Organisation »Netz« betreut Projekte in Bangladesch
Wetzlar (wv). »Liebe Sternsinger, vielen Dank für Eure Unterstützung!« Mit den Grüßen der zehnjährigen Sharmin aus Purbo Grohat im Reisegepäck kehrte Anna Bucur von der Hilfsorganisation »Netz« aus Bangladesch zurück, wo sie Schulprojekte besuchte, die von »Netz« für die ärmsten Kinder eingerichtet und unterhalten werden.
Um die Armut dauerhaft zu bezwingen, engagiert sich die Organisation mit Sitz in Wetzlar für die Bildung von Kindern aus den bedürftigen Familien. Dank der Hilfe aus Deutschland konnte allein in diesem Jahr die Schulbildung von rund 20 000 Kindern an 346 Grundschulen in besonders abgelegenen Regionen gefördert werden. Kinder, die sonst keine Schulbildung erhalten hätten, weil die Eltern zu arm sind, um das Schulgeld aufzubringen oder in diesen Gebieten keine staatliche Schule existiert, erzählte Bucur.
Allein dank der finanziellen Unterstützung durch die Sternsinger aus der Wetzlarer Region, die seit nunmehr 13 Jahren rund 80 000 Euro für ihre bedürftigen Altersgenossen gesammelt haben, konnten im Norden von Bangladesch rund 520 Kinder für vier Jahre eine Schule besuchen, erklärte »Netz«-Projektleiter Peter Dietzel.
Auch zu Beginn des Jahres 2011 waren rund 150 Sternsinger aus den katholischen Kirchengemeinden, darunter »Heilige Familie« Hüttenberg/Oberkleen, für die heimische Aktion »Könige bringen Bildung« unterwegs und hatten nach Abschluss der Aktion rund 16 000 Euro in ihren Sammelbüchsen. Bald werden die kleinen Könige mit ihrem Stern wieder auf Tour gehen.
Teufelskreis entkommen
Sie haben sich jetzt von Anna Bucur über die aktuelle Situation berichten lassen. »Ja, in Bangladesch freuen sich die Kinder schon auf den Beginn des neuen Schuljahres im Januar«, erzählte die »Netz«-Mitarbeiterin. Denn nur mit einer Schulausbildung haben sie die Chance, dem Teufelskreis der Armut zu entkommen. Mit einem Pro-Kopf-Einkommen von rund 400 Dollar im Jahr zählt Bangladesch zu den weltweit ärmsten Ländern. »Die soziale Lage ist mehr als kritisch, wobei besonders die ethnischen Minderheiten betroffen sind«, erklärte Bucur jetzt in der Wetzlarer Bonifatius-Gemeinde. Zu ihnen zählt auch Sharmin, die Bucur besuchte. Ihr zu Hause ist eine rund 15 Quadratmeter große Wellblechhütte mit gestampftem Lehmboden, in der sie mit ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder lebt.
Das Dorf Purbo Grohat liegt auf einer Schwemmlandinsel mitten im Stromland des Jamuna. Sharmins Eltern haben keine Schulbildung, und ihr Vater verdient seinen kargen Lohn als Tagelöhner in der Landwirtschaft oder als Rikschafahrer. »Ja, ich bin glücklich, dass ich in die Schule gehen darf«, erzählte Sharmin, die später einmal Ärztin werden möchte, um ihren kranken Landsleuten zu helfen.
Viele schaffen Abschluss
Die Grundschulen von »Netz« haben einen guten Ruf. Die Klassen mit höchstens 30 Schülern werden von qualifizierte Lehrkräften unterrichtet, die vom Hilfswerk ausgesucht und angestellt werden. Sie seien ein Garant dafür, dass über 80 Prozent den Schulabschuss schaffen und damit die Berechtigung haben, eine weiterführende Schule zu besuchen. An den staatlichen Schulen liegt die Abschlussquote bei rund 50 Prozent. Die Kosten für eine Grundschule belaufen sich auf rund 1150 Euro pro Jahr, der Schulbesuch eines Kindes kostet jährlich 38 Euro. Staatliche Zuschüsse werden für diese Schulen nicht bezahlt.