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85 Verkaufsveranstaltungen illegal

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Wetzlar (pm). Insgesamt 354 Einladungen zu Verkaufsveranstaltungen und Kaffeefahrten wurden von der Bevölkerung im Vorjahr an das Ordnungsamt des Lahn-Dill-Kreises weitergeleitet. Teilweise erhielt Sachbearbeiter Frank Schuster zur gleichen Fahrt mehrere Einladungen; insgesamt bezogen sich diese auf 85 verschiedene Kaffeefahrten. Die Einladungen selbst waren allesamt irreführend; in nicht einer einzigen waren ordentliche Absenderangaben zu finden.

Wetzlar (pm). Insgesamt 354 Einladungen zu Verkaufsveranstaltungen und Kaffeefahrten wurden von der Bevölkerung im Vorjahr an das Ordnungsamt des Lahn-Dill-Kreises weitergeleitet. Teilweise erhielt Sachbearbeiter Frank Schuster zur gleichen Fahrt mehrere Einladungen; insgesamt bezogen sich diese auf 85 verschiedene Kaffeefahrten. Die Einladungen selbst waren allesamt irreführend; in nicht einer einzigen waren ordentliche Absenderangaben zu finden. Schuster: »Im Dunkeln und anonym zu bleiben gehört zum obersten Prinzip der Kaffeefahrten-Branche. Firmennamen waren ausnahmslos frei erfunden, und unter einem Vorwand wurde zu Fahrten ins Unbekannte gelockt. Dort wurden die Teilnehmer abgezockt, wenn sie es nicht schafften, den irreführenden Reden der Verkäufer zu widerstehen.«

Im Kreishaus sind zudem auch einige Teilnehmerberichte eingegangen - meist von Mitfahrern, die hinterher versuchten aus den geschlossenen Kaufverträgern für heillos überteuerte Nahrungsergänzungsmittel oder Magnetfeldunterbetten wieder herauszukommen. In sieben Fällen wurden die Empfänger der Briefe in Gaststätten im Lahn-Dill-Kreis eingeladen. Alle Veranstaltungen waren illegal, weil sie nicht ordnungsgemäß angemeldet worden waren.

Drei der Veranstaltungen fielen aus. Vier Kontrollen führte das Ordnungsamt durch und leitete anschließend wegen diverser Verstöße Ordnungswidrigkeitsverfahren ein. In der Summe verhängte die Behörde 4500 Euro Bußgelder. »Wir konnten dabei einige Senioren vor Schaden bewahren«, berichtet Landrat Wolfgang Schuster.

So trat eine Käuferin im April in Braunfels-Philippstein vom Kaufvertrag für ein Trainingsgerät zurück, als die Kreisverwaltung und die Polizei einschritten. Das Gerät sollte angeblich etwa 2300 Euro wert sein, wurde für 700 Euro angeboten, war aber bei einem Händler im Internet für 119 Euro zu bekommen. Im Januar 2008 bot ein weiterer Veranstalter in Hüttenberg ein Nahrungsergänzungsmittel für knapp 1500 Euro an. Beim Kreisordnungsamt weiß man, dass es im Großhandel knapp 49 Euro kostet.

Erst vor ein paar Wochen kaufte in Dillenburg-Manderbach eine Dame ein Magnetfeldunterbett. Sie unterschrieb einen Kaufvertrag über 1100 Euro; einen Durchschlag erhielt sie nicht. Zudem waren die Firmenangaben im Vertrag falsch. Weder die Firma noch die genannte Straße in einer Stadt in der Schweiz existieren. Die Frau hätte vom Vertrag also überhaupt nicht zurücktreten können. Anderen Teilnehmern der Veranstaltung wurde das gleiche Produkt nach dem Ende der Show übrigens für 500 Euro angeboten. Das Bußgeldverfahren in dieser Sache ist noch nicht abgeschlossen. Aber auch hier geht man im Kreishaus von über 1000 Euro Buße aus.

»Wir können immer wieder nur vor Verkaufsveranstaltungen in Gaststätten und vor jedweder Busfahrt zur angeblichen Geschenke- oder Gewinnübergabe warnen«, so der Landrat. Aufgrund der Erfahrungen sei festzustellen, »dass es seriöse Veranstaltungen dieser Art praktisch nicht gibt. Selbst dann nicht, wenn sich die Absender der Einladungen von Kaffeefahrten distanzieren.«

Das Kreisordnungsamt stellt ein Merkblatt zum Thema bereit. Es kann im Internet unter (»Wirtschaft/Unseriöse Kaffeefahrten«) abgerufen werden. Dort findet sich auch eine Warn-Liste vor konkreten Einladungen zu Kaffeefahrten.

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