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"Brückenbauer" und "Titan": Genscher bei Staatsakt gewürdigt

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Der Sarg mit dem verstorbenen früheren Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) wird am 17.04.2016 nach dem Staatsakt in Bonn (Nordrhein-Westfalen) von Bundeswehrsoldaten aus dem Plenarsaal des Bundestags getragen.
Der Sarg mit dem verstorbenen früheren Außenminister Hans-Dietrich Genscher wird nach dem Staatsakt in Bonn von Bundeswehrsoldaten aus dem Plenarsaal des Bundestags getragen. © dpa

Bonn - Er war ein Akteur der Weltpolitik, aber auch ein Menschenfreund, der nie die Bodenhaftung verlor: Beim Staatsakt in Bonn wurden noch einmal alle Facetten des verstorbenen Außenministers Hans-Dietrich Genscher nachgezeichnet.

Mit einem feierlichen Staatsakt in Bonn hat die Bundesrepublik Deutschland am Sonntag Abschied von ihrem langjährigen Außenminister Hans-Dietrich Genscher genommen. Der verstorbene Politiker sei ein „Titan unter den Diplomaten Europas“ gewesen, sagte der ehemalige US-Außenminister James Baker in seiner Rede. Mehrfach klang an, dass sich Genscher in den letzten Wochen seines Lebens große Sorgen sowohl um die Einheit Europas wie auch um die Beziehungen zu Russland gemacht hatte.

Der ehemalige Außenminister Klaus Kinkel würdigte seinen Vorgänger

Bundesratspräsident Stanislaw Tillich (l-r - CDU), Andreas Voßkuhle, Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundestagspräsident Norbert Lammert (beide CDU) stehen am 17.04.2016 zum Staatsakt für den verstorbenen früheren Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) im ehemaligen Plenarsaal des Bundestags in Bonn (Nordrhein-Westfalen) vor dem Sarg. Foto: Ina Fassbender/dpa
Stanislaw Tillich, Andreas Voßkuhle, Angela Merkel und Norbert Lammert stehen vor dem Sarg des verstorbenen früheren Außenminister Hans-Dietrich Genscher. © dpa

und FDP-Parteifreund als einen „Akteur der Weltpolitik“ und gleichzeitig als „Menschenfreund“ und „Brückenbauer“. „Er war ein Meister des Gesprächs“, sagte Kinkel. „Er prägte den Wandel vom Rüsten zum Reden.“ Die deutsche Einheit sei Krönung seiner politischen Arbeit gewesen: „Die Wiedervereinigung war ganz stark das Werk Helmut Kohls und Hans-Dietrich Genschers.“ Kinkel betonte, das Vermächtnis Genschers seien das geeinte Europa, das transatlantische Bündnis mit den USA, aber auch gute Beziehungen zu Russland. „Als er bei öffentlichen Auftritten zum Schluss schon im Rollstuhl saß, hielt er noch flammende Vorträge zu seinem Europa, verbunden mit dem Wunsch des Neubeginns der Beziehungen zu Russland. Immer wieder wies er darauf hin, es müsse in diesem Kontext ein Szenario geschaffen werden, bei dem niemand als Verlierer dastehe.“

Staatsakt zu Ehren von Ex-Außenminister Genscher

Zuvor hatte Bundespräsident Joachim Gauck Genscher als einen „deutschen Patrioten und überzeugten Europäer“ hervorgehoben. In seiner „glücklichsten Stunde als Politiker“ habe er den DDR-Flüchtlingen in der Prager Botschaft der Bundesrepublik ihre Ausreise angekündigt. Doch ebenso leidenschaftlich wie für die deutsche Einheit habe sich Genscher für das geeinte Europa eingesetzt.

"Wie ein Rockstar gefeiert"

Ex-Außenminister Baker erinnerte sich, Genscher sei nach der Wiedervereinigung in seiner Geburtsstadt Halle wie auch in anderen Städten der ehemaligen DDR „wie ein Rockstar gefeiert“ worden. Der evangelische Theologe und Publizist Friedrich Schorlemmer bezeichnete Genscher als den „fröhlichste(n) Hallenser aller Zeiten“. Zahllose Politiker seien von ihm nach Halle „geschleppt“ worden, so dass die Stadt in Sachsen-Anhalt „weltberühmt“ geworden sei. Die Bodenhaftung habe Genscher trotz aller Höhenflüge nie verloren.

Genscher war am 31. März im Alter von 89 Jahren gestorben. Aufgrund seiner besonderen Verdienste hatte der Bundespräsident einen Staatsakt angeordnet, ein Zeremoniell, das Ministern nur selten zuteil wird.

Video: Ex-Außenminister Genscher ist tot

Video: Staatsakt für Genscher in Bonn

dpa

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