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Argentinien: Präsident spricht von Mordanschlag auf Kirchner

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Von: Nils Tillmann

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Ex-Präsidentin Cristina Kirchner ist offenbar nur knapp einem Mordanschlag entgangen. Eine Fehlfunktion der Waffe soll das Attentat vereitelt haben.

Buenos Aires – Auf die ehemalige argentinische Präsidentin und jetzige Vizepräsidentin Cristina Fernández de Kirchner ist ein versuchter Mordanschlag verübt worden, wie der Staatschef Alberto Fernández bestätigt hat. Während die Politikerin Anhänger vor ihrem Haus in Buenos Aires traf, hielt ein Mann ihr eine Pistole an den Kopf. Kein Schuss wurde abgefeuert. Der mutmaßliche Attentäter wurde kurz darauf festgenommen und eine Pistole wurde konfisziert. Die Ereignisse wurden von Fernsehkameras vor Ort aufgezeichnet.

Der Angriff erfolgte am Donnerstagabend (1. September) vor dem Haus der ehemaligen Präsidentin im Stadtteil Recoleta. Der derzeitige Präsident Alberto Fernández erklärte in einer Fernsehansprache, dass ein Mann aus der Menschenmenge mit einer Pistole auf den Kopf der Ex-Präsidentin gezielt und abgedrückt habe. Die sichergestellte Waffe sei mit fünf Kugeln geladen gewesen sein, sagte der Präsident. Kirchner sei noch am Leben, weil die Waffe aus einem „technisch noch nicht geklärten Grund“ nicht gefeuert habe. Fernández nannte den Vorfall das schwerwiegendste Ereignis seit der Rückkehr Argentiniens zur Demokratie im Jahr 1983.

Argentiniens Vizepräsidentin Cristina Kirchner trifft Unterstützer vor ihrem Haus in Buenos Aires.
Die argentinische Vizepräsidentin Cristina Kirchner trifft Unterstützer vor ihrem Haus in Buenos Aires wenige Tage vor dem mutmaßlichen versuchten Attentat am Donnerstag. © Luis Robayo/afp

Erhöhte Spannungen durch Korruptionsvorwürfe gegen Kirchner

Die genauen Hintergründe der Tat sind noch unklar. Beim festgenommenen Tatverdächtigen handelt es sich um einen 35-jährigen gebürtigen Brasilianer, wie der Innenminister Aníbal Fernández bekannt gab. Das mutmaßliche versuchte Attentat kommt inmitten eines zunehmend erhitzten politischen Klimas im südamerikanischen Land. Kirchner, die von 2007 bis 2015 als Präsidentin regiert hatte, steht zurzeit aufgrund von Korruptionsvorwürfen vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft hatte zuletzt eine Haftstrafe von 12 Jahren für die Politikerin gefordert. Kirchner hatte die Anklage öffentlich als politisch-motivierten Angriff bezeichnet.

Der politische Ton in Argentinien hatte sich in den vergangenen Monaten stark verschärft. Extreme Stimmen aus der Opposition hätten sich mit Bezug auf Kirchners Prozess sogar für die Wiedereinführung der Todesstrafe ausgesprochen, wie die Zeitung The Guardian berichtet.

Präsident Fernández erklärte infolge des Ereignisses am Donnerstag den Freitag zu einem Feiertag, um den Menschen im Land die Gelegenheit zu geben, Solidarität mit Kirchner zu demonstrieren und sich in „Frieden und Harmonie“ zur Verteidigung der Demokratie äußern zu können. (nt/dpa)

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