Tunnel verspricht weniger Lärm

Die Verkehrsbelastung steigt, und sie wird laut Prognosen auch in den nächsten Jahren zunehmen. Für Wetzlar bedeutet das: Es wird zu eng auf der B 49, die aktuell durch die Stadt führt. Eine neue Straße muss her. Und die soll den Verkehr um Wetzlar herumleiten, teilweise unterirdisch.
In der vergangenen Woche hatte der Bund der von Hessen Mobil und der Stadt Wetzlar favorisierten Variante für eine neue Streckenführung der Bundesstraße 49 zugestimmt. Gestern hat Hessen Mobil Details des Projekts und die nächsten Schritte vorgestellt. Für den Neubau der Strecke gibt es vor allem zwei Gründe: Zahlreiche Bauwerke wie Brücken und Überführungen müssten dringend erneuert werden, erläuterte Annett Nusch, Leiterin des Fachdezernats B 49 bei Hessen Mobil. Erst vor Kurzem wurde die Taubensteinbrücke - das Einfahrtstor in die Stadt aus Richtung Gießen - wegen Rissen für den Lkw-Verkehr gesperrt. Zudem könne die aktuell 18 Meter breite Straße den zunehmenden Verkehr in Zukunft nicht mehr aufnehmen, sagte Nusch. Nötig wäre es, die Fahrbahn auf 33 Meter zu verbreitern. Eine Maßnahme, die große Eingriffe in der Stadt bedeuten würde.
Hinzu kommt, dass die Erneuerung der bestehenden Strecke ähnlich teuer wäre, wie die Lösung, die nach der Zustimmung aus Berlin nun in die weitere Planung geht: Eine Umgehung, die über die Autobahnen 480 und 45 führt. Besonders markant in dieser Variante ist der Tunnel mit seinen zwei Röhren, der die B 49 auf - nach vorläufiger Planung, eine Verkürzung wird noch geprüft - 1,7 Kilometern um Dahlheim westlich von Wetzlar herumführen soll. Der Tunnel hat laut Nusch vor allem zwei Vorteile. Eine Lösung auf beinahe identischer Strecke mit oberirdischer Verkehrsführung wäre mit starken Einschnitten in die Natur verbunden gewesen. So blieben die Flächen über dem Tunnel nutzbar. Gleichzeitig räumte Nusch aber auch ein, dass größere Eingriffe an den Übergangsstellen zur bestehenden Strecke nötig werden. Der zweite große Vorteil: Der Tunnel biete den bestmöglichen Lärmschutz für Dahlheim und Wetzlar.
Ab Kloster Altenberg östlich von Solms-Oberbiel soll die B 49 künftig die jetzige Streckenführung verlassen, westlich um Dahlheim herumführen und dann an der Anschlussstelle Aßlar auf die A 480 führen. Über die A 45 fließt der Verkehr dann in einem Bogen im Norden an Wetzlar vorbei und wird an der Anschlussstelle Wetzlar-Ost wieder auf die bestehende Trasse geführt. Neue Stadtzubringer sollen die Anschlussstelle Wetzlar-Mitte ersetzen, die Hochstraße über dem Gloelknoten wird es dann nicht mehr geben. Aus Richtung Osten solle die Linienführung der Taubensteinbrücke genutzt werden, Einzelheiten zum genauen Streckenverlauf werden aber noch untersucht, sagte Nusch.
Insgesamt sieht der Plan eine Neubaustrecke für die B 49 von drei Kilometern vor, für die Stadtzubringer vier Kilometer. Die Kosten werden mit rund 450 Millionen Euro angegeben. Darin enthalten sind auch die Vorabmaßnahmen für die Umleitungsstrecken während der Bauzeit. Dazuzählen etwa dauerhafte Lärmschutzmaßnahmen an der A 480, die durch die neue Streckenführung auch nach Abschluss des Neubaus mehr Verkehr aufnehmen muss, sowie nötige Veränderungen an der Bundesstraße 277.
Was den zeitlichen Rahmen der Baumaßnahmen angeht, hält sich Hessen Mobil noch bedeckt. Anfang kommenden Jahres soll das Projekt in die Entwurfsplanung gehen, Mitte 2025 in die Genehmigungsplanung, im Anschluss folgt die Ausführungsplanung. »Der Baubeginn ist schwierig zu prognostizieren«, sagte Nusch.
