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Femizid in Ägypten: Mann ersticht Studentin vor Universität

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Von: Tobias Utz

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Ägypten
Ägyptische Polizeikräfte. (Symbolfoto) © Islam Safwat / Zuma Wire / Imago Images

Eine Ermordung auf offener Straße schockiert die Öffentlichkeit in der arabischen Welt. Doch es finden auch Täter-Opfer-Umkehrungen statt.

Kairo – Im Norden Ägyptens hat sich am Montag (20. Juni) wohl ein brutaler Mord ereignet. Vor der Mansoura-Universität im Norden des Landes erstach ein Mann eine 21-jährige Frau. Zuvor hatte die Studentin offenbar die Annäherungsversuche des mutmaßlichen Täters abgewiesen. Es habe mehrere Heiratsanträge gegeben, bestätigte der Vater der Getöteten dem US-Sender CNN.

Laut Angaben der zuständigen Staatsanwaltschaft wurde der Mann vor der Universität festgenommen. Er soll am Sonntag (26. Juni) einem Richter vorgeführt werden, ihm wird Mord vorgeworfen.

Ägypten: Frau vor Universität erstochen – Täter vor Gericht

Eine Überwachungskamera hatte die Attacke dokumentiert. Die Familie der Getöteten bestätigte mittlerweile die Echtheit der Aufnahmen. Im Nachgang des tödlichen Angriffs entbrannte in sozialen Netzwerken eine Debatte um den Schutz von Frauen in Ägypten. Der Staat hatte zwar zwar im Juni 2021 die dahingehenden Gesetze verschärft, indem die Geldstrafen bei sexueller Belästigung erhöht wurden. Viele Menschen kritisieren die Maßnahmen allerdings als zu lasch.

Eine Stimme der Bewegung ist die Anwältin Azza Suliman. Sie ist Vorsitzende des „Zentrums für ägyptische Frauen und Rechtshilfe“. „Wir brauchen ein Gesetz, das die Gewalt bekämpft“, erklärte sie CNN. Der Angriff auf die 21-Jährige sei „definitiv kein Einzelfall“ gewesen, erklärte auch Lobna Darwish, Referentin für Geschlechter- und Menschenrechte bei der „Ägyptischen Initiative für Persönlichkeitsrechte“.

Femizid

„Der Begriff deckt u. a. den Mord an einer Frau infolge Gewalt in der Partnerschaft, die Folter und frauenfeindliches Umbringen von Frauen, das Töten von Frauen und Mädchen im Namen der „Ehre“ und anderes in Zusammenhang mit schädlichen Praktiken stehendes Töten, das gezielte Töten von Frauen und Mädchen in bewaffneten Konflikten und Fälle von Femizid in Verbindung mit Banden- oder organisierter Kriminalität, Drogen- sowie Frauen- und Mädchenhandel ab.“ (Quelle: European Institute for Gender Equality)

Die Öffentlichkeit prägen allerdings auch andere Stimmen, wie die von Mabrouk Atteya, ein ehemaliger TV-Moderator in Ägypten. Er reagierte in einer Live-Sendung mit einer Täter-Opfer-Umkehr auf die tödliche Attacke. Frauen müssten sich „bedecken“, um die Angriffe von Männern zu verhindern.

„Frauen und Mädchen sollten sich bedecken und locker anziehen, um der Versuchung Einhalt zu gebieten [...] wenn du das Gefühl hast, dass dein Leben kostbar ist, verlasse das Haus vollständig bedeckt, um diejenigen, die dich töten wollen, davon abzuhalten, dich abzuschlachten“, betonte Atteya. An den Aussagen des ehemaligen Moderators gab es in sozialen Netzwerken anschließend scharfe Kritik. (tu)

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