Tierarzt verschweigt Risiken: Sportpferd stirbt nach Behandlung - es sollte bei Olympia starten

Ein Tierarzt aus Ebersberg hatte die Besitzerin eines Sportpferdes nicht über die Risiken einer Behandlung aufgeklärt. Das Tier starb. Es sollte an den Olympischen Spielen teilnehmen.
- Ein Tierarzt aus dem bayerischen Ebersberg muss nach dem Tod eines Sportpferdes 250.000 Euro bezahlen
- Der Arzt hatte die Besitzerin des Pferdes nicht über die Risiken einer Behandlung aufgeklärt
- Das Sportpferd sollte an Olympia 2020 teilnehmen
München – Mit Donna Asana wollte Evelyn Haim-Swarovski groß durchstarten: Die österreichische Dressurreiterin hatte die Stute im März 2009 für 1,75 Millionen Euro gekauft und wollte mit ihr bei den Olympischen Spielen 2012 in London antreten. Doch so weit kam es nicht: Am 29. Dezember 2010 starb Donna Asana plötzlich an einem anaphylaktischen Schock – nachdem ihr ein Fachtierarzt für Pferde aus Zorneding (Kreis Ebersberg) Eigenblut und homöopathische Mittel gespritzt hatte.
Evelyn Haim-Swarovski forderte Schadensersatz von dem Tierarzt, es folgte ein jahrelanger Rechtsstreit. Jetzt hat das Oberlandesgericht (OLG) München entschieden: Der Mediziner muss 250 000 Euro Entschädigung sowie die Kosten des Verfahrens bezahlen. Damit bestätigte das Gericht das Urteil des Landgerichts München II und wies die Berufung des Tierarztes zurück.
Bei der Verkündung der Entscheidung war von den beiden Parteien niemand persönlich vor Ort. Der Vorsitzende Richter Thomas Steiner erklärte, das Urteil berufe sich nicht darauf, dass der Tierarzt in seiner Behandlung etwas falsch gemacht habe. „Aber er hat nicht ausreichend darauf hingewiesen, dass auch bei einer naturkundlichen Behandlung Gefahren und Risiken entstehen“, sagte Steiner.
Donna Asana litt an einer leichten Erkältung
Der Veterinärmediziner behandelte seit vielen Jahren Pferde von der 65-Jährigen auf deren Reiterhof in Fritzens im Tiroler Bezirk Innsbruck Land. An jenem Tag litt Donna Asana an einer leichten Erkältung. Der Tierarzt hörte sie mit dem Stethoskop ab und diagnostizierte eine leichte Kehlkopfentzündung. Um zu verhindern, dass sich die Krankheit verschlimmert, führte er eine Eigenblutbehandlung durch und verabreichte Homöopathika. Doch kurz nach der Behandlung lag Donna Asana am Boden und zeigte krampfähnliche Schockreaktionen. Ein Gegenmittel musste der 64-Jährige erst aus seinem Auto holen, bevor er es verabreichte. Das Pferd konnte nicht gerettet werden.
Entschädigung in Höhe von 1,75 Millionen Euro gefordert
Evelyn Haim-Swarovski forderte zunächst eine Entschädigung im Höhe des Kaufpreises von 1,75 Millionen Euro. Ein Sachverständiger ging aber davon aus, dass das Pferd zum Todeszeitpunkt nur noch 250 000 Euro wert war. Der Veterinärmediziner bestritt Behandlungsfehler und mangelnde Aufklärung. „Ich habe medizinisch nichts falsch gemacht“, beteuerte er bei der Anhörung im November. Immer wieder habe er mit Haim-Swarovski zudem über Spritzen gesprochen.
Ein Nachweis für Behandlungsfehler konnte auch bei einem Gerichtsgutachten nicht gebracht werden. „Das war schon okay im Großen und Ganzen“, erklärte Richter Thomas Steiner. Aber: „Es blieb ein Risiko bei der Behandlung, über das aufgeklärt hätte werden müssen.“ Haim-Swarovski hatte ausgesagt, dass sie der Behandlung nicht zugestimmt hätte, wenn sie gewusst hätte, welche Folgen möglich sind.
Mit dem Urteil ist der Prozess höchstwahrscheinlich beendet: Das Oberlandesgericht hat eine Revision gegen die Entscheidung ausgeschlossen. Der Tierarzt könnte höchstens noch eine Nichtzulassungsbeschwerde einreichen – die Erfolgsaussichten wären gering.
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