Holocaust-Verharmlosung? Melnyk reagiert auf Vorwürfe – „Jeder, der mich kennt, weiß...“
Ein Interview brachte Andrej Melnyk, ukrainischer Botschafter in Deutschland, schwere Vorwürfe ein. Jetzt wehrt er sich via Twitter.
Berlin - Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hat den Vorwurf zurückgewiesen, er habe mit seinen Äußerungen über den ukrainischen Nationalisten Stepan Bandera den Holocaust verharmlost. „Liebe Freunde, liebe jüdischen Mitbürger, diese absurden Vorwürfe weise ich ENTSCHIEDEN zurück!“, schrieb der Botschafter auf Twitter. „Jeder, der mich kennt, weiß: immer habe ich den Holocaust auf das Schärfste verurteilt.“
Die Vorwürfe gegen ihn seien „absurd“. Die Nazi-Verbrechen des Holocaust seien eine gemeinsame Tragödie der Ukraine und Israels. Dazu veröffentlichte Melnyk zwei Fotos von sich und einigen jüdisch-orthodox gekleideten Männern in ausgelassen-vertrauter Pose.
Botschaft Israels warf Melnyk Verharmlosung des Holocausts vor
Melnyk reagierte damit auf eine Stellungnahme der israelischen Botschaft auf Twitter, in der es heißt: „Die Aussagen des ukrainischen Botschafters sind eine Verzerrung der historischen Tatsachen, eine Verharmlosung des Holocausts und eine Beleidigung derer, die von Bandera und seinen Leuten ermordet wurden.“
Stepan Bandera war während des Zweiten Weltkriegs Anführer des radikalen Flügels der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN). Nationalistische Partisanen aus dem Westen der Ukraine waren 1943 für ethnisch motivierte Vertreibungen verantwortlich, bei denen Zehntausende polnische und jüdische Zivilisten ermordet wurden. Bandera floh nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland, wo er 1959 von einem Agenten des sowjetischen Geheimdienstes KGB ermordet wurde.
Melnyk hatte Bandera in einem Interview mit dem Journalisten Tilo Jung in Schutz genommen und gesagt: „Bandera war kein Massenmörder von Juden und Polen.“ Melnyk zufolge wurde die Figur Banderas gezielt von der Sowjetunion dämonisiert.
Melnyk nahm radikalen Anführer Bandera in Interview in Schutz
Der ukrainische Botschafter in Deutschland ist in den vergangenen Monaten schon oft mit seinen Kommentaren angeeckt. Am Montag wurde bekannt, dass er Deutschland wohl verlassen und ins ukrainische Außenministerium wechseln soll. (dpa)