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Rettungssanitäterin erkennt eigene Tochter nicht – und steht ihr bei tödlichem Unfall bei

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Von: Miriam Haberhauer

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November 22, 2022, Airdrie, AB, CANADA: Paramedic Jayme Erickson
Rettungssanitäterin Jayme Erickson (l.), ihr Mann Sean (M.) und einige Kollegen der Kanadierin informierten über den tragischen Vorfall. © IMAGO/Jeff Mcintosh

Eine kanadische Rettungssanitäterin kämpft vergeblich um das Leben eines jungen Unfallopfers. Wenig später erfährt sie, dass es ihre eigene Tochter war.

Airdrie – Es ist wohl der Albtraum eines jeden Rettungssanitäters, zu einem Unfall gerufen zu werden, in den das eigene Kind verwickelt ist. Die Kanadierin Jayme Erickson musste nun genau diese Erfahrung machen. Ihre Tochter wurde bei dem Unfall jedoch so schwer verletzt, dass selbst ihre eigene Mutter sie am Unfallort nicht erkannte.

Kanadische Rettungssanitäterin erkennt eigene Tochter nicht

Der dramatische Vorfall ereignete sich bereits am 15. November gegen 16.30 Uhr auf einer Autobahn in der Provinz Alberta, nahe der Stadt Airdrie im Süden Kanadas. Auf der spiegelglatten Fahrbahn hatte eine Fahrerin die Kontrolle über ihr Auto verloren und war in einen entgegenkommenden Lastwagen gekracht.

In dem Wagen saßen zwei junge Frauen, sie waren gerade auf dem Heimweg vom Gassigehen, wie der Guardian berichtete. Während die Fahrerin mit leichten Verletzungen davonkam und sich selbst aus dem Fahrzeug befreien konnte, wurde ihre Beifahrerin schwerverletzt im Unfallwrack eingeklemmt.

Erickson war schnell klar: Die junge Frau würde den heftigen Zusammenstoß wohl nicht überleben. Zu stark waren ihre Verletzungen. So stark, dass die Ersthelferin nicht erkannte, dass es sich bei dem Unfallopfer um ihre eigene Tochter Montana (17) handelte.

„Ich tat, was ich konnte“ – Rettungssanitäterin steht unwissentlich eigener Tochter bei

„Ich saß im Auto und kümmerte mich um die schwer verletzte Patientin und tat, was ich konnte, während die Feuerwehr sie aus dem Wagen befreite“, berichtete die Kanadierin später in einem Facebook-Beitrag. Gut eine halbe Stunde lang blieb die Rettungssanitäterin an der Seite ihrer siebzehnjährigen Tochter. Erst dann gelang es der Feuerwehr, sie aus den Trümmern des Fahrzeugs zu befreien. Ein Rettungshubschrauber brachte Montana in ein nahegelegenes Krankenhaus, während ihre Mutter nichtsahnend ihre Schicht zu Ende brachte.

Nur „Minuten nach ihrer Heimkehr“, klingelte es an der Haustür – ein Moment, der ihr Leben „für immer verändern“ sollte, erzählte die Kanadierin weiter. Polizeibeamte informierten Jayme und ihren Mann Sean Erickson, dass ihre Tochter in einen schweren Autounfall verwickelt gewesen sei. Im Krankenhaus konnten sich die Eltern noch von ihrer Tochter verabschieden. Die Verletzungen der 17-Jährigen waren jedoch so gravierend, dass alle lebenserhaltenden Maßnahmen eingestellt werden mussten.

Wie der Guradian berichtete, konnte Montana einige ihrer Organe spenden, „zwei davon waren lebensrettend“, so Erickson. „Wir sind so glücklich, dass unser kleines Mädchen durch andere weiterlebt und dass sie im Zuge dieser Tragödie anderen Menschen das Leben gerettet hat. Wir wissen, dass sie das gewollt hätte, und wir sind so stolz auf sie und wir werden sie sehr, sehr vermissen.“

„Mein schlimmster Albtraum ist wahr geworden“ – Freunde und Familie nehmen Abschied

Auch auf Facebook informierten die Eltern Freunde und Familie über den tragischen Verlust ihrer Tochter. „Mein schlimmster Albtraum als Rettungssanitäterin ist wahr geworden“, schreibt die Mutter darin. Sie beschreibt die verhängnisvollen Minuten, in denen sie unwissentlich ihrer verunglückten Tochter beistand: „Die schwer verletzte Patientin, die ich gerade versorgt hatte, war mein eigen Fleisch und Blut. Mein einziges Kind. Mein Mini-Ich. Meine Tochter, Montana. Ihre Verletzungen waren so schrecklich, dass ich sie nicht einmal wiedererkannte.“

Der Schmerz um den Verlust ihrer erst siebzehnjährigen Tochter wird in den Worten der Rettungssanitäterin deutlich: „Ich kann nicht anders, als wütend zu sein über die kurze Zeit, die mir mit ihr gegeben wurde. 17 Jahre waren nicht lang genug. Obwohl ich für die 17 Jahre, die ich mit ihr hatte, dankbar bin, bin ich erschüttert und frage mich: Was wäre aus dir geworden, mein kleines Mädchen? Wer wärst du gewesen?“

Weiter hieß es: „Ich werde nie sehen, wie du deinen Abschluss machst und über die Bühne gehst, ich werde nie sehen, wie du heiratest, ich werde nie wissen, wer du gewesen wärst.“ Den Nachruf an ihre Tochter schloss Erickson mit den Worten: „Ich bin gebrochen. Mir fehlt ein Stück von mir.“

„Herzzerreißend“ – Nutzer stehen Rettungssanitäterin bei

Unter dem Facebook-Beitrag sprachen zahlreiche Nutzer den Eltern ihr Mitgefühl aus: „Mein aufrichtiges Beileid an Sie und alle, die sie geliebt haben“, schrieb ein Nutzer. „Herzzerreißend“ ergänzte jemand, „ich kann mir euren Schmerz nicht ausmalen.“ Wie bei einer Pressekonferenz, standen auch in den sozialen Medien, Kollegen und Freunde der traumatisierten Rettungssanitäterin bei: „Auch ich bin Ersthelferin und das ist meine größte Angst. Es macht mich so traurig zu hören, dass meine größte Angst für dich Wirklichkeit geworden ist.“ (mha)

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