Weltweit erstes Wasserstoff-Schiff auf dem Meer unterwegs

Die Wasserstoff-Technologie verspricht Antrieb ohne Abgase. Um das Element nutzen zu können, fährt erstmals ein Wasserstoff-Schiff von Australien nach Japan.
Hastings – Eine „Weltpremiere“ für die Wasserstoff-Technologie wurde laut der Regierung in Canberra in Australien gefeiert: Das Schiff „Suiso Frontier“ wurde im Januar 2022 mit flüssigem Wasserstoff befüllt, den es nach Japan transportieren soll. Der Treibstoff soll, so die Hoffnung der Unterstützer der Technologie, eines Tages Flüssiggas ersetzen. Es ist das erste Mal, dass Wasserstoff verflüssigt und auf See in ein anderes Land gebracht wird.
Um möglichst viel Wasserstoff auf einmal transportieren zu können, muss er in einen flüssigen Zustand gebracht werden. Dazu wird er auf minus 253 Grad Celsius heruntergekühlt, wie die Nachrichtenagentur AFP schreibt. Der Prozess ist kompliziert, teuer und energieintensiv – aber Wasserstoff habe in flüssiger Form ein 800 Mal geringeres Volumen als in Gasform. Das 116 Meter lange Schiff kann in seinem Tank 1250 Kubikmeter flüssigen Wasserstoff transportieren.
Wasserstoff-Schiff transportiert Element erstmals auf See
„Dies ist ein historischer Tag und der Beginn einer Industrie, die die Zukunft der globalen Energieversorgung prägen wird“, erklärte der australische Energieminister Angus Taylor. „Suiso Frontier“ ist Teil der Hydrogen Energy Supply Chain (HESC), einem gemeinsamen Projekt Japans und Australiens, das Japan mit ausreichend günstigem Wasserstoff versorgen soll.
Wasserstoff ist ein gefragtes Element, wenn es um saubere Energie geht. Auch Autohersteller wie etwa Toyota und Bahnbetriebe wie die Deutsche Bahn wollen Fahrzeuge mit Wasserstoff betreiben. Denn wenn er zur Energiegewinnung verbrannt wird, entsteht lediglich Wasserdampf und keinerlei sonstige Abgase – eine Eigenschaft, die den Stoff zu einer attraktiven Alternative zu fossilen Brennstoffen macht. Klimaneutral ist Wasserstoff jedoch nur, wenn er mithilfe erneuerbarer Energien gewonnen wird. In Australien ist das nicht der Fall, wo aktuell Braunkohle zum Einsatz kommt. Das mache die positiven Auswirkungen für die Umwelt größtenteils zunichte, schreibt AFP.
Wasserstoff: Beladenes Schiff macht sich auf den Weg nach Japan
Die australische Regierung steht weiterhin fest hinter dem Abbau von Kohle, einem Industriezweig, in dem viele Australier arbeiten. „Die heutige Schiffsladung wurde mit Kohle produziert“, betonte im Januar 2022 auch der australische Rohstoffminister Keith Pitt. „Es ist ein regionales Produkt und es schafft Arbeitsplätze in der Region“.
Das Schiff hat den australischen Hafen in Hastings am 28. Januar 2022 verlassen und sich auf den Weg in die japanische Stadt Kobe gemacht. Nach rund dreieinhalb Wochen ist die „Suiso Frontier“ dort am 25. Februar 2022 im Hafen eingelaufen, wo der Wasserstoff anschließend in geeignete Tanks an Land verladen wurde.
„Suiso Frontier“: Schiff bringt Wasserstoff von Australien nach Japan
Nach einer erfolgreichen Testfahrt planen Australien und Japan eine Ausweitung des Projekts. Ab 2030 soll die Kooperation dann in eine kommerzielle Phase übergehen. In Japan sollen dann ein neuer Terminal errichtet und größere Schiffe gebaut werden.
Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist bereits in der Vergangenheit erschienen. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.
Das HESC-Projekt hat ein Gesamtvolumen von 500 Millionen australischen Dollar (etwa 318 Millionen Euro) und wird von Japan und Australien gefördert, um sauberere Energie zu gewinnen und Emissionen zu senken, wie die WirtschaftsWoche berichtet. Nach eigenen Angaben sollen durch das Projekt auf lange Sicht 30.000 Arbeitsplätze geschaffen werden. (ial/AFP)