Lich: »Kunst in Scheunen« wieder echt gut

Lich. Was vor drei Jahren als mutiger Versuch anfing, hat sich zu einem weithin angesagten Ereignis entwickelt. Geschätzte 3000 Besucher waren am Wochenende bei »Kunst in Licher Scheunen« in der Altstadt unterwegs, um in den alten Gemäuern und Ställen Gemälde, Objekte, Drucke, Skulpturen, Kunsthandwerk, Installationen und Fotografien zu entdecken.
Ermöglicht haben das die vielen Ehrenamtlichen um Dr. Erhard Roth und Paul-Martin Lied, organisiert in der Arbeitsgruppe »Fahr nach Lich«.
Grundidee aus dem Jahr 2013 war es, Kunst an außergewöhnlichen Orten auszustellen in einem Format, das alles ist – außer gewöhnlich. Die Initiative Schaufensteransichten, die ein Jahr zuvor bei den Kulturtagen gegriffen und Ladengeschäfte zu Galerien gemacht hatte, bezeichnet Lied als »Mutter und kleine Schwester für Kunst in Licher Scheunen«. Am Wochenende zeigte es sich, dass das Kunst- und Publikumsereignis im dritten Jahr seines Bestehens nochmals deutlich an Fahrt aufgenommen hat.
Noch mehr Aussteller gaben sich in Lich ein Stelldichein. Über 40 Künstler waren es nach Angaben der Veranstalter, die an ebenfalls noch mehr Ausstellungsorten (27) als in den Vorjahren ausstellten. Darunter Akteure aus der Region wie etwa Bodo W. Klös und die Edition Noir (N.
-Bessingen), Josef Krahforst (Freienseen), Peter Seharsch (Muschenheim) und Gräfin Madeleine Solms (Kloster Arnsburg) oder die Galerie am Dom in Wetzlar, aber auch internationale Aussteller wie Cécile Eymond aus Frankreich und Silberschmiedin Michaela Shek, deren Schmuck in einem israelischen Kibbuz gefertigt wurde. Neue Veranstaltungsorte waren beispielsweise das Kesselhaus der alten Wurstfabrik der Familie Dietz, das die Gießener Graffitisprayer von 3steps in Szene setzten, und die Alte Reithalle, wo ebenfalls Künstler aus der Region zugange waren.
Als »einen schönen Rahmen für den ländlichen Raum« und »eine für die Region wunderbare Sache«, bezeichnete Staatsminister Dr. Helge Braun (CDU) die Veranstaltung bei der Eröffnung am Samstag.
»Wenn man an Kunst denkt und daran, welche Orte damit verbunden sind, denkt man an große europäische Städte, aber nicht in erster Linie an Lich«, sagte Braun und fügte schmunzelnd hinzu: »Das ändert sich aber von Jahr zu Jahr.« Bürgermeister Bernd Klein (SPD) lobte die Eigendynamik, die die Veranstaltung entwickelt hat. Menschen haben Scheunen leergeräumt, die seit Jahren nicht mehr betreten wurden. »Ich bin dankbar, dass so viele Licher mitmachen.« Ein wenig stolz und voller Selbstbewusstsein nannte er Lich »die Kulturhauptstadt des Landkreises«; jedenfalls suche die Veranstaltung in der Region ihresgleichen.
Heinz-Jörg Ebert von den Drei Stimmen untermalte die Vernissage unter anderem mit Edith Piafs »Hymne à l’amour« und Frank Sinatras »New York, New York«. Apropos: Am Abend bewies Ebert unbedingte Liebe zu Lich, gab vor rund 150 ausharrenden Zuhörern an der alten Wurstfabrik ein 90-minütiges Freiluftkonzert – in strömendem Regen.
Ein unterhaltsames Rahmenprogramm gab es ohnehin am Samstag und Sonntag mit Musik, Mundart und allerlei Vorträgen. Die entlegeneren Ausstellungsorte konnte man mit dem Pferdekutschen-Shuttle erreichen. Für die Kleinen waren der Kinderzirkus Allez Hopp, Filzen und Kinderschminken da. Zusätzlich sorgte der Verein »Lich erleben« auf dem Marktplatz mit einigen Genussständen für das kulinarische Angebot.
Allenthalben waren positive Stimmen zu vernehmen: Echt gut sei die Veranstaltung, die ideal zum Profil der Kleinstadt passe. Allenthalben hofft man auf eine vierte Auflage in 2016. Der besondere Dank der Verantwortlichen galt zuguterletzt den 20 gewerblichen Unterstützern der Veranstaltung. (nab)