Flughafen-Chaos in Deutschland: Kilometerlange Schlangen, Gestapelte Koffer und Personalmangel
Technische Störungen und Personalmangel sorgen an deutschen Flughäfen für Chaos. Örtlich bilden sich immer noch kilometerlange Schlangen vor den Schaltern.
Update vom Donnerstag, 30. Juni, 10.00 Uhr: Auch am Donnerstagmorgen befinden sich einige Flughäfen noch im Ausnahmezustand, insbesondere der in Düsseldorf. Nordrhein-Westfalen ist am Montag (27. Juni) als erstes deutsches Bundesland in die Sommerferien gestartet. Bedingt durch den Personalmangel an vielen Flughäfen kommt es daher vor Ort zu chaotischen Zuständen, kilometerlangen Schlangen und sich stapelnden Koffern. Die Bundesregierung hat bereits bekannt gegeben, dass tausende Hilfskräfte aus der Türkei nun einreisen und an den stark betroffenen Flughäfen eingesetzt werden sollen.
Um einem solchen Flug-Chaos entgegenzuwirken, möchte sich der Flughafen BER in Berlin nun umfangreich auf die Sommer-Reisezeit vorbereiten, darüber informiert die Chefin des Hauptstadtflughafens, Aletta von Massenbach, laut einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur. Insbesondere zu Beginn der Sommerferien rechne man mit einer hohen Nachfragen, so von Massenbach.

Reise-Chaos in Deutschland: Lange Schlangen an Flughäfen
+++ 11.00 Uhr: Wegen eines Software-Fehlers bei der Deutschen Flugsicherung in Langen konnte am Mittwochmorgen (29. Juni) nur eingeschränkt geflogen werden. Auch fehlendes Flugpersonal hat in den vergangenen Wochen bereits zu Chaos an deutschen Flughäfen gesorgt. Zahlreiche Flüge mussten gestrichen werden. Nun hat die Bundesregierung Pläne zur Abmilderung der Situation vorgestellt.
Als Abhilfe für die akuten Personalengpässe soll der kurzfristige Einsatz ausländischer Beschäftigter erleichtert werden. „Wir ermöglichen, dass die Unternehmen Hilfskräfte aus dem Ausland, vor allem aus der Türkei, einsetzen können“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Mittwoch (29. Juni) nach abgestimmten Vorschlägen der Regierung. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sagte, nach Angaben der Branche gehe es um einige tausend Arbeitskräfte, die an Flughäfen in der Türkei derzeit nicht gebraucht würden. Eingestellt werden müssten sie von den Unternehmen selbst. Für den Einsatz in Deutschland sollten staatlicherseits schnell und befristet Voraussetzungen mit Einreise- und Aufenthaltstiteln und Arbeitserlaubnissen geschaffen werden.
Heil machte deutlich, dass dafür Bedingungen gelten sollen, um Sozialdumping auszuschließen. So werde nicht zugelassen, Personal in Leiharbeit anzustellen. Bezahlt werden müsse zudem nach Tarif, vorgegeben würden auch gute Unterkünfte. Faeser betonte, dass es bei Anforderungen an Sicherheit und Zuverlässigkeit keine Abstriche gebe.
Chaos an Flughäfen: Bundesregierung stellt Pläne zur Abmilderung vor
+++ 10.10 Uhr: Die Bundesregierung will als Abhilfe für die akuten Personalengpässe an deutschen Flughäfen den kurzfristigen Einsatz ausländischer Beschäftigter möglich machen. „Wir ermöglichen, dass die Unternehmen Hilfskräfte aus dem Ausland, vor allem aus der Türkei, einsetzen können“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Mittwoch in Berlin nach abgestimmten Vorschlägen der Regierung.
Erstmeldung vom Mittwoch, 29.06.2022, 09.00 Uhr: Langen – Der Flugverkehr über weiten Teilen Deutschlands musste wegen technischen Problemen bei der Deutschen Flugsicherung am Mittwochmorgen (29. Juni) eingeschränkt werden, wie eine Sprecherin am Hauptsitz der Einrichtung im hessischen Langen erklärt. Ab 9 Uhr sollte wieder der normale Betrieb möglich sein, wie eine Sprecherin der bundeseigenen Einrichtung sagte. Grund für die Störung seit den frühen Morgenstunden sei ein Softwareproblem im Kontrollcenter Langen beim Aufspielen eines Updates gewesen. Zwischenzeitlich konnte nur eingeschränkt geflogen werden.
Das Center Langen kontrolliert den unteren Luftraum in der Mitte Deutschlands mit wichtigen Flughäfen wie Düsseldorf, Köln und Frankfurt. Das Gebiet reicht von Kassel bis zum Bodensee und von der französischen Grenze bis nach Thüringen. Überflüge sind nicht betroffen, weil sie von Lotsen im Center Karlsruhe überwacht werden.
Flug-Chaos hauptsächlich durch Personalmangel bedingt – tausende Flüge abgesagt
Immer mehr Länder lockern ihre Corona-Auflagen und Einreise-Beschränkungen, etwa Mallorca, Bali und Italien. Die Reiselust in Deutschland nach mehr als zwei Jahren Corona-Pandemie ist zudem groß. Doch bereits in den vergangenen Wochen und Tagen sorgten Streiks, Krankmeldungen und Personalmangel für Chaos an deutschen Flughäfen. Kurz vor Beginn der Haupturlaubszeit hatten zahlreiche Fluggesellschaften Flüge gestrichen.
Lufthansa sagte insgesamt knapp 3000 Flüge an ihren Drehkreuzen Frankfurt und München ab, auch weil sich vermehrt Besatzungen wegen Corona-Fällen krankmelden. Auch die Billigtochter Eurowings hat Hunderte Flüge im Juli gecancelt. Allein am Berliner Flughafen strich Marktführer Easyjet sein Programm für die Sommermonate um rund 1000 Flüge zusammen.
Flug-Chaos in Deutschland: Verkehrsminister Wissing weist Verantwortung zurück
Die Lufthansa erwartet erst im Winter beziehungsweise im nächsten Jahr eine Normalisierung des Flugbetriebs. „Eine kurzfristige Verbesserung jetzt im Sommer werden wir realistisch leider kaum erreichen können“, sagte Lufthansa-Vorstand Detlef Kayser laut dpa der Welt. Aktuell helfe nur, die Zahl der Flüge zu reduzieren. Das sei nicht nur ein deutsches Problem, sondern gelte für die ganze Welt. „Wir rechnen damit, dass sich die Lage 2023 insgesamt wieder normalisiert.“
Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte die Verantwortung für chaotische Zustände an Flughäfen kürzlich noch den Unternehmen zugewiesen. „Für die Personalpolitik der Flughafengesellschaften und Airlines ist die Bundesregierung nicht zuständig und nicht verantwortlich“, sagte er laut dpa der Bild. In der Verantwortung des Bundesverkehrsministeriums lägen die Flugsicherung und die Koordination des Flugbetriebs. „Und da läuft alles reibungslos.“ Zumindest war dies bis zum technischen Problem am Mittwochmorgen noch der Fall. (tk/asc mit dpa)