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US-Army baut Zentrum für Aufklärung in Wiesbaden

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Wiesbaden (dpa/lhe). Im neuen Hauptquartier des US-Heeres in Wiesbaden wird derzeit groß gebaut – um geheime militärische Nachrichten zu sammeln. Für mehr als 120 Millionen Euro entsteht ein Zentrum für militärische Aufklärung. Inwieweit der Geheimdienst NSA da mitmischt, ist unklar.

Den Bau hat das Hauptquartier des US-Heeres (USAREUR) am Donnerstag in Wiesbaden-Erbenheim bestätigt. Als sicher gilt nach dpa-Informationen, dass der Nachrichtendienst der US-Army (G2) das neue Center nutzen wird. Unklar ist jedoch, inwiefern der US-Militärdienst NSA dort mitmischt. Die auf das Abhören spezialisierte National Security Agency wird der millionenfachen Ausspähung von E-Mails und Telefongesprächen deutscher Bürger verdächtigt.

Das »Consolidated Intelligence Center« soll bis Ende 2015 fertig sein. Die Baukosten werden auf umgerechnet 124 Millionen Euro beziffert. USAREUR ist für 51 Länder zuständig, von Russland bis nach Israel. Auch der Einsatz der US-Soldaten in Afghanistan läuft über die Kommandozentrale, die gerade von Heidelberg nach Wiesbaden umzieht. Ins neue Intelligence Center kommen auch die verbliebenen Teile der 66th Military Intelligence Brigade. Der Nachrichtendienst G2 ist seit den Anschlägen des 11. September 2001 stark in den von den USA erklärten weltweiten Krieg gegen den Terror eingebunden worden, insbesondere auch im Kampf gegen die Taliban in Afghanistan.

Beim neuen Komplex in Wiesbaden soll es sich offenbar um ein Abhörzentrum des US-Geheimdienstes NSA handeln. Dies habe der Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), Gerhard Schindler, am Mittwoch dem Bundestagsinnenausschuss im geheimen Teil der Sitzung bestätigt. Der BND wies am Donnerstag den Bericht als unzutreffend zurück, bei dem Neubau handle es sich um ein seit Langem bekanntes Projekt der US-Army. Die Landtagsopposition forderte umgehend Aufklärung von Bundes- und Landesregierung. Innenminister Boris Rhein (CDU) müsse die parlamentarischen Gremien über das Zentrum in Wiesbaden-Erbesheim informieren, verlangte die SPD. Es könne nicht akzeptiert werden, dass aus Hessen halb Europa abgehört werde, meinten die Grünen. Die Linken rief zu einem »antimilitärischen Spaziergang« nach Erbenheim auf. Rhein hatte bereits am Dienstag gesagt, es gebe keinerlei Erkenntnisse über Aktivitäten der NSA in Hessen.

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