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Corona-Sommerwelle: Virologe Stöhr schießt gegen Lauterbach-Reaktion - „Wieso?“

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Von: Yasina Hipp

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Virologe und Epidemiologe Klaus Stöhr.
Epidemiologe Klaus Stöhr kritisiert den Bundesgesundheitsminister auf Twitter. © picture alliance/dpa/Sven Hoppe

Die Corona-Zahlen entwickeln sich aktuell rasant. Bundesgesundheitsminister Lauterbach spricht von einer Sommerwelle. Virologe Stöhr findet dies unangemessen.

Berlin - Angesichts aktuell explodierender Infektionszahlen sprach Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach von einem „verpufften“ Sommereffekt. Trotz steigender Temperaturen nehmen die täglichen Corona-Neuinfektionen eine andere Entwicklungen als in den zwei vorherigen Pandemie-Sommern. Lauterbach sieht den Grund in den größtenteils nicht mehr vorhandenen Schutzmaßnahmen und der leichten Übertragbarkeit der aktuellen Virusvariante. Lauterbach sieht das Land derzeit sogar schon mitten in einer Sommerwelle. Epidemiologe Stöhr hält Lauterbachs Aussage für unnötige Panikmache.

Stöhr: „Wieso jetzt bereits Panik schlagen und nach Masken und Booster rufen?“

Auf Twitter veröffentlicht der 63-jährige Wissenschaftler eine Reihe an Statements, mittels derer er sein Unverständnis über Lauterbachs Aussage kundtut. Stöhr vergleicht die aktuelle Situation mit der Omikron-Welle im März. Derzeit würde die Anzahl der gemeldeten Fälle nur ein Viertel der damals gemeldeten Zahlen betragen, die der Krankenhauseinweisungen sogar nur ein Fünftel. Zum Höhepunkt der Omikron-Welle gegen Ende März vermeldete das RKI Neuinfektionen von über 250.000 pro Tag (Stand 31. März). Aktuell liegen die Neuinfektionen bei 92.344 (Stand: 15. Juni).

Stöhr meint weiterhin, dass es im März dennoch nicht zu einer Überlastung des Gesundheitswesens gekommen ist und fragt deswegen in Richtung Karl Lauterbach: „Wieso jetzt bereits Panik schlagen und nach Masken und Booster rufen?“

Karl Lauterbach müsse sich angesichts seiner Warnungen nicht wundern, wenn im Herbst „keiner mehr“ auf ihn hören würde, so Stöhr.

Lauterbach und Stöhr: Nicht der erste Zwist zwischen den beiden

Weiter kritisiert Stöhr auch Lauterbachs Aufruf zur vierten Impfung. Bei geringem Infektionsgeschehen, verstärkte Auffrischungsimpfungen zu fordern, sei „kontraindiziert“. Stöhr begründet dies wie folgt: „Mehrfache Booster erhöhen den Impfschutz nur wenig und kurzfristig: die Nebenwirkungen bleiben aber gleich.“ Sinnvoll wäre stattdessen, Stöhr zufolge, vulnerable Gruppen im Herbst zu impfen, sodass der Schutz zum Winter hin frisch sei. Lauterbach reagierte bislang nicht auf die deutliche Kritik Stöhrs.

Die beiden Wissenschaftler Lauterbach und Stöhr sind schon einmal aneinander geraten. Ende März sorgte Karl Lauterbach mit einer Aussage für Aufsehen, in der er Stöhr als Fußball-Zweitligisten bezeichnete.

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