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Ursache für EHEC-Erreger noch unklar

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Berlin (dapd). Nach dem Fund des aggressiven EHEC-Erregers in einem Bach bei Frankfurt am Main sieht der Wissenschaftler Helge Karch die Gefahr einer Festsetzung des gefährlichen Keims in der Umwelt.

»Viele Menschen scheiden derzeit den Erreger aus. Wir können also nicht ausschließen, dass er sich in unserer Umwelt bereits eingenistet hat«, sagte Karch am Wochenende in Münster.

Die hessischen Behörden rechnen frühestens am Montag mit neuen Erkenntnissen darüber, wie der Keim in das Gewässer gelangt sein könnte. Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) ging am Wochenende davon aus, dass der Höhepunkt der Epidemie überschritten ist. Unterdessen kritisierte der Hygiene-Experte Klaus-Dieter Zastrow erneut scharf das Vorgehen der Behörden im Zusammenhang mit der EHEC-Ausbreitung.

Neue Zahlen von an EHEC Erkrankten lägen auch erst am Montag wieder vor, da die kommunalen Gesundheitsämter am Wochenende keine Meldung ans Ministerium machten, sagte die Sprecherin des hessischen Sozialministeriums, Susanne Andriessens. Von Donnerstag auf Freitag sei kein neuer schwerer Infektionsfall bekannt geworden. Aktuell wisse man von 54 Menschen, die an dem gefährlichen hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) litten.

Dass der gefährliche EHEC-Keim nun im Erlenbach aufgetaucht sei, überrasche ihn nicht, sagte Karch, der Direktor des Instituts für Hygiene des Uni-Klinikums Münster, am Samstag. Es müsse nun mit aller Kraft versucht werden, den EHEC-Stamm aus der Umwelt zu eliminieren.

Bakterien des Erregertyps O 104:H 4 waren am Freitag in dem Bach gefunden worden. Das Gewässer rückte ins Blickfeld der Behörden, nachdem auf einem nahegelegenen Gemüsehof weniger aggressive EHEC-Erreger nachgewiesen worden waren. Ob die Erreger über ein benachbartes Klärwerk in den Bach gerieten, wird derzeit untersucht. Nach Angaben des hessischen Sozialministeriums besteht jedoch keine Verbindung zwischen dem Fließgewässer und der Trinkwasserversorgung.

Gesundheitsminister Bahr zufolge geht die Zahl der Neuinfektionen zurück. Zwar sei weiterhin mit Todesfällen zu rechnen. »Das Schlimmste haben wir aber hinter uns«, sagte Bahr am Samstag bei einem Besuch des Münsteraner Hygieneinstituts. Bahr versicherte, Lehren aus dem aktuellen EHEC-Ausbruch ziehen zu wollen. Insbesondere wolle er das Meldeverfahren von Krankheitsfällen optimieren.

Der Mediziner Zastrow kritisierte Behördeninformationen, wonach der EHEC-Keim von Menschen auf Lebensmittel übertragen werde. Wer so etwas behaupte, verstehe nichts von der Thematik, sagte der Chefarzt für Hygiene an den Vivantes-Kliniken Berlin der Nachrichtenagentur dapd. Ein derartiger Fall könne allenfalls dann eintreten, wenn an der Hand befindliche Exkremente auf Lebensmittel gebracht würden. Diese Form der Übertragung gelte dann auch für die Erreger von Cholera, Typhus, Salmonellen und Hepatitis A, fügte der Experte hinzu.

Das hessische Sozialministerium hatte am Freitag mitgeteilt, eine mit EHEC infizierte Mitarbeiterin eines nordhessischen Partyservices habe offenbar den Keim auf Lebensmittel übertragen. Daraufhin erkrankten 20 Teilnehmer einer Familienfeier an EHEC.

Laut Zastrow wäre die Epidemie früher beendet worden, hätten die Behörden die Erkrankten gezielter nach dem Verzehr von Sprossen befragt. Da belastete Sprossen als Auslöser schwerer EHEC-Ausbrüche bekannt gewesen seien, habe es sich bei dem Versäumnis um einen »schweren methodischen Fehler« gehandelt, monierte der Wissenschaftler.

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