Abgeräumt - für den Neubeginn

Die Neuanlage der Schrebergärten bei Kinzenbach zieht sich länger hin als geplant. Aktuell sieht die Fläche wüst aus. Teils ist mit schwerem Gerät auf vielen Parzellen Tabula rasa gemacht worden. Jetzt wird komplett abgeräumt. Es ist sogar Sondermüll gefunden worden.
Eigentlich sollte im vergangenen Jahr alles abgeschlossen sein - inklusive neuer Einmessung der Parzellen und neuen Verträgen mit Pächtern. Doch das hat so nicht geklappt. Die Beordnung der Schrebergärten bei Kinzenbach zieht sich hin. Derzeit sieht die Fläche schlimm aus. Im Heuchelheimer Rathaus war man eigentlich guter Dinge, dass mit Beginn der Gartensaison in wenigen Wochen interessierte Kleingärtner wieder am Start sein können.
»Es hat mit dem Abräumen der Flächen durch die seitherigen Pächter nur bedingt geklappt«, konstatiert der Heuchelheimer Bürgermeister Lars Burkhard Steinz auf Anfrage. Es sei sehr schleppend gelaufen: » Ein Teil der ehemaligen Pächter hat sich jeder Zusammenarbeit verweigert«, so das Verfahren massiv verzögert. Kaum einer habe seine Gartenparzelle vollständig beräumt und alle kritisierten Bauten entfernt. Laut Steinz galt es, Schutt, Betonplatten, Müll, Eisenarmierungen und Kunststoffelemente zu beseitigen. Selbst eine Kühltruhe war dort verbuddelt. In den vergangenen Tagen wurden Müll und sogar Sondermüll in großen Mengen vorgefunden - bis in 1,50 Meter Tiefe vergraben.
Gestern nun hat die Gemeinde entschieden: Anders als 2021 beschlossen, dürfen auch nicht mehr vereinzelte Hütten stehen bleiben. Auch diese werden entfernt. Dafür wird den Pächtern eine letzte Frist gewährt. Das Gelände wird durch ein Unternehmen komplett geräumt. Ende März will die Gemeinde in ein Gespräch mit ehemaligen Pächtern gehen, in dem über eine tragfähige gemeinsame Lösung beraten werden soll, die dann umgesetzt werden könne.
In den vergangenen Februar-Wochen hatten Mitarbeiter des kommunalen Bauhofes dort gearbeitet. Dabei kam schwereres Gerät zum Einsatz. Sie seien dafür, so Steinz, noch »angegangen« worden.
Ursprünglich sei das ehrgeizige Ziel laut Steinz gewesen, dass noch in diesem Frühling die ersten Pächter wieder mit dem Anbau von Salat oder Gemüse beginnen können. Die eigentlich ins Auge gefasste kleinteilige Beordnung, möglichst schonend Parzelle für Parzelle, hat also nicht geklappt. Der im Februar begonnenen Räumung mit Baumaschinen sind nicht nur Hütten und betonierte Freisitze zum Opfer gefallen, sondern auch Sträucher, die Himbeeren, Johannisbeeren oder Stachelbeeren getragen haben - und um deren Erhalt einige der Kleingärtner ausdrücklich gebeten hatten.
Das frustriert etliche der früheren Gärtner. Und führt in manchem Fall zur Entscheidung, dort nicht mehr bleiben und wirtschaften zu wollen. »Die haben Tabula rasa gemacht. So kann man mit Bürgern doch nicht umgehen«, sagt einer von ihnen. Er hat jetzt seine Konsequenzen gezogen, gibt den Garten auf.
Die Fläche unterhalb des Friedhofs am früheren Bachlauf des Kinzenbachs wurde vor Jahrzehnten als Gartenanlage ausgewiesen. 67 Parzellen von jeweils rund 100 Quadratmetern wurden von der Gemeinde für kleines Geld an Selbstversorger vergeben. In den vergangenen Jahren hatte es nach Auskunft der Gemeinde immer wieder mal Ärger gegeben - teils weil Gärten als Freizeitgrundstücke und für größere Feiern genutzt wurden. Zum zweiten sollen Gärten unter der Hand weiterverpachtet oder weitervermittelt worden sein. Zudem waren Parzellen ohne Abstimmung mit dem Rathaus zu größeren Einheiten zusammengelegt worden. Teils waren Wege überbaut, Grenzen nicht mehr erkennbar. Nicht zuletzt hatte die Gemeinde als Eigentümerin kein Verständnis mehr dafür, dass über das Maß üblicher Gartenhütten hinaus Häuschen entstanden, die als Wochenend-Domizile dienten, und Freisitze gepflastert oder betoniert worden waren.
Im Sommer 2021 gab es einen ersten Anlauf, um die Gärten in Gänze zu räumen und danach einen Neuanfang zu machen. Die Gemeinde hatte allen Pächtern die Verträge gekündigt. Das sorgte bei vielen Kleingärtnern für Protest und eine Unterschriftenaktion. Nachvollziehbar - zumal bei all jenen, die ihre Gärten vertragsgemäß bewirtschaftet hatten. Sie wollten nicht, dass alle im Kollektiv für das Fehlverhalten Einzelner bestraft würden.
Die Gemeinde nahm damals die erste Ansage zurück und bot den Kleingärtnern an, mit ihnen Parzelle für Parzelle durchzugehen und partnerschaftlich und im Einvernehmen zu klären, was zu ändern oder rückzubauen ist.
Wie viele der bisherigen Pächter dort wieder einen Garten nutzen möchten oder sich mittlerweile anderweitig orientiert haben, das vermochte Bürgermeister Steinz in dieser Woche noch nicht zu sagen.