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»The Bowmans« - starke Frauen, betörend schöne Lieder

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Wetzlar (gsh). Schon nach der ersten Strophe kann man im »Café Vinyl« eine Stecknadel fallen hören. Dabei haben »The Bowmans«, die zwei jungen Amerikanerinnen, die an diesem Dienstag hier spielen, die Verstärker gar nicht so weit aufgedreht, wie man das kennt. Sobald aber ihr unnachahmlich geschlossener Gesang einsetzt, verändert sich die Atmosphäre, und es wird völlig ruhig. Man möchte nur noch zuhören - ganz genau.

Wetzlar (gsh). Schon nach der ersten Strophe kann man im »Café Vinyl« eine Stecknadel fallen hören. Dabei haben »The Bowmans«, die zwei jungen Amerikanerinnen, die an diesem Dienstag hier spielen, die Verstärker gar nicht so weit aufgedreht, wie man das kennt. Sobald aber ihr unnachahmlich geschlossener Gesang einsetzt, verändert sich die Atmosphäre, und es wird völlig ruhig. Man möchte nur noch zuhören - ganz genau.

In der Nähe der Bühne ist keine Handbreit Platz mehr. An die 50 Gäste sind da - viel mehr würden reinpassen, aber hinten sieht man nichts. Die Zwillinge aus Iowa sind schon zum dritten Mal hier und ganz locker. Sie touren seit zwei Jahren und sind drei Monate in Europa. Die Schweiz und Holland haben sie schon, jetzt machen sie drei Konzerte in Hessen, sagt Claire Bowman. Gleich beim ersten Stück, einer Ballade, ist man im Innersten berührt von einem ganz starken Gefühl. Ihre Musik - die Stücke stammen von Sarah - ist eine vielfältige Mischung aus Pop, Blues, Rock und Country-Elementen, deren prägendes Moment der Gesang ist. Das Ungewöhnliche daran ist die atemberaubende Übereinstimmung in Timing und Ausdruck, die man ein ums andere Mal staunend genießt. Bis zum letzten Hauch eines Tons klingen die jungen Frauen gemeinsam, hauchen ihn gemeinsam aus, absolut »tight«, zum Ausklang der Gitarre.

Der Akkord geht schließlich im Rauschen des Raumes unter, man hört die Scheinwerfer summen, laut. Was man hier spürt, ist nicht nur die Musik, sondern die gemeinsame Schwingung zweier Menschen, die mehr verbindet als ein Konzert, so ist das wohl bei Zwillingen. Und Claire und Sarah machen diese Innigkeit öffentlich, nachvollziehbar.

Schon mit drei Jahren haben sie angefangen zu singen, trennten sich beim Studium und kamen schließlich in New York als Musikerinnen wieder zusammen. Sarah singt ganz fabelhaft und spielt Gitarre, nuanciert und druckvoll, zart und leise - alles geht. Ihre Schwester fügt diese träumerischen Harmonien hinzu, liefert zuweilen ein witziges kleines Xylofonsolo und spielt Tamburin. Ihr eigentliches Instrument Geige kommt heute nicht vor. Bei ein paar Songs merkt man, dass sie ebenfalls exzellent solo singen kann. »Simon und Garfunkel waren ein großer Einfluss für uns«, sagt sie, und streckenweise klingen die beiden Schwestern auch so ähnlich. Die Aufnahmen für die zweite »Bow-mans«-CD sind fertig, Grammy-Inhaber Malcolm Burn (Bob Dylan, The Neville Brothers, Emmylou Harris) wird sie dieses Jahr produzieren. Das Publikum ist gleich hingerissen, es gibt immer mehr Applaus, und während des zweiten Sets wird praktisch nichts mehr bestellt - man sieht es den Gästen an, sie wollen nur zuhören; die Bedienung lauscht hinterm Tresen.

Das Repertoire ist vielfältig, vom witzigen Kinderlied über flotten Pop bis zu ganz traurigen Liedern ist alles dabei. Bei denen spürt man dann wieder dieses wunderbare Gefühl des Berührtseins, das die Zwillinge in einem entstehen lassen. Einfach so.

Am Donnerstag um 20 Uhr treten »The Bowmans« im Kulturzentrum Bezalel-Synagoge in Lich auf.

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