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Zarte Harfe behauptet sich gegen Oboe und Englischhorn

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Lich (vh). Na bitte: Mit einem nochmals beachtenswerten Konzert gingen am Sonntag die siebten Licher Kulturtage zu Ende. Das »Duo Lyrique« mit Heidrun Finke (Oboe, Englischhorn) und Marianne Bouillot (Harfe) spielten im Kulturzentrum Bezalel-Synagoge unter dem Oberthema »Nocturnes und andere Träumereien« Kammermusik aus Romantik und Impressionismus.

Lich (vh). Na bitte: Mit einem nochmals beachtenswerten Konzert gingen am Sonntag die siebten Licher Kulturtage zu Ende. Das »Duo Lyrique« mit Heidrun Finke (Oboe, Englischhorn) und Marianne Bouillot (Harfe) spielten im Kulturzentrum Bezalel-Synagoge unter dem Oberthema »Nocturnes und andere Träumereien« Kammermusik aus Romantik und Impressionismus. Selten genug ist die Harfe als das den Engeln angedichtete Instrument zu hören, umso erfreulicher war die jetzt in Lich gebotene Kostprobe.

Im Verlauf eines Duo-Konzerts tritt die Konzertharfe auch hin und wieder aus ihrer doch recht undankbaren Continuo-Funktion heraus. Denn der schiere Lautstärkenpegel von Oboe oder dem etwas dunkler klingenden Englischhorn ist natürlich dem gezupften Saiteninstrument gegenüber im Vorteil. Doch verließ die Harfinistin zwischendurch die Abfolge himmlisch-sanfter Legato-Töne, um auch mal härter klingende Gangarten im Staccato aufzulegen. Prinzipiell sind auf dem sperrigen Musikgerät sehr viele Spieltechniken möglich. Bloß mangelt es an der entsprechenden Literatur und den Interpreten. Weil die Harfe eben noch unhandlicher als etwa der vielseitig verwendete Kontrabass ist, konnte sich dieses äußerst feinsinnnige »Engelswerkzeug« nie wirklich durchsetzen.

Aus den im 19. Jahrhundert üblichen kleinen Instrumentalbesetzungen für Opern, die thematisch von Drama und Liebesbeziehung inspiriert waren, haben sich die Damen einige herausgepickt. Die Komponisten der Romantik, Henri Brod und Robert Nicolas-Charles Bochsa, sind beide französischer Herkunft und im übrigen Klassikbetrieb recht seltene Gäste, jedoch in ihren Werken für Harfe und Oboe durchaus interessant. Von Brod brachte das Duo das Nocturne op. 16 nach Motiven der Oper »Le Siège de Corinthe« und die Paraphrase über »Lucia di Lammermoor«, eine Oper des Italieners Gaetano Donizetti; von Bochsa das Nocturne op. 50/1 nach Motiven verschiedener Opern. Insbesondere dieses Stück gibt der Harfe vielschichtige Variationsmöglichkeiten. Von Claude Debussy das »Clair de Lune« erklang für Harfensolo und das Album de 5 Pièces für Harfe und Oboe. Das Letztgenannte schwelgerisch und ausdauernd, aber sparsam in der Melodieführung. Für Englischhorn Solo hörte man die Monodie op. 216/11 von Charles Koechlin, erneut ein französischer Komponist und früher Zeitgenosse von Debussy. Markant der dunkle Klang des zwischen Oboe und Fagott angesiedelten Holzbläsers. Melancholisch das Au Loin op. 20 von Koechlin.

Sehr herzlicher Applaus. Als Zugabe ein Adagio von Donizetti für Harfe und Klarinette. Bei so viel Klangharmonie machen die Damen hoffentlich noch etliche Experimente. (Foto: vh)

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