Revue der populärsten Hits aus gleich 18 Musicals geboten
Wetzlar (chl). Die Erwartungen an die Aufführung der »Nacht der Musicals« mit der Broadway Musical Dance Company in der Wetzlarer Rittal-Arena waren zunächst nicht sehr hoch gesteckt.
Wetzlar (chl). Die Erwartungen an die Aufführung der »Nacht der Musicals« mit der Broadway Musical Dance Company in der Wetzlarer Rittal-Arena waren zunächst nicht sehr hoch gesteckt. Denn der eher bescheidene Eindruck aus dem Vorjahr von dieser österreichischen Tourneeproduktion wirkte noch nach. Damals fiel eine fast nicht vorhandene Kulisse und die in Intonation, Aussprache und Klangfülle teilweise, wenn auch mit einigen Lichtblicken, mangelhafte Darbietung auf. Und nun: Das schlichte Bühnenbild aus zwei weißen Vorhängen und einem Standkronleuchter im Hintergrund ist geblieben. Doch die Inszenierung am Dienstagabend kam diesmal viel belebender, beschwingter und mit besserer Besetzung der sechs Sänger daher. 1000 Zuhörer erlebten eine rauschende, agile Revue der populärsten Hits aus gleich 18 Musicals.
Nonstop wechselten die Szenen und die Kostüme, aber die Darsteller vermochten es, den jeweils nötigen Habitus und das Gefühl der vorgetragenen Stücke glaubhaft umzusetzen. Denn die Zuteilung der Rollen auf Chris Coras (Wien), Brigitte Jost (Schweiz), Robert Wagner (USA), Anastasia Bain (USA), Zsolt Hegyi und Eszter Vegvari (beide Ungarn) war exzellent gelöst und auf ihre Persönlichkeit zugeschnitten.
Da man es mit einer Tourneeproduktion zu tun hatte, durfte man nicht auf opulente Kostüme, etwa beim »König der Löwen«, hoffen. Doch der Fundus schien nicht gerade billiger Natur zu sein - eher ein guter Kompromiss. Zudem mussten die Kleider ja auch rasch gewechselt werden, da je Musical nur ein oder zwei Titel vorgetragen wurden. Das galt auch für die Tänzer.
Tanz, Musik und Schauspiel harmonierten in dieser Musicalnacht ausgesprochen gut. Als Darsteller mit dem größten Charisma fiel Sunnyboy Chris Coras auf. So glänzte er nicht nur gesanglich als Falco (Falco meets Amadeus) oder als Hippie George Berger aus »Hair«, sondern zur Freude des weiblichen Publikums mit seinem blanken Adoniskörper auch als Tarzan. Ein Höhepunkt des Abends war aber auch seine Verwandlung in Schlossherr Dr. Frank’N’Furter aus »The Rocky Horror Picture Show«. Hierbei sang er verzückt »Sweet Transvestite« und stellte in eindeutigen Posen Lackstiefel, Netzstrumpfhose, den roten Slip und Po zur Schau. Er setzte noch eins obendrauf, als er mit dem Publikum schäkerte, sich von zwei Herren aus der ersten Reihe von der Bühne heben ließ, um schließlich mit dem Pressefotografen sein Anmachspielchen zu treiben - zur Freude des Publikums.
Das war es aber auch, was die Aufführung so liebenswert machte - die Interaktion mit den Zuschauern. So musste das Publikum den »Time Warp«-Tanz mitgestalten. Zudem sprangen die Tänzer sowohl im Falco-Medley, als auch zum abschließenden ABBA-Mamma-Mia-Finale im Saal rhythmisch umher und animierten zum mitmachen.
Mit ihrem Gesang fesselte auch Brigitte Jost, als sie zu schmachtenden Balladen mit ihrer klassisch ausgebildeten graziösen Stimme ausholte: Ob bei »Ich gehör nur mir« aus »Elisabeth« oder als Christine bei »Think of me« aus dem »Phantom der Oper« - immer punktete sie mit kristallklarem Timbre und der spürbaren Leichtigkeit selbst in höchsten Tonlagen. Mal feenartig brillant in »I’m not that girl« (aus »Wicked«), mal erhaben romantisch in »Don’t cry for me Argentina« (aus »Evita«) oder quietsch-fidel zusammen mit Zsolt Hegyi im Grease-Hit »You’re the one that I want« bestach Eszter Vegvari mit einer sehr wandelbaren Stimme.
Die Freunde der Musical-Evergreens durften sich auch auf » Totale Finsternis« aus dem »Tanz der Vampire«, Mambo-Tänze aus »Dirty Dancing«, den Titelsong aus »Jesus Christ Superstar« oder auf rockige Töne aus dem Queen-Musical »We will rock you« freuen. Das Finale war ebenfalls von stimmungsvollen Medleys mit allen sechs Sängern gekrönt. Stehende Ovationen und Zugaberufe waren der Dank des Publikums.