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Wasserstoff für Schienenfahrzeuge

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Zur Abfahrt bereit:
 Ein Regionalzug des französischen Herstellers Alstom, der von einer Brennstoffzelle angetrieben wird, steht im Wiesbadener Hauptbahnhof.	FOTO: DPA
Zur Abfahrt bereit: Ein Regionalzug des französischen Herstellers Alstom, der von einer Brennstoffzelle angetrieben wird, steht im Wiesbadener Hauptbahnhof. FOTO: DPA © DPA Deutsche Presseagentur

Frankfurt - Im Frankfurter Industriepark Höchst ist am Montag mit dem Bau einer Tankstelle begonnen worden, an der Züge mit Wasserstoff betankt werden können. Dieser Grundstoff fällt in dem Chemie-Komplex am Main in großen Mengen an und soll vom Jahresende 2022 an auch dazu genutzt werden, insgesamt 27 Triebwagen des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) im sogenannten Taunus-Netz anzutreiben.

Technisch fußt der eingesetzte Triebwagen »Coradia iLint 54« mit 160 Sitzplätzen auf einem Diesel-Modell des Herstellers Alstom. Statt eines Diesel-Motors haben die Züge eine Brennstoffzelle an Bord und laut Hersteller eine Reichweite von bis zu 1000 Kilometern. Auf vier Strecken im Taunus können die Züge dann ohne klimaschädliche Emissionen fahren.

Noch nicht ganz nachhaltig

Beim direkten Betrieb der neuen Züge gehören Dieselruß, CO2, Stickoxid oder Feinstaub der Vergangenheit an, denn in ihren Brennstoffzellen reagiert Wasserstoff sauber mit Sauerstoff. Es entstehen Wärme, Strom für die Motoren und als Abfallprodukt Wasserdampf.

Der RMV spricht von der weltgrößten Flotte von Schienenfahrzeugen mit Brennstoffzellenantrieb. Der Großauftrag mit einem Gesamtvolumen von rund 500 Millionen Euro beinhaltet auch die Versorgung mit Wasserstoff am Industriepark Höchst des Betreibers Infraserv.

Für die Tankstelle wurde gestern ein symbolischer Spatenstich gesetzt. Geschäftsführer Joachim Kreysing bezifferte die Investion auf einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag. Das Land Hessen und der Bund fördern das Projekt.

Im Industriepark Höchst hat der Betreiber Infraserv langjährige Erfahrungen mit dem hochexplosiven Gas, das bei der Produktion organischer Grundstoffe in der Chlor-Chemie anfällt. Bei der Chlor-Alkali-Elektrolyse wird zunächst sehr viel Energie aufgewendet, weswegen der so gewonnene Wasserstoff bislang nicht als klimaneutral gelten kann. Bisher wird das Gas beispielsweise in der Düngerproduktion weiterverwendet oder schlicht zur Stromgewinnung verbrannt. Es existiert zudem bereits seit 2006 eine Wasserstofftankstelle für Busse und Autos. Nachhaltigen, »grünen« Wasserstoff bekommt man erst, wenn das Gas allein mit dem Einsatz regenerativer Energien erzeugt wird. Vor allem die Windenergiebranche setzt große Hoffnungen in das Power-to-Gas-Verfahren, bei dem Wasser mithilfe des Windstroms in Sauerstoff und speicherbaren Wasserstoff aufgespalten wird. dpa

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