Harmlose Urlaubs-Beschäftigung? Dieser Touri-Trend richtet großen Schaden an

Steine zu stapeln, liegt vor allem bei Touristen voll im Trend. Doch die vermeintlich harmlosen Türmchen richten teils ungeahnten Schaden an.
An den touristischen Stränden der Balearen und Kanaren gehören sie fast schon zum Standard-Bild: Steinmännchen und -türmchen säumen die felsigen Küsten.
Wieso so viele Urlauber so viel Freude daran haben, Brocken übereinander zu legen, ist eine offene Frage. Für manche ist es sicherlich einfach entspannend, gar meditativ, andere freuen sich vielleicht auch nur über einen gelungenen Urlaubs-Schnappschuss mit dem, zugegeben, meist doch sehr hübschen Steintürmchen.
Wieder andere freuen sich vielleicht auch über eine, ihrer Meinung nach, umweltfreundliche „Ich war da!“-Botschaft. Immerhin eine bessere Variante, als etwa seine Initialen in einen Baum zu ritzen. Doch nicht nur für die nächste Touristen-Gruppe, die auf unberührte Natur gehofft hatte, sind die Hinterlassenschaften ein Ärgernis.
Steintürmchen: Urlaubs-Trend schadet Natur und führt Wanderer in die Irre
Viele wissen nicht, dass die Steintürmchen im Ur-Sinne sogar einen Zweck haben, der über das Ästhetische hinaus geht: Auf abgelegenen Wanderpfaden dienen sie Wanderern zur Orientierung. Auf den Inseln Südeuropas findet man in der Natur sonst kaum einen Wegpunkt. Zwischen glatten Felsen und ununterscheidbaren Gestrüppen sind die gestapelten Steine fast schon essenziell, um den richtigen Weg finden zu können.
Leider ragen die Türmchen nur so lange als echte Wegweiser aus ihrer Umgebung hervor, solange sie nicht in Unmengen weiterer Exemplare untergehen. Unbedacht übereinander gehäufte Brocken könnten den nächsten Wandersmann im schlimmsten Fall sogar komplett in die Irre führen.
Steine stapeln: Touristen gefährden empfindliche Ökosysteme
Ob die Steine nun ein Ärgernis für Natursucher oder zum fälschlichen Wegweiser werden - beides ist unnötig, aber nicht irreversibel. Schlimmer ist der bleibende Schaden, den Flora und Fauna davon tragen, wenn zu viele Steine zu unnatürlichen Häufen aufgeschichtet werden.
Das Naturmagazin GEO berichtet von einer groß angelegten Aktion auf Teneriffa. Hier trommelten sich 150 Freiwillige zusammen, um die Türme wieder einzustürzen und die Steine zurück an ihren angestammten Platz zu bringen.
Nur um ein unberührtes Strandbild zu schaffen wären wohl nicht so viele Helfer gekommen. Denn die „Rückbau-Arbeiten“ sind notwendig, um das Ökosystem der Insel zu retten.
Die Steinstrände bieten notwendigen Lebensraum für Insekten, Spinnen und Reptilien, die sich zwischen den Brocken verkriechen. Nur so können sie sich vor Sonne, zu großer Hitze und den Urlaubern schützen. Diesen Rückzugsort nimmt man den Tieren mit dem Türmchenbau.
Außerdem werden Pflanzen ihrer gewohnten Lebensumstände beraubt. Ranken und Wurzeln ziehen sich unter den feuchten Steinen entlang. Werden sie weggeräumt, brennt die Sonne gnadenlos auf die sensiblen Zweige.
Urlaubs-Trend nimmt Überhand: Steintürme auf Mallorca verboten
Umweltschützer auf Mallorca fühlen sich aufgrund der unglaublichen Popularität des Steinestapelns mittlerweile sogar gezwungen, Verbotsschilder aufzustellen. „Es werden immer mehr“, beklagt sich Umweltaktivist Jaume Adrover bei derstandard.de, „vor sieben oder acht Jahren sahen wir sie noch vereinzelt, mittlerweile sind viele Steinstrände voll davon.“
Dass ein Urlaubsfoto auch auf ganz andere Art und Weise mächtig nach hinten losgehen kann, bewies dieses Pärchen, das Bild hätten die Eltern der Frau wohl besser nicht gesehen.
mb