Manche Eichenholzstämme aus dem Krofdorfer Forst haben den Wert eines Kleinwagens

Eichenholz aus Oberhessen erzielt Rekordpreise. Das zeigte die jüngste Auktion im Krofdorfer Forst. Für manchen Stamm wurden Summen im Wert eines Kleinwagens gezahlt.
Wer beim Weihnachtsessen in den vergangenen Tagen einen guten französischen Rotwein getrunken hat, der hat dabei womöglich einen Hauch von Heimat im Glas gehabt. Denn seit Jahren schon reifen edle Bordeaux & Co. unter anderem in Barriquefässern. Und das Eichenholz für diese Fässer stammt nicht selten aus Oberhessen.
Jüngst erst, Mitte Dezember, wurden einmal mehr als 500 Kubikmeter bestes Eichenholz aus dem Krofdorfer Forst und anderen Revieren des Forstamts Wettenberg versteigert - die Stämme erzielten Höchstpreise. »Das ging durch die Decke«, konstatiert Ralf Jäkel, der Leiter des Forstamtes Wettenberg ganz salopp. Seit Jahren schon erfreut sich das Holz aus dem Krofdorfer Forst großer und weiter steigender Beliebtheit. »Die Kunden haben sich gegenseitig überboten.«
Neben den Aufkäufern, die die besten Stämme für die Weiterverarbeitung etwa zu Furnier in der Möbelindustrie erwerben, sind die sogenannten »Fassholz-Kunden« ganz vorne mit dabei. Die dritte große Kundengruppe für das Wertholz sind die Sägewerker. Sie kaufen gute Stämme unter anderem für besondere Bau- und Konstruktionsvorhaben.
Lagen vor ein paar Jahren die Preise je Kubikmeter (in der Forstwirtschaft Festmeter) Premium-Eichenholz aus Mittelhessen noch bei 400 bis 420 Euro, so liegt der Durchschnittserlös jetzt bei 1090 Euro je Festmeter. Das Holz aus dem Forstamt Wettenberg erzielte gar einen Durchschnittspreis von 1226 Euro/Festmeter. Noch ein Superlativ: Der teuerste Eichenstamm, der vermarktet wurde, kommt aus dem Revier Grünberg, wurde im Wald bei Weickartshain eingeschlagen. Stolze 2769 Euro wurden da je Festmeter erzielt. Der Stamm kostet also rund 10 000 Euro. Um es in Relation zu setzen: Etliche der Stämme, die da am Wertholzplatz im Krofdorfer Forst gehandelt wurden, erzielten etwa den Gegenwert eines Kleinwagens.
»Gutes Eichenholz hat eine hohe Nachfrage« erläutert Forstamtsleiter Jäkel. Dies auch, weil es knapper wird. Das Land Hessen hat in den vergangenen Jahren Waldflächen aus der Bewirtschaftung genommen. Teils gilt ein sogenanntes Einschlag-Moratorium für große Buchenbestände. Und wenn dazwischen eben auch Eichen stehen, dann sind die derzeit nicht erreichbar.
Die Holz-Auktion in Wettenberg gilt landes-, wenn nicht gar bundesweit als ein Gradmesser für den Markt. Dank des frühen Versteigerungstermins Mitte Dezember gibt Wettenberg den Preisspiegel für andere Vermarktungsaktionen vor. Was freilich auch bedeuten kann, dass dann dort, aufgrund des Signals aus dem Krofdorfer Forst, nochmals höhere Erlöse erzielt werden können.
Forstamtsleiter Jäkel legt derweil Wert auf die Feststellung, dass kein Raubbau betrieben wird. Es wurden aktuell in den heimischen Wäldern fast ausschließlich Eichen entnommen, die über kurz oder lang ohnehin »abgängig« gewesen wären. »Wir haben hier keine heiligen Kühe geschlachtet«, versichert der Forstamts-Chef beim Lokaltermin im Wald. Sondern Bäume entnommen, deren Lebenszeit überschaubar endlich gewesen sei. Getreu dem Motto: »Lieber verwerten als verwesen«.
Und wo geht der teuerste Stamm aus dem Forstamt Wettenberg nun hin? An ein Furnierwerk. Aus einem Kubikmeter Eiche können bis zu 1000 Quadratmeter Furnierholz gewonnen werden.
Zurück zu den Weinfässern: Vor rund 20 Jahren begann das Geschäft zu wachsen. Deutsche Weingüter bauten ihre Rotwein vornehmlich in Stahltanks aus. Die französischen Kollegen setzten derweil weiter auf Tradition. Sie verwendeten unverändert Holzfässer, um der besondere Noten willen, die der Wein bei dem Kontakt mit der Eiche und durch die natürliche Oxidation erhält. Befüllt werden zumeist neue Fässer mit einem Volumen von 225 Liter, sogenannte Barriques.
Die Franzosen hatten damit ein gutes Näschen: Barriqueweine erfreuen sich bis heute höchster Beliebtheit. Und damit ist auch klar, dass der Markt bei der Herstellung der Fässer boomt. Gute, neue Fässer kosten bis zu 800 Euro. Die Fässer bleiben nicht nur in Frankreich. Sie gehen auch nach China, in die USA und nach Kanada, werden dort in der Regel kaum länger als drei Jahre verwendet und kehren nach ihrer »Wein-Karriere« nicht selten für ein zweites Leben nach Europa zurück. Whisky-Destillen in Schottland kaufen die gebrauchten Rotweinfässer auf, um darin ihre edlen Brände reifen zu lassen. Aber das ist eine andere Geschichte.
