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Wandern mit Kontrollblick

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Das Zeichen fehlt, ist verblasst, zerstört oder zugewachsen: So wird aus einer entspannten Wanderung schnell ein nerviger Irrweg. Wegemarkierer sollen das verhindern.

Mithilfe einer Schablone pinselt Helmut Zander einen gelben Kreis und eine 3 auf den Baum. Der 70 Jahre alte Rentner ist Hauptwegewart beim UNESCO Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald für Hessen und Franken. Früher seien die Markierungen parallel zum Weg gesetzt worden, inzwischen würden sie auf Sicht angebracht – damit sie beim Laufen schon im Voraus erkannt werden. »Viele laufen in Begleitung, schwätzen und sind hoppla di hopp an der Markierung vorbei«, erklärt Zander.

Etwa 150 ehrenamtliche Wegemarkierer sind allein im Geopark unterwegs – für die neue Saison wird noch Verstärkung gesucht. Nachwuchs für dieses Ehrenamt ist auch im Taunus, im nordhessischen Bergland und in der Rhön schwer zu finden. »Der Wanderboom ist zwar ungebrochen groß, aber die Organisation über Vereine geht zurück«, erklärt dies der Geschäftsführer des Naturparks Taunus, Uwe Hartmann. Viele Menschen, die gerne wanderten, wollten nicht regelmäßig zu einer Tour kommen und keinen Mitgliedsbeitrag zahlen.

Hartmann ist zugleich der Hauptwegewart des Taunusklubs und koordiniert die 52 Markierer, die sich in der Region um mehr als 2000 Kilometer Wanderwege kümmern. Mindestens einmal im Jahr müssten sie die Zeichen kontrollieren und bei Bedarf neue setzen. »Nach einem Sturm müssen sie aber auch mal nachgucken.«

95 Prozent der Markierer seien Rentner. Das Durchschnittsalter der 56 Wegewarte für die 1700 Kilometer in der hessischen Rhön liege bei mindestens 70, sagt Thomas Lemke vom Naturpark & Biosphärenreservat. »Es gibt viele, die sich mit Wegemarkieren beschäftigen wollen, aber wenige, die fest in einen Verein eintreten und ein Amt übernehmen; die meisten wollen es unkompliziert.«

»Meist handelt es sich um Naturbegeisterte, die entsprechend Zeit mitbringen – oft Menschen, die bereits in Rente sind und gerne noch einen Beitrag für die Allgemeinheit leisten möchten«, beschreibt die stellvertretende Geschäftsführerin des Geoparks, Jutta Weber, die Markierer in ihrem Gebiet. Sie erhalten eine Aufwandsentschädigung: 2,50 Euro pro Stunde plus Fahrtkosten, wie Zander sagt. Und: »Wir bekommen oft positive Reaktionen von Wanderern.«

Die Wegemarkierer haben auf ihren Rundgängen ihr Arbeitsmaterial im Gepäck, um Markierungen erneuern zu können, wenn Bäume gefällt wurden, Vandalen oder Windbruch gewütet haben. Wer ein Zeichen setze, müsse sich durchaus überlegen wo, sagt Zander. In Augenhöhe sei dies nicht überall möglich. »Und wer im Frühjahr unterwegs ist, muss bedenken, dass im Sommer Blätter und Äste die Markierung überdecken.«

Rund 5800 Kilometer sollen im Geo-Naturpark richtig ausgezeichnet sein, die meisten sind Rundwege von 1,5 bis zehn Kilometern Länge, wie Zander sagt. Unter der Regie des Odenwaldklubs stünden in der Region noch einmal 5000 bis 6000 Kilometer. Dazu kämen noch kommunale Wanderwege. Es werde aber darauf geachtet, dass sich diese unterschiedlichen Wege nicht großflächig überschneiden und etwa fünf auf einer Trasse verlaufen. Ob im Odenwald oder im Taunus: Einmal im Jahr treffen sich die Wegewarte in der Regel, tauschen sich über Probleme aus, bekommen Arbeitsmaterial, -pläne und einen Leitfaden.

Wegewart Peter Vesper vom Hessisch-Waldeckischen Gebirgsverein (HWGV) wandert eigentlich jeden Tag. Markierungen bringt er dabei am liebsten werktags an – und nicht am Wochenende. »Sonst wird man immer gefragt und kommt nicht dazu, Zeichen zu setzen«, sagt der 75-Jährige, der nach einem Herzinfarkt zum Wandern und vor zwölf Jahren zu der ehrenamtlichen Tätigkeit fand. Zusammen mit etwa 40 Wegewarten betreue er rund 5400 Kilometer Wanderwege in Nordhessen – von Willingen bis Bebra und Rotenburg an der Fulda. »Ich bin das ganze Jahr unterwegs, immer im Wald, kontrolliere und markiere nach.«

Dieses Jahr habe er eine Handvoll neuer Markierer gewinnen können, diese müssten jedoch erstmal geschult werden. Oft seien sie überrascht, wie viele Kriterien es zu berücksichtigen gelte. So müsste mindestens alle 250 Meter wieder ein Zeichen gesetzt werden, auch wenn es keine Gabelung gebe. »Die Leute sollen den Weg mit den Markierungen ja auch ohne Karte finden.«

In der Rhön werden die Markierungen seit drei Jahren mit einem Spezialkleber angebracht. »Das ist nicht so abhängig von der Witterung und sieht einheitlich aus«, sagt Lemke. Früher hätten die Wegewarte drei, vier trockene Tage abwarten müssen, um den weißen Untergrund der Markierung zu malen. Dann mussten sie nochmal kommen, um das eigentliche Zeichen aufzutragen, das dann auch noch unterschiedlich ausfiel.

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