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Schüler sollen nach »Osterhasenprinzip« lernen

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Wetzlar (gl). Unterricht sollte sich am »Osterhasenlernprinzip« orientieren, forderte am Donnerstag Hessens neue Kultusministerin Dorothea Henzler (FDP) beim 6. Hessischen Hauptschultag in der Wetzlarer Stadthalle.

Die Ministerin wollte mit diesem Schlagwort nicht auf die bevorstehenden Ostertage anspielen, sondern vielmehr einen neuen Weg zum schulischen Lernerfolg beschreiben: Der Lehrer versteckt das Wissen quasi wie Ostereier, und die Schüler müssen es selbstständig suchen und aufarbeiten. Entsprechend hatte die Landesarbeitsgemeinschaft SchuleWirtschaft Hessen auch ihre Fachtagung mit 400 Teilnehmern überschrieben: »Schülerinnen und Schüler übernehmen Verantwortung für ihr Lernen«.

Ziel von Bildung muss es sein, junge Menschen optimal auf ihr Leben und ihren Beruf vorzubereiten. Dazu gehört auch, dass sie bereit sind, selbst Verantwortung für ihr Lernen und Handeln zu übernehmen und lebenslang zu lernen. Damit dies gelingt, müssen Schüler individuell gefördert werden und Elternhaus, Schule und Wirtschaft eng zusammenarbeiten. So lautete der Tenor des Hauptschultages.

Der Bildungsgang Hauptschule dürfe keine Sackgasse für junge Menschen sein, sondern müsse sie dazu befähigen, eine Lehrstelle, einen Arbeitsplatz oder einen nächst höheren Bildungsabschluss zu erreichen, forderte Ministerin Henzler. Jeder in Hessen erreichte Schulabschluss müsse eine Zukunftsperspektive bieten und gerade Hauptschüler sollten schon sehr früh mit Berufsbildern und beruflicher Praxis in Kontakt kommen. Denn wer wisse, was er werden wolle, lerne auch mit Fleiß und Engagement. Die Liberale Henzler plädierte dafür, Schulen zu unterstützen durch die Zuweisung von 105 Prozent Lehrerstellen und der Möglichkeit, 20 Prozent davon auch in Geld zu erhalten. Sie warb für das freiwillige Modell der »Neuen Mittelschule«, in der Schüler der Jahrgangsstufen 5 bis 7 an Schulen mit den Bildungsgängen Haupt- und Realschule gemeinsam unterrichtet werden. Entsprechende Anträge von Schulen aus Wetzlar und Marburg lägen bereits vor. Der Unterricht selbst müsse verstärkt kompetenzorientiert und praxisbezogen gestaltet werden.

»Die Anforderungen an junge Menschen in Leben und Beruf sind andere, als die in den Zeiten als wir noch zur Schule gegangen sind. Die Pädagogik in der Schule, der Unterricht muss dieser Entwicklung Rechnung tragen«, forderte auch Dr. Dietrich Heine, Vorsitzender des mittelhessischen Beirats der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU). Schule müsse Schüler mit ihren Kompetenzen in das Zentrum der Betrachtungen stellen und ihnen mehr Eigenverantwortung geben.

Eigenverantwortlichkeit, Teamfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein sind Kompetenzen, die auch in der Wirtschaft gefordert werden. Wie dies in der Schule eingeübt werden kann und Schüler Verantwortung für ihr eigenes Lernen übernehmen können, darüber referierte der Bielefelder Didaktik-Professor Dr. Eiko Jürgens. Er forderte ein partnerschaftliches Verhältnis von Lehrern und Schülern, eine Abkehr vom Frontalunterricht hin zu einer Form der Co-Produktion von Wissen sowie Freiheit für Schüler im Sinne von Autonomie.

Im Anschluss diskutierten die Teilnehmer des Hauptschultages in diversen Foren. Wie können Hauptschüler Selbstwertgefühl aufbauen und zu eigenverantwortlichem Arbeiten angeleitet werden? Wie gestaltet sich die Rolle der Lehrer beim eigenverantwortlichen Unterricht? Wie lernt das Gehirn? Wie ist selbstorganisiertes Lernen auf der Grundlage von Lern- und Förderplänen möglich? So lauteten die Themenstellungen der Arbeitskreise, in denen Interessierte aus Schule, Wirtschaft und Politik berieten.

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