beginn des Wahlkampfs als Außenseiter. Die Wahllokale in Kolumbien schließen bereits um 16 Uhr Ortszeit.
Bereits seit einigen Tagen patrouillieren im Vorfeld der Wahl bewaffnete Militärs und Polizeikräfte in dem südamerikanischen Land, das einen emotional aufgeladenen Wahlkampf hinter sich hat. Neben hitzigen Diskussionen in den sozialen Medien wurden auch immer wieder Todesdrohungen gegen die Kandidat:innen ausgesprochen.
Update vom Sonntag, 19. Juni, 11.30 Uhr: Der Präsidentschaftskandidat für das progressive Bündnis Pacto Histórico, Gustavo Petro, hat Besorgnis über eine mögliche Manipulation der Wahlsoftware zugunsten seines Kontrahenten, des Unternehmers Rodolfo Hernández, geäußert, das berichtet die Nachrichtenseite amerika21. Als Grund nannte er, dass die Firma Disproel von Thomas Greg & Sons, die die Software für die Vorauszählung der Stimmen vertreibt, keine Einsicht in den Quellcode gewährt hat. Das Argument: Es handele sich um Privateigentum.
+++ 19.50 Uhr: Am Tag vor der zweiten Runde der Präsidentschaftswahl in Kolumbien hat in dem südamerikanischen Land ein scheinbar geleaktes Video für Aufregung gesorgt, in dem simulierte Wahlergebnisse einen knappen Sieg des Rechtspopulisten Rodolfo Hernández voraussagte. Das berichtet die kolumbianische Zeitung El Espectador. Demnach sei das Video zunächst in den sozialen Netzwerken aufgetaucht und im Laufe des Samstags (18. Juni) massenhaft geteilt worden. Auch der linke Präsidentschaftskandidat Gustavo Petro forderte über seinen Twitter-Kanal umgehende Klärung.
Daraufhin meldete sich die kolumbianische Regierungsbehörde zu Wort und legte mit einem Tweet nahe, dass es sich ihrer Ansicht nach bei dem Video wohl um eine Fälschung handelt. Die Behörde stellte klar, dass von offizieller Stelle keine Wahlergebnisse simuliert würden und Informationen zu Wahlergebnissen erst nach Schließung der Wahllokale zur Verfügung stünden. Darum seien alle Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, die Quellen ihrer Informationen zu überprüfen und bei Informationen zu Wahlergebnissen nur offiziellen Quellen zu vertrauen statt Fehlinformationen aufzusitzen. Der Chef des Nationalen Wahlrats (CNE), Luis Guillermo Pérez, räumte jedoch ein, dass es sich doch um einen Probelauf für das Computerprogramm für die Bekanntgabe des Wahlergebnisses am Sonntag handeln könnte.
+++ 13.35 Uhr: Obwohl ein Wahlsieg des linken Präsidentschaftskandidaten Gustavo Petro lange Zeit als unwahrscheinlich galt, zeigt sich der ehemalige Guerilla-Rebell nach seinem überlegenen Ergebnis in der ersten Wahlrunde betont optimistisch für seinen anstehenden Sieg bei der Präsidentschaftswahl. So traf sich Petro bereits am Freitag (17. Juni) mit Personen aus der kolumbianischen Wirtschaft, Politik sowie dem sozialen Bereich, um ein Zeichen zu setzen für die mögliche politische Richtung der kommenden vier Jahre.
Mit dem Treffen wolle Petro signalisieren, dass er plant, sein zerrissenes Land wieder näher zusammenzubringen. Das berichtet die kolumbianische Zeitung El Espectador. Dabei gehe es etwa darum, Menschen mit unterschiedlichen Positionen zu zeigen, dass sie oft nur wenig trennt und dass man auch aus der Vielfalt heraus eine gemeinschaftliche Einheit schaffen könne. Die Zukunft Kolumbiens sei pluralistisch, bunt und von einem frischen Klima geprägt. Berichten zufolge wolle Petro bereits am Dienstag mit einem nächsten Treffen in die Planung der Regierungs-Agenda einsteigen – vorausgesetzt, dass er die bevorstehende Stichwahl am Sonntag tatsächlich für sich entscheidet.
Update vom Samstag, 18. Juni, 9.55 Uhr: Nicht nur der Präsidentschaftskandidat Rodolfo Hernández wirbt in im Wahlkampf in Kolumbien mit einem „Masterplan“ für ein Ende des Drogenhandels. Neben Hernández, steht das ehemalige Gründungsmitglied der linkspolitischen Guerilla „M-19“, Gustavo Petro, zur Wahl, wie vice schreibt. „Der Drogenkrieg wird mit dem Kapitalismus geführt. Es ist nicht mit Blei oder mit mehr Gewalt“, sagte der linke Politiker.
Ein Export von Cannabis in die USA und Europa, soll ein Ende des Kokainhandels bringen, wenn es nach dem Ex-Guerilla geht. Zudem sollen die Felder, auf denen momentan Koka wächst, durch den Anbau von Cannabis weiter bestellt werden. Wer am Sonntag (19. Juni) mehr als 50 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen kann, wird der neue Präsident von Kolumbien. Sollte es Gustavo Petro werden, wäre es der erste linke Präsident des Landes, wie vice berichtet.
Update, 19.45 Uhr: Der Präsidentschaftskandidat in Kolumbien Rodolfo Hernández hat mit seinem Vorschlag für Aufsehen gesorgt, Drogen an Abhängige auszugeben. Damit will Hernández die Gewalt in Verbindung mit Drogenhandel beenden, wie das Nachrichtenportal vice berichtet. „Wenn wir Drogenabhängigen Drogen frei zur Verfügung stellen, sei es intravenös, oral, dann ist die Nachfrage vorbei. Keiner kauft mehr“, sagte er laut der vice. Hernández will so die Macht der Kartelle beenden. „Wenn sie keine Drogen kaufen, weil wir sie ihnen geben, ist der Verkauf vorbei und die Drogen sind vorbei.“
Der Drogenhandel ist ein zentrales Thema während der Präsidentschaftswahl. Kolumbien ist der größte Kokainproduzent der Welt. Mächtige Drogenhändler organisieren ihre Verkäufe aus dem Land heraus. Die anstehende Präsidentenwahl könnte auch wegweisend für den Drogenmarkt in Kolumbien sein. Am 19. Juni stimmen die Kolumbianer erneut ab, nachdem keiner der Kandidaten die 50 Hürde knacken konnte.
Bezeichnung des Landes | Republik Kolumbien |
Hauptstadt | Bogotá |
Gründung | 1810 (Erklärung der Unabhängigkeit von Spanien) |
Nachbarländer | Panama, Venezuela, Brasilien, Peru, Ecuador |
Einwohner | 50,9 Millionen |
Wahlberechtigte | 38,2 Millionen |
Erstmeldung vom Freitag, 17. Juni, 17.20 Uhr: Bogotá – Kolumbien wählt den Nachfolger von Iván Duque und erlebt womöglich einen politischen Wandel. Denn der im ersten Wahlgang führende Gustavo Petro steht nicht nur deutlich links der letzten Regierungen des Landes, er wäre auch der erste Ex-Guerrillero im Amt. Dass seine Chancen, das Versprechen vom „echten Wandel“ umsetzen, gar nicht schlecht stehen, das zeigte auch das Ergebnis des ersten Wahlgangs ende Mai, bei dem Petro mit rund 40 Prozent die meisten Stimmen holte. Seinen Gegenkandidat, Rechtspopulist Rodolfo Hernández, wählten 28 Prozent.
Nun deutet sich in den Wahlumfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen zwei Kandidaten an, die unterschiedlicher kaum sein könnten, und beide auf ihre Art als Überraschungskandidat galten. Neulinge im politischen Geschäft sind beide nicht: Petro, der nach seinem Einsatz bei der linken Guerilla-Rebellengruppe M-19 Wirtschaftswissenschaften studierte, war in seiner Karriere unter anderem Diplomat in Belgien und Bürgermeister von Bogotá, der reiche Baumunternehmer Hernández ist seit einigen Jahren Bürgermeister der Stadt Bucaramanga im Norden des Landes.
Dass es nach dem großen Vorsprung im ersten Wahlgang am 29. Mai wieder knapp wird, liegt vor allem an der Wahlempfehlung des drittplatzierten rechts-konservativen Präsidentschaftskandidaten Federico Gutiérrez, der die 24 Prozent Wahlberechtigten, die ihm ihre Stimme gegeben hatten, dazu aufrief, nun Hernández zu wählen. Vor allem die jüngere Generation unterstützt jedoch lautstark Petro, auch wegen dessen Vizekandidatin Francia Márquez, einer 40-jährigen schwarzen Frau, die als Bürgerrechtlerin und Umweltaktivistin politisch aktiv wurde.
Petro hat als Kandidat versprochen, den Einfluss des Staates auf die Wirtschaft zu stärken und Gewinne aus dem Rohstoffabbau gerechter zu verteilen. Sein Wahlprogramm wendet sich gegen die traditionelle Elite des Landes. Außerdem will er die Armut bekämpfen und sich für mehr Klimaschutz einsetzen. Er verspricht eine Zeitenwende für das Land, das seit vielen Jahren mit Armut, Gewalt und Drogenkartellen zu kämpfen hat.
Hernández auf der anderen Seite verkörpert die traditionelle Elite Kolumbiens wie kaum ein anderer und kokettiert mit dem oft naheliegenden Vergleich mit dem abgewählten US-Präsidenten Donald Trump. Der 77-jährige millionenschwere Bauunternehmer Hernández wettert wie Trump gegen eine Elite, der er nach anderen Kriterien selbst angehört, und machte bereits mit etlichen Skandalen von sich reden. So ohrfeigte er 2018 in seiner Funktion als Bürgermeister einen Stadtrat, weil der den Sohn von Hernández der Korruption beschuldigt hatte. Vor einigen Jahren machte er mit der Aussage Schlagzeilen, er bewundere den „deutschen Denker Adolf Hitler“ und erklärte dann er hätte den Nazi-Diktator mit Physik-Genie Albert Einstein verwechselt.
Sein wichtigstes Thema: der Kampf gegen Korruption der herrschenden politischen und wirtschaftlichen Elite Kolumbiens. Seine genauen Pläne für eine Präsidentschaft bleiben jedoch vage, außerdem läuft aktuell selbst ein Korruptionsverfahren gegen ihn, weil er als Bürgermeister ein mit einem seiner Söhne verbundenes Unternehmen begünstigt haben soll. Ideen für eigene politische Entscheidungen reichen bei Hernández von der Schließung der kolumbianischen Botschaften im Ausland, um Studienkredite zu tilgen, bis zum Recht für alle Kolumbianer, mindestens einmal im Leben ans Meer zu fahren. Als erste Amtshandlung kündigte er an, die Beziehungen zum Nachbarland Venezuela wieder aufnehmen, gleichzeitig droht er jedoch damit, hunderttausende Migranten abzuschieben.
Wie in vielen anderen Ländern der Welt trifft der Zeitpunkt der Wahl in Kolumbien auf ein tiefgespaltenes Land, in dem viele Menschen beide Gegner so leidenschaftlich unterstützen wie ihnen der jeweils andere widerstrebt. Petros Gegner warnen, er würde Kolumbien in eine „sozialistische Diktatur wie Venezuela“ verwandeln, Hernández verachten vor allem viele junge Menschen für sein politisches Auftreten sowie frauenfeindliche und sexistische Beleidigungen, die zum Erkennungszeichen für seinen Wahlkampf wurden. (kh/ska mit AFP/dpa)