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Krater-Fund könnte neue Erkenntnisse zum Dino-Aussterben bringen

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Von: Miriam Haberhauer

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Der britische Forscher Uisdean Nicholson entdeckt per Zufall einen riesigen Asteroidenkrater unter dem Meeresboden vor der Küste Westafrikas. Der Fund könnte neue Erkenntnisse über das Ende des Dino-Zeitalters liefern.

Edinburgh – Usidean Nicholson von der Heriot-Watt-Universität in Edinburgh untersuchte seismische Daten zur tektonischen Spalte zwischen Süd-Amerika und Afrika, als er die Jahrhundertentdeckung machte. Knapp 400 Kilometer vor der westafrikanischen Küste findet er 400 Meter unter dem Meeresboden einen circa acht Kilometer breiten Krater. Ausgelöst vermutlich durch einen Asteroiden-Einschlag vor 66 Millionen Jahren.

Um die Ursache des Kraters sicher bestimmen zu können, fehlen dem Forscher noch Mineralienproben aus den Tiefen des Kraters. Doch Experten sind sich schon jetzt einig, dass nur ein riesiger Asteroid einen solchen Krater verursacht haben könnte. Laut einer am vergangenen Donnerstag publizierten Studie der Wissenschaftszeitschrift „Science Advances“ sprechen bislang alle Fakten für einen Asteroideneinschlag.

Asteroideneinschlag mit Folgen: Einschlag könnte Erdbeben bis zur Stufe 7 ausgelöst haben

Ein Asteroid steuert auf die Erde zu
Britischer Forscher findet Asteroiden-Krater in Atlantik, der Hinweise auf Dino-Aussterben geben könnte. (Symbolbild) © Design Pics/IMAGO

Mit einer Breite von acht Kilometern ist der nach einem nahegelegenen Vulkan benannte „Nidar-Krater“ zwar deutlich kleiner als der des mexikanischen „Chicxulub-Kraters“, der vor 66 Millionen Jahren zum Aussterben der Dinosaurier führte. Die Folgen müssen jedoch ähnlich fatal gewesen sein. „Die Druckwelle wäre auf der ganzen Welt zu hören gewesen und hätte schwere lokale Schäden in der Region verursacht.“, so Nicholson gegenüber CNN.

Ereignisse dieser Art sind zwar extrem unwahrscheinlich. Erst im Februar 2022 näherten sich allerdings zwei riesige Asteroiden der Erde, wobei einer sogar als potenziell gefährlich galt. Laut Nicholson schlägt ein Asteroid dieser Größenordnung nur etwa alle 700.000 Jahre in die Erde ein. Ähnliches passierte jedoch unter anderem 1908 in Zentralrussland. Die Folgen dieser Asteroidenexplosion wenige Kilometer über der Erdoberfläche gingen als das „Tunguska-Ereignis“ in die Geschichte ein. Der Himmelskörper mit einem Durchmesser von gerade einmal 50 Meter rodete Bäume im Umkreis von 1000 Kilometer nieder.

Ungewöhnlicher Fund: Forscher erhoffen sich Erkenntnisse von großer wissenschaftlicher Bedeutung

Krater dieser Art sind für Forscher etwas ganz Besonderes. „Es gibt weniger als 200 solcher bestätigter Einschlagstrukturen auf der Erde“, schätzt der US-amerikanische Physiker Mark Boslough. Er beschäftigt sich bereits seit 2006 mit Planetenforschung und geowissenschaftlicher Impaktforschung, Unterwassereinschläge wie der vor der Küste Westafrikas sind bisher aber kaum erforscht, schon gar nicht in dieser Größenordnung. Boslough erhofft sich vom Fund seines britischen Kollegen neue Erkenntnisse in der Erforschung der Prozesse von Unterwassereinschlägen.

Experten von Science Advances wagten sich an den Versuch, den Asteroideneinschlag und seine unmittelbaren Folgen graphisch darzustellen. Die Grafik zeigt, dass durch die Wucht des Einschlags, Gestein und Sedimente zunächst zur Seite und nach oben weggedrückt wurden, bevor sie zentral über dem entstandenen Krater eine Erhebung formten.

Chicxulub-Krater: Zusammenhang möglich

Laut Nicholson ist es möglich, dass der Nidar-Krater mit dem Einschlag, der den Chicxulub-Krater verursachte, in Zusammenhang steht. Bodenproben aus nahegelegenen Bohrlöchern deuten darauf hin, dass die beiden Asteroideneinschläge ungefähr zur gleichen Zeit passierten – vor 66 Millionen Jahren.

So könnte der nun gefundene Krater von einem abgebrochenen Asteroidenbrocken eines noch größeren Himmelsteins stammen oder auch Teil eines Asteroidenregens gewesen sein, der vor etwa 430.000 Jahren über einen Zeitraum von einer Million Jahren auf die Erde niederging. Es lässt sich jedoch auch nicht ausschließen, dass dieser zeitliche Zusammenhang rein zufällig ist. Für den Forscher wirft das noch weitere Fragen auf: „Wenn es zwei Einschläge zur gleichen Zeit gab, könnte es dann noch andere Krater da draußen geben?“, so Nicholson.

Um diese Fragen mit Sicherheit beantworten zu können, bedarf es einer noch genaueren Einschätzung des Zeitpunkts des Einschlags. Dies wiederum ist nur durch weitere, noch ausstehende Bodenproben möglich. Auch der Asteroid „2022 AE1“ beschäftigt im Moment Forscher auf der ganzen Welt – Experten fürchten, er könnte bereits 2023 auf der Erde einschlagen. (mlh)

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