»Es erfüllt mich«

Der Trödelladen in der Oberen Langgasse in Laubach ist das Herzensprojekt von Susanne Schäfer. Jedes Jahr spendet sie für eine kleine gemeinnützige Organisation. 2022 musste sie allerdings umdenken und ihre Spende auf anderem Wege als bisher sammeln.
Die Regale und Tische sind über und über gefüllt mit Porzellan, Wolle, Büchern, Schallplatten, Spielzeug und mehr - es ist Susanne Schäfers Reich. »Es ist sehr voll hier, aber das ist das, was ich mir unter einem Trödelladen vorstelle«, sagt Schäfer und lächelt. Seit 17 Jahren hat sie den Trödelladen in Laubach - und seit dem ersten Jahr spendet sie jährlich einen Teil ihres Erlöses an eine gemeinnützige Organisation. 2022 ging ihre Spende an die Sternenkindfotografie. Sternenkinder sind Kinder, die bereits im Mutterleib, bei der Geburt oder kurz nach der Geburt versterben. Die Fotografen halten mit Bildern die Erinnerung an das Kind fest.
Schäfer informiert sich jedes Jahr viel über die infrage kommende Organisation. »Tatsächlich läuft es häufig auf etwas hinaus, das mit dem Tod zu tun hat«, sagt sie. 2021 spendete sie beispielsweise den gesammelten Betrag an die Familien-Hörbücher, die tödlich erkrankten Eltern ein Hörbuch aufnehmen. So können sich Angehörige und auch Kinder dann die Stimme des Verstorbenen anhören.
Bisher setzte sich der Spendenbetrag immer aus zehn Prozent des jährlichen Erlöses des Trödelladens sowie weiteren Spenden der Kunden im Zeitraum vom 24. November bis zum 24. Dezember zusammen. 2022 musste Schäfer allerdings eine andere Lösung finden. »Meine Betriebskosten sind so gestiegen«, erzählt sie. Die Miete wurde erhöht und die Gas- und Strompreise sind stark angestiegen.
Schäfer konnte aber eine Alternative finden. »Da ich immer viele Bücher hier im Trödelladen bekomme, kam mir die Idee, dass ich den Verkaufserlös komplett spende.« Außerdem weiß Schäfers Kundschaft mittlerweile allzu gut, dass die 52-Jährige jährlich für eine Spende sammelt. »Die Kunden kamen dann extra rein, haben nichts gekauft, sondern einfach nur Geld gespendet«, sagt sie. Insgesamt konnte sie 236,12 Euro an die Sternenkindfotografie spenden. Weitere 50 Euro gingen an die SOS Kinderdörfer, dorthin gibt sie jedes Jahr traditionell einen Teilbetrag. »Ohne meine Kunden wäre die Spende nicht möglich gewesen.«
In diesem Jahr ist die Spende nicht ganz so groß ausgefallen wie sonst. »Normalerweise sind es immer über 300 Euro.« Aber für Schäfer sei das auch nachvollziehbar, da das Geld für viele eher knapp geworden sei.
Nichtsdestotrotz findet Schäfer es schön, jedes Jahr zu spenden. »Anfangs ging es an die Pfadfinder oder die Obdachlosenhilfe«, sagt sie. Mittlerweile bevorzugt sie kleinere Organisationen, die auch regional in Hessen vertreten sind. Entweder liest sie im Laufe des Jahres von ihrem neuen Spendenziel, oder ein Kunde bringt sie auf die Idee. »Die Vorstellung, wo die Spende am Ende des Jahres hingeht, formt sich im Laufe des Jahres«, sagt sie.
Daher weiß sie aktuell auch noch nicht, wo in diesem Jahr das Geld hingehen wird. »Jetzt geht’s erstmal darum, das Spendenglas voll zu bekommen.«
Im Dezember gucke sie dann gezielt. »Dafür schaue ich mir auch Berichte an, wie viel bei der Organisation in die Verwaltung und wie viel tatsächlich in die Hilfe geht.«
An dem kleinen Trödelladen in Laubach hängt ihr Herz: »Ich habe immer von so einem Laden geträumt.« Durch Corona und die Inflation lasse der Andrang aktuell leider nach, erzählt sie. Nichtsdestotrotz lässt sie sich davon nicht unterkriegen. »Das Geschäft macht mich glücklich. Wenn es sich für einen Monat nicht rechnet, dann ist es eben so. Aber es hat mich für den Monat glücklich gemacht.« Für die Laubacherin ist der Laden mehr als nur Geld verdienen. »Es erfüllt mich.«