Poroschenko habe bei der Grenzkontrolle dieselben Dokumente vorgelegt, mit denen ihm zuvor die Ausreise verweigert worden sei. Poroschenkos Oppositionspartei Europäische Solidarität hatte den Behörden in Kiew vorgeworfen, den Ex-Präsidenten an der Teilnahme an einem Nato-Treffen in Vilnius hindern zu wollen.
Der Milliardär Poroschenko hatte die Ukraine von 2014 bis 2019 regiert, bevor er die Wahl gegen den heutigen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj verlor. Die ukrainischen Behörden untersuchten vor Kriegsbeginn dutzende Straftaten, in die Poroschenko verwickelt sein soll. Im Dezember hatten sie bekannt gegeben, dass sie ihn des Hochverrats verdächtigen. Im Januar wurde eine Ausreisesperre gegen ihn verhängt. Für das Nato-Treffen wurde ihm aber eine Ausreisegenehmigung erteilt.
+++ 13.45 Uhr: Russland verlegt wohl neue Truppen an die ukrainische Grenze. Das berichtet das Nachrichtenportal Kyiv Independent unter Berufung auf Aussagen des Gouverneurs der Region Kursk, Roman Starowoit. Er äußerte sich gegenüber dem russischen Exil-Medium Meduza. Demnach stationiert das russische Militär eine große Anzahl von Soldaten als auch Waffen in Form von Raketenwerfern und Artillerei in der Grenzregion. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen. Der Kreml muss allerdings schwere Verluste im Ukraine-Krieg kompensieren. Mehr als 30.000 Soldaten sind laut Angaben des ukrainischen Generalstabs bereits gefallen.
Zuletzt gab es Berichte, dass Russlands Präsident Wladimir Putin eine verdeckte Mobilisierung starte. Dafür wurde das Maximalalter der Streitkräfte abgeschafft. Eigentlich hatten Fachleute bereits am 9. Mai, dem „Tag des Sieges“ über Nazi-Deutschland, eine neue Mobilmachung erwartet. Diese blieb allerdings aus.
+++ 12.45 Uhr: Offenbar wird in der südukrainischen Stadt Mikolajiw eine Schiffswerft beschossen. Dahinter steckt das russische Militär, wie es in einer Stellungnahme aus Moskau heißt. Von ukrainischer Seite liegt bislang keine Reaktion vor.
+++ 12.00 Uhr: Die russische Armee hat vergangene Woche offenbar einen „TOS-1“-Raketenwerfer eingesetzt. Auf Twitter veröffentlichte das ukrainische Militär ein Video des Einsatzes. Der Mehrfachraketenwerfer wird unter anderem als „Putins Höllenwaffe“ bezeichnet.
+++ 11.30 Uhr: Pjotr Andrjuschtschenko, Berater des Bürgermeisters von Mariupol, hat Russland vorgeworfen, verschleppte Einwohner der Hafenstadt mittlerweile in sogenannten Filterlagern unterzubringen. In genannten Lagern sollen aus humanitärer Perspektive katastrophale Zustände herrschen. Auf Telegram erklärte er, dass es ein solches Lager nahe eines Grenzübergangs zwischen Russland und Estland gebe. Dort werden demnach vor allem Menschen festgehalten, die versuchen, zurück in die Ukraine zu flüchten. Seit Wochen wird der russischen Armee vorgeworfen, Zehntausende Menschen aus Mariupol verschleppt zu haben.
+++ 11.00 Uhr: In der von russischen Truppen besetzten Stadt Melitopol hat sich am Montag ein mutmaßlicher Sprengstoffanschlag ereignet. „Heute um 07.40 Uhr hat es eine mächtige Explosion direkt im Stadtzentrum gegeben“, berichtete der Chef der russischen Militärverwaltung, Wladimir Rogow, auf Telegram. Es gebe mindesten drei Verletzte, so Rogow.
+++ 10.15 Uhr: Russische Truppen rücken derzeit auf das Stadtzentrum von Sjewjerodonezk vor. Das berichtet der Gouverneur der Region Luhansk, Sergij Gajdaj, am Montagmorgen auf Telegram. Sjewjerodonezk und die Nachbarstadt Lyssytschansk sind die letzten beiden Gebiete im Donbass, welche noch von der Ukraine gehalten werden. Seit Sonntag (29. Mai) gebe es Straßenkämpfe in Sjewjerodonezk, so Gajdaj.
+++ 09.45 Uhr: Die französische Außenministerin Catherine Colonna reist am Montag in die ukrainische Hauptstadt Kiew. Dort soll es zu einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj kommen.
+++ 09.00 Uhr: Die russische Armee hat laut einer Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums zahlreiche Bataillons- und Brigade-Kommandeure verloren. Grundlage dessen sind Informationen des Geheimdienstes. Demnach müssen insbesondere junge Kommandeure Operationen an der Front selbst organisieren, obwohl es ihnen an Erfahrung und Ausrüstung mangelt. Im Zuge dessen komme es zu „verheerenden Verlusten“, so das britische Verteidigungsministerium.
+++ 08.00 Uhr: Die ukrainischen Streitkräfte sind in der Region Cherson zum Gegenangriff übergegangen. Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs ist die russische Armee in der Nähe der drei Dörfer Andrijiwka, Losowe und Bilohirka zurückgedrängt worden. Die russischen Truppen errichten demnach rund um Cherson Verteidigungslinien. „Cherson, bleib standhaft, wir sind nah“, schrieb der Generalstab auf Facebook. Von russischer Seite gab es dazu zunächst keine Angaben. Der Großraum Cherson ist die einzige Region der Ukraine, die seit Kriegsbeginn von russischen Truppen kontrolliert wird.
Update vom Montag, 30. Mai, 07.40 Uhr: Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben in der Nacht seine Offensive im Süden des Landes fortgesetzt. „Die Lage im Süden ist dynamisch und gespannt“, teilte das Oberkommando des ukrainischen Wehrkreises Süd in der Nacht zum Montag auf seiner Facebook-Seite mit. Russland ziehe Reserven zusammen und versuche, die Frontlinien im Gebiet Cherson zu befestigen. „Gleichzeitig setzen unsere Einheiten ihre Offensivaktivitäten fort, um den Feind zu binden und eine Umgruppierung der Reserven zu verhindern.“
Eigenen Angaben nach hat das ukrainische Militär bei den Kämpfen 67 russische Soldaten getötet und 27 Militärfahrzeuge außer Gefecht gesetzt. Darunter auch sechs - allerdings stark veraltete Panzer - vom Typ T-62. Unabhängig lassen sich diese Angaben nicht überprüfen. Kiew hatte die Angriffe im Süden des Landes am Wochenende auch als Gegenoffensive zum russischen Vormarsch im Donbass gestartet.
Kiew/Moskau - Seit inzwischen fast 100 Tagen tobt der Ukraine-Krieg. Die Lage für die von Russland angegriffene Ukraine im Donbass ist derzeit sehr schwierig, mit massivem Beschuss zermürbt die russische Armee die ukrainischen Linien im Osten des Landes.
Angesichts dieser Lage hat Wolodymyr Selenskyj Russland jetzt einen Vernichtungskrieg vorgeworfen. Nach einem Frontbesuch sprach er von schweren Schäden in der Stadt Charkiw und berichtete von Zerstörungen im Donbass. „Schwarze, ausgebrannte, halb zerstörte Wohnhäuser blicken mit ihren Fenstern nach Osten und Norden - dorthin, von wo die russische Artillerie schoss“, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft. Russland habe nicht nur die Schlacht um Charkiw, sondern auch um Kiew und den Norden der Ukraine verloren. „Es hat seine eigene Zukunft und jede kulturelle Bindung zur freien Welt verloren. Sie sind alle verbrannt.“
Selenskyj warf Russland auch die weitgehende Zerstörung der Großstadt Sjewjerodonezk im Donbass vor. Die gesamte Infrastruktur sei vernichtet, sagte er in der Videobotschaft. „90 Prozent der Häuser sind beschädigt. Mehr als zwei Drittel des Wohnbestands der Stadt sind komplett zerstört.“ Ständig werde die Stadt angegriffen. Moskau wolle seine Fahne auf dem Verwaltungsgebäude von Sjewjerodonezk hissen, das am dortigen Boulevard der Völkerfreundschaft stehe, sagte Selenskyj. „Wie bitter dieser Name jetzt klingt.“ Seit Monaten ist Sjewjerodonezk Ziel von Angriffen. Die Stadt gilt als letzter Punkt, den das ukrainische Militär in der Region Luhansk noch kontrolliert.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow bezeichnete die Einnahme des Donbass unterdessen als „bedingungslose Priorität“. Es gehe darum, die ukrainische Armee und Bataillone aus den von Moskau als unabhängige Staaten anerkannten Gebieten Donezk und Luhansk zu drängen, sagte Lawrow dem russischen Außenamt zufolge in einem Interview mit dem französischen Sender TF1. Das Ministerium veröffentlichte die Antworten am Sonntag auf der Internetseite. Lawrow sprach in dem Interview erneut von einer angeblichen „Befreiung“ des Donbass vom „Kiewer Regime“.
Bei Angriffen auf ukrainische Orte wurden den Behörden zufolge mehrere Zivilisten getötet oder verwundet. Der Gouverneur des Gebiets Donezk, Pawlo Kirilenko, machte Russland für drei Tote und vier Verletzte in dem von Regierungstruppen kontrollierten Teil der Region im Osten des Landes verantwortlich. In Mykolajiw im Süden des Landes sprachen die Behörden von mindestens einem Toten bei einem Angriff auf ein Wohnviertel. Russland bestreitet, zivile Ziele anzugreifen.
Die ukrainische Armee habe 14 russische Attacken im Donbass abgewehrt, teilte der Generalstab in Kiew mit. Dabei seien mehr als 60 russische Soldaten getötet sowie Panzer und Artillerie zerstört worden, hieß es. Die Angaben sind nicht unabhängig zu prüfen. (cs/tu/kas mit dpa/AFP)