Iranische Elf singt eigene Hymne bei WM nicht – Drohen Konsequenzen und Sperren?

Aus Solidarität mit den Demonstrationen im Iran singt die iranische Nationalmannschaft bei ihrem ersten Spiel in Katar die eigene Hymne nicht mit.
München - Die Demonstrationen gegen die repressive Politik der iranischen Regierung laufen weiter. Während die Gewalt gegen Demonstranten immer stärker zunimmt, zeigt sich die Solidarität mit dem Widerstand gegen das Regime nun auch auf dem Fußballfeld bei der WM 2022 in Katar - und zwar von der iranischen Nationalmannschaft selbst.
Iran-Proteste: Iranische Nationalmannschaft singt Hymne nicht mit - auch Fans buhen
Die Spieler der iranischen Nationalmannschaft haben beim WM-Auftaktspiel gegen England die Nationalhymne nicht mitgesungen. Iranische Aktivisten sehen darin eine Geste der Unterstützung für die landesweiten Proteste in der Heimat. Sie hatten vor der Partie an diesem Montag auf eine Solidaritätsbekundung der Spieler gehofft. Hunderte Fans reagierten zudem mit Buh-Rufen auf die iranische Hymne.
Iranische Nationalmannschaft singt Hymne nicht – Konsequenzen und Sperren drohen
Der iranische Staatssender unterbrach die Live-Übertragung bei der Hymne. In iranischen Staatsmedien sowie pro-Regime Telegramkanälen wurde über das Spiel zwar berichtet, die Aktion der Nationalspieler bei der Hymne jedoch nicht erwähnt. Den Spielern könnten jetzt Konsequenzen drohen. Im Iran war spekuliert worden, dass sie möglicherweise gesperrt werden, sollten sie bei der Hymne schweigen. Zuvor gab es auch Befürchtungen von Konsequenzen für die Klettersportlerin Elnas Rekabi, die ohne Kopftuch angetreten war.
Iranische Elf singt eigene Nationalhymne nicht mit - aus Solidarität mit Protesten in der Heimat
Der iranische Kapitän Ehsan Hajsafi hatte am Sonntag sein Beileid für die trauernden Familien der Opfer im Iran ausgedrückt. Die Mannschaft habe zu akzeptieren, dass die Bedingungen im Land nicht gut und die Menschen nicht glücklich seien. Darüber seien sich die Spieler bewusst. Bei den landesweiten Protesten im Iran sind bislang nach Schätzungen von Menschenrechtlern mindestens 360 Menschen getötet worden.
Der iranische Stürmer Mehdi Taremi hatte vor dem Turnier erklärt, die Mannschaft wolle sich in Katar nicht von den Protesten in der Heimat beeinflussen lassen. „Wir haben auch andere Aufgaben gegenüber der iranischen Gesellschaft, hier aber ist unsere Konzentration auf dem Fußball“, sagte er. Zuvor verteidigten iranische Staatsmedien wie die Agentur IRNA die Nationalmannschaft. Sie würden sich den „Angriffen sowie psychologischen Operationen“ westlicher Medien nicht beugen. Nach dem stillen Protest der Nationalelf könnte sich der Ton in Staatsmedien aber durchaus ändern. (bb/dpa)