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„100 Arten zu Hause“: 26-Jähriger aus Karlsruhe ist einer der „größten Insektenzüchter Europas“

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Von: Yasina Hipp

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Adrian Kozakiewicz reist in ferne Länder, um immer wieder neue Exoten zu finden und bringt diese dann mit nach Deutschland. Seine Faszination dafür teilt er in den sozialen Medien.

Karlsruhe - Insekten sind derzeit in aller Munde – sollen sie doch vermehrt in der Lebensmittelindustrie beispielsweise als Mehl eingesetzt werden. In einigen bekannten Produkten werden sie sogar schon seit längerer Zeit verarbeitet. So kommen wir also alle früher oder später mit den sechs- oder achtbeinigen Krabblern in Kontakt. Adrian Kozakiewicz ist das ganz und gar nicht fremd. Er pflegt eine sehr intensive Beziehung zu Spinnen, Heuschrecken, Tausendfüßlern und Co. Auf seinem TikTok-Kanal folgen rund 14 Millionen Menschen den 26-Jährigen. Er selbst bezeichnet sich als einer der „größten Insektenzüchter Europas“. Als wir mit ihm sprechen, ist er „gerade auf dem Weg, Futtertiere zu kaufen“.

Adrian Kozakiewicz hat ein inniges Verhältnis zu seinen exotischen Krabbeltieren.
Adrian Kozakiewicz hat ein inniges Verhältnis zu seinen exotischen Krabbeltieren. © Screenshot/TikTok/Adrian Kozakiewicz

TikTok: Adrian Kozakiewicz sorgt mit seinen Insekten für Gänsehaut

Mit Futtertieren meint Kozakiewicz Grillen, Mehlwürmer und Co. Die gibt es für seine exotischen Tiere als Mahlzeit einmal in der Woche. „Zu meinen Hochzeiten hatte ich 100 verschiedene Arten zuhause“, erinnert sich Kozakiewicz, „heute sind es nur noch 30 bis 40 ganz spezielle.“ Damit nimmt mittlerweile auch das Verfüttern der Futtertiere weniger Zeit in Anspruch. Kozakiewicz macht nämlich alles selbst. Insekten im Ausland suchen, nach Deutschland einführen, sich um sie kümmern, züchten, verkaufen und Videos für die sozialen Netzwerke produzieren. Bis zu 230 Millionen Mal werden seine Videos geklickt: Die außergewöhnlichen Tierchen treffen einen Nerv.

So kommt der Insektenzüchter an seine Tierchen

Gemeinsam mit einem befreundeten Fischforscher reist der 26-Jährige regelmäßig in andere Länder, vor allem nach Asien, um dort neue Arten zu entdecken. Bevor er die Tiere dann nach Deutschland einführt, muss er sich um eine ganze Reihe an Genehmigungen und Papiere von der Naturschutzbehörde kümmern. Er darf nur Tiere nach Deutschland bringen, die keine Gefährdung für Flora und Fauna hierzulande darstellen. In seinem Elternhaus sind zwei Räume bis unter die Decke mit unzähligen Käfigen und Boxen zugestellt. Bei 25 Grad und viel Licht züchtet er die Insekten dann.

Die Begeisterung für Gottesanbeterinnen, Schmetterlinge und Käfer steckt schon lange in Kozakiewicz. Als Zehnjähriger sieht er in einem Zoogeschäft zum ersten Mal eine Stabheuschrecke – seitdem ist es um ihn geschehen. Wenn er von seinen Tieren spricht, merkt man, wie wichtig sie ihm sind. Länger als zehn Tage bleibt er nie von seinem Elternhaus in Karlsruhe weg, so lange halten sie es nämlich ohne Futter aus. „Es gibt ganz viele Punkte, die man nicht erklären kann, man muss einfach das Gespür dafür haben und wissen, welches Tier was braucht“, erklärt er.

Mit seinen Kanälen auf TikTok, Instagram und YouTube verdient der 26-Jährige inzwischen gutes Geld. Mehr sogar als für den Verkauf der Tierchen. Menschen mit Angst vor Spinnen, Maden und Co. sollen aber an dieser Stelle gewarnt sein. Einige Videos erfordern starke Nerven. Kozakiewicz schreckt beispielsweise nicht davor zurück, sich riesige Tausendfüßler oder Hirschkäfer übers Gesicht laufen zu lassen. „Ich wurde auch schon gebissen und gestochen, aber es war nie schlimmer als ein Wespenstich“, erinnert er sich, „die großen auffälligen Tiere sind nämlich meistens gar nicht gefährlich oder giftig.“

Blatt- oder Ast-Insekten: Unterschied ist kaum erkennbar

Lernen kann man beim Betrachten der Videos einiges. Zum Beispiel, wie erstaunlich gut sich die Heuschrecken und Co. als Blätter oder Äste tarnen können. Aber, auch diese Videos rufen nicht nur Begeisterung hervor: „Danke, jetzt habe ich Angst vor Blättern“ oder „Oha, ich vertraue keinen Stöcken mehr“, ist zu lesen.

TikToker zeigt Ast-Insekt in Video.
Ast oder Insekt? Der Unterschied ist kaum erkennbar. © Screenshot/TikTok/insecthaus_adi

Kozakiewicz weiß, dass viele Menschen Angst oder Respekt vor seinen exotischen Tieren haben, weil „sie es schon als Kinder so lernen“. Gleichzeitig berichten ihm auch viele, durch seine Videos die Angst vor den Tieren verloren zu haben.

Blattinsekten sehen täuschend echt aus wie grüne Blätter.
Blattinsekten sehen täuschend echt wie grüne Blätter aus. © Screenshot/TikTok/insecthaus_adi

Der 26-Jährige hat nahezu schon alle Exoten in den Händen gehalten, die er haben wollte. Auf seiner Liste fehlt nur noch eine bestimmte Gottesanbeterinnen-Art, die „Brancsikia aeroplana“ aus Madagaskar. Die nächste Reise ist schon geplant. Was seine Freunde und Familie von seinem speziellen Beruf halten? „Das ist nichts mehr Besonderes, die sind daran gewöhnt, dass in meinem Kofferraum auch mal eine Box mit Spinnen steht“, sagt er lachend.

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