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Vom Suchen und Finden

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Sondengänger Christian Schmidt sucht mithilfe eines Metalldetektors im Kletterpark auf dem Wiesbadener Neroberg den Boden nach Münzen ab. Oft findet er aber auch einfach nur Müll, wie beispielsweise Schrauben.
Sondengänger Christian Schmidt sucht mithilfe eines Metalldetektors im Kletterpark auf dem Wiesbadener Neroberg den Boden nach Münzen ab. Oft findet er aber auch einfach nur Müll, wie beispielsweise Schrauben. © dpa

Wer etwas verliert, muss oft Fundbüros oder die Polizei abklappern. Der »Findefuchs aus Frankfurt« will helfen und geht dafür selbst auf die Suche.

Christian Schmidt bewegt sich vorsichtig über den Rindenmulchboden des Kletterparks auf dem Wiesbadener Neroberg. Vor sich schwenkt er einen langen Stab von rechts nach links immer wieder hin und her. Plötzlich fängt der Metalldetektor in seiner Hand an, in den höchsten Tönen zu piepsen. Der »Findefuchs«, wie Schmidt sich nennt, beugt sich herunter und lockert den Boden auf. Schnell ist klar: Die Lasche einer Getränkedose hat den Alarm ausgelöst. Schmidt steckt sie ein. Er wird sie später entsorgen.

Schmidt ist ein Sondengänger. Er sucht aber nicht nach Schätzen, sondern nach verloren gegangenen Schmuckstücken und anderen Dingen aus Metall. An diesem Tag »sondelt« er im Auftrag des Kletterparks nach einem verschwundenen Autoschlüssel, Ohrringen und einer Uhr. Was er aufspürt, zeigt er auf seiner Homepage und liefert alles im Fundbüro ab, in der Hoffnung, den Besitzer auszumachen.

Wer einen Gegenstand findet, den offenbar jemand verloren hat, ist verpflichtet, diesen abzugeben, wie Peter Lassek, Rechtsanwalt bei der Verbraucherzentrale Hessen, erläutert. Die einzige Ausnahme: »Der Finder darf die Fundsache behalten, wenn sie weniger als zehn Euro wert ist.« Die Polizei empfiehlt, gefundene Gegenstände direkt beim örtlichen Fundbüro abzugeben. »Auch das, was wir erhalten, geben wir an die Fundbüros weiter«, sagt Syliva Frech, Sprecherin beim Polizeipräsidium Mittelhessen.

Meldet man Gefundenes nicht bei der Polizei oder beim Fundbüro, kann sich derjenige wegen Unterschlagung strafbar machen, erläutert Rechtsanwalt Lassek. »Das Gesetz sieht hier als Strafmaß eine Geldstrafe vor, bei schwerwiegenden Fällen kann sogar eine Haftstrafe die Folge sein.«

Vor etwa drei Jahren suchte Schmidt nach einem außergewöhnlichen Hobby und stieß im Internet auf das »Sondeln«. Für ihn ist es ein guter Ausgleich zum Bürojob. »Ich bin draußen, bewege mich und kann Menschen helfen.« Mittlerweile kommt der Metalldetektor überall mit, auch in den Urlaub.

Sein größter Erfolg war der Fund eines wertvollen Goldrings, den ein Mann auf einem Spielplatz verloren und dort eine Anzeige aufgehängt hatte. »Ich habe den gesamten Platz systematisch abgesucht und ihn schließlich unter einem Gerüst gefunden«, berichtet Schmidt nicht ohne Finderstolz in der Stimme.

Verloren wird grundsätzlich alles, was nicht fest verbaut ist, berichtet ein Sprecher des Ordnungsamts der Stadt Frankfurt. Neben den Klassikern wie Schlüssel, Schirme, Geldbeutel und Fahrräder beispielsweise ein leerer Sarg, eine Herz-Lungen-Maschine, eine Beinprothese und Gebisse. Im vergangenen Jahr gab es allein in Frankfurt 4214 Fälle und mehr als 12 850 Fundgegenstände.

Heutzutage läuft das Suchen und Finden auch online. Diverse Apps oder Webseiten stehen dafür ebenso zur Verfügung wie die sozialen Netzwerke. Aber, so Lassek: »Ein Post sollte kein Ersatz für die Anzeige beim Fundbüro sein.« Schließlich könnte sich jemand fälschlicherweise als der Eigentümer eines Fundstücks ausgeben. Polizeisprecherin Frech rät ebenfalls zur Zurückhaltung. »Bilder, auf denen der Name oder gar eine Kontonummer des Besitzers abgebildet sind, sollte man nicht veröffentlichen«, warnt die Sprecherin.

Wer mit einer App nicht weiterkommt, kann sich an den Frankfurter »Findefuchs« wenden. Dann durchkämmt Schmidt neben Spielplätzen auch Parks - mit entsprechender Genehmigung des Denkmalamtes - und sogar Pferdeställe. Die Verwaltung der Bäderbetriebe Frankfurt hat Schmidt nach seinen Angaben erlaubt, in drei von sieben Freibädern zu »sondeln«. Nach Betriebsschluss zieht der 38-Jährige dort seit zwei Jahren seine Bahnen - auf dem Rasen. Bis zu sieben Silberringe konnte er so schon bergen und einige Eheringe retten.

Und ganz nebenbei sammelt der »Findefuchs« noch den herumliegenden Müll ein. Das zeigt auch seine Ausbeute des Tages auf dem Wiesbadener Neroberg: Eine Ein-Euro-Münze, jede Menge Nägel, Karabinerhaken und Dosenlaschen. Schmidt ist trotzdem zufrieden. »Gerade dort, wo Kinder unterwegs sind, bin ich froh um alles, was die Verletzungsgefahr reduziert.«

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