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These über Corona-Ursprung sorgt für Streit: Drosten und Physiker Wiesendanger vor Gericht

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Von: Jennifer Lanzinger

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Christian Drosten steht vor dem Gebäude der Bundespressekonferenz.
Christian Drosten. (Archivbild) © Stefan Boness/IMAGO

Stammt das Coronavirus aus einem Labor oder aus dem Tierreich? Diese Frage beschäftigt nun das Gericht, denn Virologe Drosten und Physiker Wiesendanger sind aneinander geraten.

Hamburg - Das Coronavirus sorgt seit mehr als zwei Jahren für Schlagzeilen, Sorgen und weltweite Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung der Pandemie. Virologe Christian Drosten gilt als eines der Experten-Gesichter in Deutschland, doch nun muss sich ein Gericht in Hamburg mit Drosten, dem Coronavirus und dem Hamburger Physiker Roland Wiesendanger beschäftigen.

These über Corona-Ursprung sorgt für Streit: Virologe Drosten und Physiker Wiesendanger vor Gericht

Auch mehr als zwei Jahre nachdem der erste Corona-Fall registriert wurde, scheint der tatsächliche Ursprung des Virus nicht zweifelsfrei geklärt zu sein. Während schnell nach dem ersten Ausbruch eine Labor-These für Aufsehen sorgte, China gar wichtige Informationen zurückgehalten haben soll, äußerten einige Experten auch die These aus dem Tierreich. Über die Frage nach dem Corona-Ursprung sind zwei Wissenschaftler gar aneinander geraten. Der Hamburger Physiker Roland Wiesendanger wirft dem Berliner Virologen Christian Drosten Täuschung vor. Jetzt soll der Streit vor Gericht ausgefochten werden.

Am Freitag befasst sich das Landgericht Hamburg mit dem Streit zwischen den beiden Experten. In der mündlichen Verhandlung geht es um Äußerungen Wiesendangers in einem Interview des Magazins Cicero, das am 2. Februar dieses Jahres unter der Überschrift: „Stammt das Coronavirus aus dem Labor? - „Herr Drosten hat Politik und Medien in die Irre geführt““ erschienen war.

Christian Drosten und Physiker Wiesendanger treffen sich vor Gericht - Corona-Ursprung erhitzt die Gemüter

Wiesendanger warf darin dem Direktor des Instituts für Virologie an der Charité vor, die Gesellschaft über den Ursprung der Corona-Pandemie gezielt zu täuschen. Auch anderen internationalen Virologen, die von einem Ursprung des Virus aus dem Tierreich ausgehen, warf er bewusste Irreführung und Vertuschung vor. Dabei bezog er sich vor allem auf einen offenen Brief, den 27 Virologen am 19. Februar 2020 in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht hatten. Darin wiesen sie die Behauptung, das Virus habe keinen natürlichen Ursprung, als Verschwörungstheorie zurück.

Nach Erscheinen des Cicero-Interviews hatte Drosten Wiesendanger abgemahnt und am 14. März dieses Jahres eine einstweilige Verfügung beim Landgericht Hamburg erwirkt, wie ein Sprecher des Gerichts sagte. So dürfe der Nanowissenschaftler etwa die Behauptung, dass Drosten die Öffentlichkeit gezielt getäuscht habe, nicht wiederholen. Wiesendanger hat gegen die Verfügung Widerspruch eingelegt.

Nach seiner Überzeugung sprechen viele Indizien dafür, dass Sars-CoV-2 durch einen Laborunfall am virologischen Institut in der chinesischen Stadt Wuhan entstanden ist. Seine Position will Wiesendanger persönlich vor Gericht vertreten. Es gehe um „Äußerungen im Zusammenhang mit einer der entscheidendsten Fragen der Menschheit in den vergangenen hundert Jahren“, erklärte er.

Corona-Ursprung im Labor? These sorgt für Streit

Drosten äußerte sich vor der Verhandlung zunächst nicht. Eine Sprecherin der Berliner Charité hatte Anfang März mitgeteilt: „Das von Cicero veröffentlichte Interview mit Herrn Wiesendanger enthält eine Vielzahl von unzutreffenden Tatsachenbehauptungen, durch die die Persönlichkeitsrechte von Professor Drosten verletzt werden.“ Das Magazin und der Wissenschaftler seien daher „insbesondere aufgefordert worden, falsche Behauptungen zu unterlassen, dass Professor Drosten die Öffentlichkeit über den Ursprung des Virus getäuscht und sich an angeblichen Vertuschungsaktionen beteiligt habe“. Nach Erscheinen des Interviews hatte Drosten seinen Kontrahenten auf Twitter als „Extremcharakter“ bezeichnet.

Das Interview ist derzeit online nicht abrufbar. Das Magazin hat stattdessen eine Erklärung veröffentlicht, wonach man die einzelnen Punkte derzeit juristisch prüfe und die inhaltlichen Ergebnisse der Auseinandersetzung zwischen Drosten und Wiesendanger abwarte. Dass das Gericht am Freitag bereits ein Urteil verkündet, gilt als unwahrscheinlich.

Währenddessen sorgen die Affenpocken für Aufsehen. Sie sind nun auch in Amerika angekommen, ein erster Fall wurde nach einer Reise nach Kanada registriert. Das RKI warnt Ärzte auch hierzulande.

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