Unterhaltung aus oberer Liga der Tournee-Produktionen
Wetzlar (chl). »Spectacular, spectacular . . .« - mit einer viel versprechenden Moderation lud am Dienstagabend der korpulente und zirzensisch ausstaffierte »Le Directeur« des berühmten Pariser Nachtclubs und Kabaretts »Moulin Rouge« rund 600 Zuschauer in der Wetzlarer Stadthalle ein, hinter die verruchten Fassaden des Rotlichtviertels auf dem Montmartre um das Jahr 1900 zu blicken und eine aufregende Liebesgeschichte mitzuerleben.
Wetzlar (chl). »Spectacular, spectacular . . .« - mit einer viel versprechenden Moderation lud am Dienstagabend der korpulente und zirzensisch ausstaffierte »Le Directeur« des berühmten Pariser Nachtclubs und Kabaretts »Moulin Rouge« rund 600 Zuschauer in der Wetzlarer Stadthalle ein, hinter die verruchten Fassaden des Rotlichtviertels auf dem Montmartre um das Jahr 1900 zu blicken und eine aufregende Liebesgeschichte mitzuerleben. Gut zwei Stunden lang genoss das Publikum mit »La belle bizarre du Moulin Rouge« eine schrille und schmissig-aufregende Bühnen-Musical-Adaption des australisch-amerikanischen Musical-Filmdramas »Moulin Rouge« (2001, mit Nicole Kidman und Ewan McGregor).
Viele Figuren, Bilder und Szenen haben Produzent Ulrich Gerhartz (Gastspiel Gerhartz) und Regisseur Christian von Götz der Filmvorlage entnommen und zu einer in der Handlung leicht geänderten und gestrafften, aber dennoch unterhaltsamen und mitreißenden Musiktheater-Fassung zusammengefügt.
Im Mittelpunkt stand die Liebesgeschichte zwischen dem Adelssohn Armand und der Kurtisane Fatime, dem Star im »Moulin Rouge«. Beide Hauptrollen waren mit dem charmanten Jesper Tydén und der sehr temperamentvoll agierenden Anna Montanaro perfekt besetzt. Armand verliebt sich beim Besuch des Varietés »auf den ersten Blick« in Fatime. Was er nicht weiß: Sie leidet an Schwindsucht (Tuberkulose) und ist dem Tode nahe. Der künstlerische Berater des Hauses, Toulouse-Lautrenc (Markus Streubel), sieht in dieser Liebe die Idee für eine neue Show. Fatime verfügt als Kurtisane über die verführerischen Mittel, um Armand als Financier gewinnen zu können. Und so bezirzt sie den jungen Mann in unmissverständlichen Posen. Dessen Schwärmerei für Liebe und die Bohème lassen ihm seine Herkunft vergessen. In dieser Nähe zu Fatime springt beiderseits der Funke über. Als aber Armands Vater (Jens Ochmann) auftaucht, beendet dieser das Glück der beiden, in dem er an den adeligen Stand des Sohnes appelliert. Zwar schert sich Armand nicht darum, doch Fatime entscheidet sich gegen die Liebe und für den Ruhm. Bei der Aufführung der neuen Show wird sie gefeiert. In diesem Moment bricht Fatime aber mit einem Schwindsuchtanfall zusammen, ruft Armand herbei, gesteht ihm doch die Liebe und stirbt in seinen Armen.
Die Geschichte wurde zusammengehalten von vielen Tanzeinlagen und der fast ununterbrochen aufbrausenden, aber auch balladesken Musik. Die Titel kamen in klassischem Musicalsound, wenn es um erzählerische Momente ging, sowie als passend gewählte Zitate aktueller Rock- und Popsongs daher, um Aussagen und Ereignisse mit bekannten Melodien zu unterstützen - so wie im Film. Da singt Armand ergriffen »Love at first sight« beim Anblick Fatimes. Diese stimmt Madonnas »Material Girl« an, als sie gesteht »Ich kann nicht lieben« und untermauerte ihre Stellung als Kurtisane. Mit »Show must go on« (Queen) ermutigten sich die Tänzerinnen und das slapstickhaft überpointierte »Kreativteam« des Kabaretts. Diese musikalischen Zitate verschachtelten sich oft und hatten ihren Höhepunkt im dramatischen »Elephant Love-Medley« (mit »All you need is Love«/Beatles oder »I was made made for lovin’ you«/Kiss). Eine im Hintergrund agierende kleine Musikband sorgte für die richtigen Töne.
Schrille Kostüme (Katja Schröder), eine die Szenen verortende große Projektionswand sowie humorvolle Szenen am Rande heben diese Inszenierung zusammen mit dem positiven Gesamteindruck aus professionellem Schauspiel, Gesang und Tanz in die obere Liga der Musical-Tournee-Produktionen. Stehende Ovationen waren der Dank des Publikums für diese herrlich-belebende Vorführung.