Unseriöser Finanzberater zu Haftstrafe verurteilt
Gießen/Butzbach (srs). Die Opfer vertrauten dem 59-jährigen Finanzberater ohne Argwohn. Sie übergaben ihm ihre Ersparnisse in der Hoffnung auf zugesicherte 20 Prozent Zinsen. Doch der Mann investierte keinen einzigen Cent in Aktien oder Anleihen . . .
Gießen/Butzbach (srs). Die Opfer vertrauten dem 59-jährigen Finanzberater ohne Argwohn. Sie übergaben ihm ihre Ersparnisse in der Hoffnung auf zugesicherte 20 Prozent Zinsen. Einige überwiesen ihm 2000 Euro, andere vertrauten ihm 150 000 Euro an. »Seriöse Anlagegeschäfte ohne Risiko« waren ihnen zugesichert. Doch der Mann investierte keinen einzigen Cent in Aktien oder Anleihen. Stattdessen steckte er die Gelder in die eigene Tasche. Am Freitag verurteilte ihn die Wirtschaftsstrafkammer am Gießener Landgericht drei Jahren und neun Monaten Gefängnis.
Der in Butzbach und später in Bad Nauheim lebende Mann betrog seine Kunden zwischen Juni 2002 und August 2006 insgesamt um sage und schreibe 966 000 Euro. »Leichtsinn« und »Gutgläubigkeit« attestierte der Vorsitzende Richter Johannes Nink den Opfern unter anderem aus Friedberg, Butzbach, Hungen und Bad Nauheim. Offenbar war ihnen der Angeklagte seriös erschienen. In Seminaren hatte dieser für vorgeblich versicherte Tagestermingeschäfte geworben und die Kunden für Gesellschafterverträge gewinnen können. Anfangs zahlte der Angeklagte noch Zinsen aus. Doch bald blieben diese aus und er reagierte nicht mehr auf Anfragen. Nach den Erkenntnissen des ermittelnden Kriminalhauptkommissars betrieb der Angeklagte indes keine Börsengeschäfte.
Statt dessen deute vieles darauf hin, dass die Gelder in Internet-Casions »verzockt« wurden. Der Kriminalhauptkommissar schätzt, dass sich die Zahl der Opfer auf 80 bis 100 Personen belaufen könnte. Nur 20 hätten Anzeige erstellt, da viele sich den Spott ersparen wollten. Der geständige Angeklagte, ein gelernter Kaufmann im Textilbereich, lebte in den letzten drei Jahren auf Mallorca. Er vermietete dort sogenannte Trikes und arbeitete als Koch. Es gebe bei ihm nichts mehr zu holen. »Ich habe jedem Kunden geschrieben, dass es mir leid tut,« sagte er vor Gericht.
Die nun verhängte Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten hatten Staatsanwalt und Verteidigung für ein umfängliches Geständnis als Höchststrafe vereinbart.