Sympathische Bayern begeisterten ihre jungen Fans
Marburg (eng). Eine kleine Sensation im Marburger KFZ: Die »Sportfreunde Stiller« gaben sich am Donnerstagabend die Ehre. Die drei hitparaden- und stadionerprobten Bayern schlugen die Möglichkeit aus, in der geräumigen Stadthalle aufzutreten und spielten stattdessen im restlos ausverkauften Kulturladen.
Marburg (eng). Eine kleine Sensation im Marburger KFZ: Die »Sportfreunde Stiller« gaben sich am Donnerstagabend die Ehre. Die drei hitparaden- und stadionerprobten Bayern schlugen die Möglichkeit aus, in der geräumigen Stadthalle aufzutreten und spielten stattdessen im restlos ausverkauften Kulturladen. Mit dabei: jede Menge Hits und gute Laune auf und vor der Bühne.
Peter Brugger ist ein netter Junge. Er schreibt nette Melodien, fast noch nettere Texte, und natürlich sind seine beiden besten Freunde ebenso nette Kerle wie er. Wenn der Sänger und Gitarrist sein unverschämtes Grinsen präsentiert - und das tut er bei jeder Gelegenheit -, lächelt sein Publikum automatisch mit. Zusammen mit seinen Kumpels Flo Weber am Schlagzeug und »Rüde« Linhof am Bass, spielt Brugger in einer der erfolgreichsten deutschen Bands der vergangenen zehn Jahre: Spätestens seit ihrem südkurvengestählten Weltmeisterschafts-Song »'54, '74, '90, 2006« kennt die »Sporties« in der Republik jedes Kind. Kinder waren übrigens in großer Zahl dabei, als das stets gut gelaunte Trio nun zu seinen Wurzeln zurückkehrte. Statt in der Marburger Stadthalle, wie es ihnen vorgeschlagen wurde, spielten die »Sportfreunde« im Kulturladen KFZ.
Dessen Konzertraum ist nicht viel größer als der riesige Nightliner, der davor parkt. Wenn die »Sporties« reisen, machen sie dies in Mannschaftsstärke, da tut's kein klappriger VW-Bus. Der 18-jährige Alex ist ebenfalls ein netter Junge. Mit seinen Freunden tauscht er Erinnerungen an jene Konzerte aus, denen sie in ihrem jungen Leben bislang gelauscht haben. Und noch etwas bewegt die erwartungsvollen Fans: »Ob wir irgendwie an einen Schlagzeug-Stick kommen?«, fragt sich Alex. Als kurz darauf Peter, Flo und Rüde die KFZ-Bühne betreten, werden derlei Gedanken an mögliche Trophäen zunächst verdrängt. »Spitze« heißt das Lied, mit dem die »Sportfreunde« einsteigen - ein vergleichsweise unbekanntes Stück, das mit Zitaten aus »Dalli, Dalli« gespickt ist. Kaum einer der ungezählten Fans vor der Bühne dürfte die Fernsehshow mit Hans Rosenthal kennen: Je näher man dem Geschehen kommt, desto deutlicher sinkt das Durchschnittsalter der Zuhörer.
Dafür steigt die Stimmung: Die fröhlichen Freunde aus dem Süden der Republik können einfach nichts falsch machen. Jedes Lied ist ein Hit, jede launige Bemerkung sitzt. Dass die drei »Sportfreunde« nicht nur ein Händchen für einprägsame Melodien haben, sondern diese auch durchaus versiert umsetzen, ist Nebensache. Heute wird lauthals mitgesungen und wild herumgehüpft - so mancher Papa, der den Nachwuchs zum ersten Rockkonzert begleitet, kommt ganz schön ins Schwitzen. Ohnehin hat nach kurzer Zeit jeder im kleinen Konzertsaal klatschnasse Haare und Klamotten. Das war es wohl, was den erfolgsverwöhnten Mittdreißigern gefehlt hat: Der wahre Rock ‘n' Roll lebt eben in verschwitzen Live-Clubs.
Nach knapp zwei Stunden taumelt die Menge in die kühle Sommernacht. Das glückliche Grinsen bekommen sie nun gar nicht mehr aus den glänzenden Gesichtern. Alex schwenkt stolz den Trommelstock, den Flo ihm zugeworfen hat. Aber das Beste: Ihre mittlerweile unerträgliche Fußballhymne haben die »Sporties« nicht gespielt. Sind eben nette Jungs. (Foto: eng)