»An nachfolgende Generationen denken«
Hüttenberg (jow). »Nichts hat mehr mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Zukunft zu tun als die Frage nach der Energie.«
Hüttenberg (jow). »Nichts hat mehr mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Zukunft zu tun als die Frage nach der Energie.« Diese Auffassung vertrat der Träger des alternativen Nobelpreises Dr. Hermann Scheer bei seinem Wahlkampfauftritt im Rechtenbacher Bürgerhaus in einer Veranstaltung der SPD. Die Geschichte der letzten 200 Jahre habe gezeigt, dass neue Formen der Energiebereitstellung notwendig sind. Dieser Prozess habe mit der Industrialisierung angefangen - als menschliche und tierische durch maschinelle Arbeitskraft ersetzt wurde. Die heutigen Entwicklungsländer seien von diesem Prozess immer mehr abgehängt worden.
Auch heute noch werde das gesamte Weltsystem auf endliche Ressourcen gestützt. Dabei stelle sich die Frage, ob man genügend Ressourcen zur Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse haben: »Wenn das Erdölzeitalter abläuft, ist klar, dass die gesamte Ressourcenplanung der chemischen Industrie gefährdet ist«, bilanzierte Scheer.
Ähnliches gelte für metallische Ressourcen. Scheer weiter: »China und Amerika wollen sich ihre Regionen sichern, wo sie ein Reservat haben, von dem aus sie die Energiepolitik der Welt steuern können. Wenn im Nahen Osten kein Öl ›angebaut‹ würde, hätten der Golf- und der Irakkrieg nicht stattgefunden. Wenn China und Indien unseren Verbrauch hätten, wären die Ressourcen von Erdöl und Erdgas schon jetzt erschöpft.Wir laufen in ein Debakel hinein, dass man an den sich zuspitzenden Situation merkt. Die jetzige Situation müsse jeden interessieren, da der Zeitpunkt der Erschöpfung relativ schnell eintreten werde. Mit Preissteigerungen und immer weniger Zugängen zu Erdöl befinde man sich in einer fundamentalen Falle, die den inneren und äußeren Frieden gefährde. Die Wirtschaftspolitik der hessischen Regierung trage nicht zu Optimismus bei: In Hessen gebe es bisher nur fünf Prozent erneuerbare Energien. Und dies alles weil es in der Geschichte von den Anbietern der herkömmlichen Energien bekämpft werde.
»Wer jetzt von marginalen Themen spricht, hat gar nichts verstanden«, warnte der Energieexperte. Scheer: »Wir können nicht der nachfolgenden Generation ein Desaster hinterlassen«. Erneuerbare Energien seien die größte wirtschaftliche Chance, die denkbar sei. Problematisch sei, dass zum derzeitigen Zeitpunkt viele am Tropf weniger hängen.
Scheer kam zu dem Fazit, dass der Strukturwandel unvermeidbar ist: »Die heutige Energiewirtschaft kann nicht neutral gegenüber erneuerbaren Energien sein. Die Energiequelle bestimmt in der Folge, wie sie bereitgestellt wird.« Begrüßt hatte die 80 Zuhörer die amtierende SPD-Landtagsabgeordnete Elke Kühnholz und Kandidatin für den Wahlkreis 18. Der SPD-Vorsitzende Josef Fischer hat den Einspielfilm zur Klimaproblematik vorgestellt und so auf das Thema hingewiesen.