Suppenmeile lockte Zehntausende in die Stadt
Gießen (srs). Suppen in 29 Variationen und Geschmacksrichtungen sowie ein verkaufsoffener Sonntag haben am Wochenende Zehntausende Menschen in die Fußgängerzone gelockt
. Vor allem am Sonntag sorgte »Liebigs Suppenfest« in seiner zweiten Auflage bei milden Temperaturen und unter strahlendem Sonnenschein für eine brechend volle Innenstadt. Auf der Suppenmeile zwischen Lindenplatz und Selterstor suchten zahlreiche Gießener mit einer in der Allgemeinen Zeitung beigelegten Übersichtskarte gezielt die Stände auf, an denen sie kosten wollten – und löffelten dann genüsslich Hokkaido-Kürbissuppe, Minestrone oder eine anatolische rote Linsensuppe.
18 Gastronomiebetriebe und Vereine hatten die Köstlichkeiten zubereitet. Die Passanten schlängelten sich durch den Seltersweg von Suppentopf zu Suppentopf. Wer allerdings ohne den Übersichtsplan unterwegs war, wurde gar nicht so schnell fündig. Denn nur 7 der 18 Teilnehmer boten ihre Suppen tatsächlich draußen an Ständen an. Die Mehrheit der Restaurants reichte die flüssigen und breiigen Spezialitäten im Inneren über die Theke. Die Suppenangebote waren zudem oft nicht ausgeschildert. Gaststätten wie Justus und das Bootshaus sowie die Bäckerei Siebenkorn, die im Seltersweg standen, freuten sich derweil über einen regelrechen Ansturm auf die heißen Töpfe. »Schon letztes Jahr wurden wir überrannt«, berichtete Justus-Mitarbeiterin Birgit Ruhl. »Diesmal ist es ähnlich, obwohl es zum Suppenessen eigentlich fast wieder zu warm ist.«
Für kulinarische Vielfalt sorgten unter anderem das italienische Restaurant in der Sonnenstraße mit einer Minestrone sowie das Lokal Kim Phat, das seine Gäste kostenfrei zu einer thailändischen, scharfen Hühnersuppe einlud. In der »Käseglocke« am Lindenplatz löffelten die Kunden eine Selleriesuppe, in der Geschäftsinhaber Thomas Krug Würfel milden Gorgonzolas hinzugegeben hatte. Vor dem Kaufhaus »Karstadt« kosteten Besucher an einer französischen Suppe, serviert in einem ausgehöhlten Brotlaib. Dass das Brot am Ende oftmals auf dem Teller übrigblieb und im Abfall landete, beäugte so mancher mit kritischem Blick.
Den günstigsten Platz hatte unterdessen die Initiative »Supp’cultur« in der Löwengasse, wo sich die Besucher auf Holzbänken niederließen und genüsslich an einer »IK6«-Suppe schlürften – benannt nach den Zutaten Ingwer sowie Kartoffeln, Karotten, Kürbis, Koriander, Kreuzkümmel und Kokos. Zubereitet hatte sie Abderrahim En-Nosse. »Suppe«, so erläuterte er, »ist eine großartige Gelegenheit, Kinder an Gemüse heranzuführen.« Darüber hinaus könne man sehr einfach mit regionalen Produkten »globale Geschmacksraffinesse« kreieren. Giovanni Parise, der in seiner Suppenbar »hEISszeit« in der Plockstraße eine Hühner-Kartoffel-Suppe anbot, bestätigte: »Es gibt nichts gesünderes.
« Selbstverständlich verzichte man bei der Zubereitung auf Brühwürfel, Pulver oder gar Fleischextrakt.
Um dennoch einen Zusammenhang zu Liebig, den Erfinder des Fleischextrakts, herzustellen, standen seine Errungenschaften im Fokus eines Stands der Justus-Liebig-Universität und des Liebig-Museums in der Galeria Kaufhof. Wissenschaftler stellten in kurzen Vorträgen unter anderem die Verdienste Liebigs in der Begründung der modernen Säuglingsernährung hervor.
Für Unterhaltung sorgten in der Fußgängerzone das Musikcorps aus Großen-Linden sowie »Chefkoch Appenzeller« mit Jonglagen. Kinder bastelten im Spielwarengeschäft Fuhr Flugdrachen und Windlichter und ließen sich zu Prinzessinnen schminken.
Veranstalter des Suppenfests ist die Stadtmarketing GmbH. Am Sonntag hatten auch die Geschäfte im Gewerbegebiet West sowie im Schiffenberger Tal geöffnet.