Als dem Scheich die Gesichtszüge entglitten: "Licher"!
Die Älteren erinnern sich womöglich noch an den US-amerikanischen Schauspieler und Schlagersänger Gus Backus. Der trällerte 1962 »No Bier, no Wein, no Schnaps«, erzählte in dem Liedchen von einem Spaziergang in der Wüste und der Begegnung mit einem Kamel. Das habe gemeint, hier sei es »nix fidel«, weil es besagte Stimulationsgetränke inmitten des Sandmeeres nicht gebe.
Die Älteren erinnern sich womöglich noch an den US-amerikanischen Schauspieler und Schlagersänger Gus Backus. Der trällerte 1962 »No Bier, no Wein, no Schnaps«, erzählte in dem Liedchen von einem Spaziergang in der Wüste und der Begegnung mit einem Kamel. Das habe gemeint, hier sei es »nix fidel«, weil es besagte Stimulationsgetränke inmitten des Sandmeeres nicht gebe. Und von Swing-Altmeister Paul Kuhn haben sie noch das Lamento im Ohr, wonach er nach zwölf Jahren Verlobungszeit seine geliebte Marianne wegen deren Hochzeitsreise-Traumziels nicht heiraten könne: Sie will nach Hawaii - wo es aber (für ihn) kein Bier gebe.
Ob Shaikh Matthias bin Michael al Winker diese Gedanken durch den Kopf geschossen sind, als er in seinem Internet-Blog vom Oktoberfest in Abu Dhabi berichtete, darf angezweifelt werden: Backus und Kuhn gehören für Menschen seines Alters der Großvätergeneration an. Aber mit Wüste und Bier kennt er sich jetzt aus, der Gesundheitsökonom aus Nonnenroth bei Hungen, den der Beruf auf längere Zeit in die Vereinigten Arabischen Emirate geführt hat - zum Aufbau eines immensen Krankenhaus-Komplexes.
Am 19. Oktober war das Oktoberfest in Abu Dhabi angesagt. Für Winker die Chance, »endlich mal wieder ›original German food‹ genießen zu können«. Neben einem Büfett mit Kassler, »Händel« - ob er Hendl meint? -, Knödel und Rippchen habe es bayrische Würstchen, Brezeln, Sauerkraut und »strudels« gegeben. So viel zum Hunger... - nun zum Durst bei 27 Grad Celsius im arabischen Schatten. Nachdem sich der Oberhess’ beim Kellner ein Weißbier bestellt und sich auf eine Kaltschale aus der temporären Wahlheimat Bayern gefreut hatte, seien ihm beim Servieren »die Gesichtszüge entglitten«. Warum? Ein Foto belegt’s: Licher Weizen am arabischen Golf! »Ich habe ja mit viel gerechnet, aber das hat mich wirklich sehr beeindruckt und fast Gefühle von Heimweh hervorgerufen. Mit einer kleinen Träne des Glücks in den Augen habe ich mir das heimatliche Bier schmecken lassen.«
Licher Weizen in der Wüste? Hatten sich die Braumeister aus dem Herzen der Natur nicht nach den bitteren Erfahrungen mit dem Versuch der nationalen Expansion - Stichwort: CHIO-Reitturnier 1996 in der Aachener Soers - auf ihren Kernmarkt Hessen zurückgezogen? Eigentlich schon.
Uneigentlich aber führen die Licher Wege viel weiter als nach Aachen oder etwa Hamburg, sondern - via Eifel - weit hinaus in die Welt. Rainer Noll, Geschäftsführer Privatbrauerei, verweist auf die Strategie seines Hauses, die von »Sortimentsvielfalt« geprägt sei.
Mit den »Klassikern« Pilsner, Export, Isotonisch-Alkoholfrei und Radler sei man auf dem hessischen Markt stark vertreten. Das helle Hefeweizen und die »X2-Mixes« rundeten diese Vielfalt ab. Entscheidend für das Durstlöscher-Erscheinungsfest des Nonnenröthers: »Die Bitburger-Braugruppe mit ihren Vertriebswegen ermöglicht uns, außerhalb Deutschlands mit unseren Produkten präsent zu sein«, teilte Noll gestern auf Nachfrage mit.
In den USA sei man mit Pilsner, Export und Weizen vertreten. In den Biergärten der Fünf-Sterne-Hotels »The Standard« in New York und Los Angeles sei das Licher Weizen ein Renner. Im Nahen Osten, genauer in Abu Dhabi, feierten Besucher und Gäste der Fünf-Sterne-Hotelkette ADNH ebenfalls mit Weizen aus Oberhessen. Und in Italien, so Noll, »haben wir große Erfolge mit Export«. In Südtirol gebe es mittlerweile eine Vielzahl gastronomischer Objekte, die Licher-Produkte verkauften. Selbst in Frankreich sei man vertreten.
Was sagt uns das? So klein ist die Welt! Und Lich ist der Nabel derselben... (no)